Lukrez

Über die Natur der Dinge

Cover: Über die Natur der Dinge
Galiani Verlag, Berlin 2014
ISBN 9783869710952
Gebunden, 408 Seiten, 39,99 EUR

Klappentext

Neu aus dem Lateinischen übersetzt und kommentiert von Klaus Binder. Mit einem Vorwort von Stephen Greenblatt. Fast unglaublich war, was der italienische Humanist Poggio Bracciolini in einem deutschen Kloster entdeckte - kurz nachdem in Konstanz Johannes Hus als Ketzer verbrannt worden war: ein Gesang aus der Römerzeit, der in wunderbarer Poesie vom Bau der Welt erzählt und wie die Menschen darin ein glückliches Leben führen können - ohne Angst vor dem Tod und ohne falsche Furcht vor Göttern. Die nämlich - so Lukrez - sollen den Menschen getrost egal sein. Eine philosophisch fundierte Feier der Natur, des Lebens und der Liebe. Der Übersetzer Klaus Binder legt eine verständnisfördernd kommentierte, rhythmisierte Prosaübersetzung vor.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.01.2015

Auf allen Ebenen wird diese Ausgabe Lukrez' Materialismus und Sinnenfreude gerecht, freut sich Rezensent Micha Brumlik: Klaus Binders Neuübersetzung und Übertragung vom Versmaß in Prosaform ist nicht nur "bestens lesbar", das Buch ist in dieser überaus edlen und allerdings auch - Stichwort "Philosophie für Gutverdienende" - nicht eben erschwinglichen Ausgabe eine wahre Freude für Hand und Auge des Lesers. Auch das geistige Vergnügen kommt dabei nicht zu kurz, wie man vom Kritiker erfährt: Der schätzt Lukrez als Menschenfreund und Genussmensch in der Nachfolge Epikurs, der einem viele gute, wenn auch zuweilen etwas befremdliche Ratschläge für ein gutes Leben erteilt. Interessant findet der Kritiker Lukrez' Verhältnis zum Göttlichen: Wiewohl (wenn auch nicht im heutigen Sinne) Atheist, ruft er doch immer wieder Venus an - und markiere damit einen Widerspruch, aus dem sich Juden- und Christentum, wie Brumlik abschließed anmerkt, bislang nicht befreit haben: Der Glaube an eine Schöpfung und göttlich durchwirkte Welt, der das Göttliche dennoch indifferent gegenübersteht.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 17.01.2015

Matthias Glaubrecht kanns nicht fassen, was dieser in einer "wunderschön" gestalteten Ausgabe veröffentlichte und kommentierte Text an Kühnheit und Modernität des Denkens zu bieten hat. Dank der Übersetzungs- und Gliederungsarbeit von Klaus Binder vermag der Rezensent die alten Verse nun in "rhythmisch beschwingter" Prosa zu lesen. Und siehe da: Lukrez und sein atheistisches Weltbild wirken auf ihn derart poetisch und modern, seine Feier der Natur, des Lebens und der Liebe und die Absage an Religion und Jenseits so einsichtig, dass Glaubrecht sich fragt, wie dieser Text so lange verborgen bleiben konnte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.12.2014

Rezensent Lothar Müller freut sich über die reich kommentierte Neuübersetzung des Lehrgedichts von Lukrez durch Klaus Binder. Dass der Dichter mitnichten umnachtet war, lässt sich laut Müller an dieser lebendigen, laut Rezensent gleichermaßen poetischen wie Wissen schaffenden Schrift über die Abwesenheit der Götter in der Natur studieren. Besonders gefallen hat Müller Binders, wie er schreibt, an der literarischen Sprache der Goethezeit orientierte Prosafassung, da sie Lukrez sogar mitunter an Glanz überflügelt. Das kommt auch der Anschauung zugute, meint Müller, wenn der Autor dem Leser Wolken, Donner und Blitz vor Augen führt, das Naturgeschehen als Ereignis aus sich selbst. Und so geht auch Müller auf, wie Versemachen und das Spiel der Atome sich gleichen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.11.2014

Bisher wurde immer versucht, den Hexameter des lateinischen Originals von Lukrez' Lehrgedicht "Über die Natur der Dinge" ins Deutsche zu retten, um den Preis seiner Lesbarkeit, denn die Wirkung ist beileibe nicht die gleiche, weiß Burkhard Müller. Deshalb gefällt dem Rezensenten Klaus Binders Neuübersetzung so gut: sie überträgt die strenge Metrik in poetische Prosa, gibt dem Inhalt Vorrang vor der Form und verschiebt Probleme, die sich daraus ergeben mögen, in Kommentar und Vorwort, erklärt Müller. Und das Lesen fällt so nicht nur leichter, so der Rezensent, es lohnt auch, denn das Buch ist das wahrscheinlich umfangreichste Dokument des epikureischen Materialismus, dessen Anhänger Lukrez war. Die sicht- und greifbare Welt ist nach ihm das Wesentliche, ein Jenseits gibt es nicht, das höchste Prinzip sei demnach die ganz und gar weltliche Lust, fasst Müller zusammen. Dass Lukrez' Vorstellungen vom Aufbau der Welt, des Universums und der Materie naturwissenschaftlich überholt sind, tut der Lektüre keinen Abbruch, findet der Rezensent.

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