John F. Jungclaussen

Risse in weißen Fassaden

Der Verfall des hanseatischen Bürgeradels
Cover: Risse in weißen Fassaden
Siedler Verlag, München 2006
ISBN 9783886808229
Gebunden, 258 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Über Jahrhunderte lag die politische und wirtschaftliche Macht Hamburgs in der Hand einiger weniger Familien, die sich auf ein fein gesponnenes Netzwerk aus Verwandtschafts- und Geschäftsverhältnissen stützte. Am Beispiel der vier Familien Amsinck, Vorwerk, Burchard und Münchmeyer beschreibt Jungclaussen das Aufkommen und den schleichenden Verfall dieses Bürgeradels. Jungclaussen setzt in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein, in jener stolzen Welt der Überseekaufleute, Reeder und Merchant Banker, die gerade dabei sind, Hamburg zu einem der größten Hafenplätze der Welt auszubauen. Der Fluchtpunkt der Darstellung ist die NS-Zeit, in der sich viele Familien in die innere Emigration zurückzogen und hinter den Fassaden ihrer großbürgerlichen Häuser einem verschwenderischen Lebensstil frönten. Dieser Tanz auf dem Vulkan wurde mit den ersten Luftangriffen auf Hamburg im Jahre 1943 jäh beendet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.09.2006

Dieser Verriss passt in drei Sätze. Kurz und bündig handelt Eberhard Straub das Buch von John F. Jungclaussen ab. Ein Ereignis der Plapperhaftigkeit und Fehlerhaftigkeit und Sinnlosigkeit, der Klischees und der schiefen Bildlichkeit sei das, was hier zwischen zwei Buchdeckeln präsentiert wird. Wenn auch nicht wie angekündigt der Verfall des hanseatischen Bürgertums behandelt werde, so werde doch wenigstens die "unaufhaltsame Verwahrlosung" in der Buchindustrie "eindrucksvoll" illustriert. Straub hat auch schon den passenden Begriff zur Hand: "Pophistoriografie". Das wird so abwertend gemeint sein, wie es klingt.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.07.2006

Betrogen fühlt sich Rezensent Thomas Medicus ob all seiner sehnsüchtigen Erwartungen an diese Studie zum Hamburger Bürgertum. Denn, seufzt der Rezensent, John F. Jungclaussen hätte doch zur genau richtigen Zeit das paradigmatische Buch vom Nutzen und Nachteil großbürgerlicher Werte schreiben können. Allein, dem Autor gelinge kein Gesamtbild aus all seinen Einzelteilen. Weder habe er den Mut gehabt, Familien pars pro toto genauer zu untersuchen, noch könne er die Stadt der Bürger in ihrer Funktionsweise transparent und anschaulich machen. Hinter dieser Insuffizienz vermutet der Rezensent ein zu schmal geschnürtes Schulränzlein des Autors, der einfach nicht auf der Höhe der Beschreibungsmethoden der historischen Anthropologie beispielsweise eines Peter Burke sei. Auch eine "populäre" Geschichtsdarstellung sei heutzutage nicht mehr so einfach zu haben. Zum Verdruss des Rezensenten tragen schließlich auch noch so manche "Stilblüten" das ihre bei.
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