Juan Goytisolo

Reise zum Vogel Simurgh

Roman
Cover: Reise zum Vogel Simurgh
Suhrkamp Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783518422519
Gebunden, 202 Seiten, 21,95 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Thomas Brovot. Geschlechtlichkeit ist für den bekennenden Außenseiter eine Art Subversion per se: Bestandteil einer Entgrenzungserfahrung, in der sich Eros und Heiliges durchdringen. Die politische Sphäre hat der Emigrant und unermüdliche Kritiker geschlossener Systeme von jeher auf die in ihr angelegten Ausgrenzungen befragt. Sufi-Dichtung und spanische Mystik schließlich, in der prägnanten Ausformung des Juan de la Cruz, waren es, die ihn in seiner tiefsten existentiellen Krise aus Angst und Enge geführt haben. Raffend, in träumerischer Plötzlichkeit des Wechsels, nimmt uns der Roman zu Räumen der Inquisition und der Repression ebenso mit wie zu Bordellszenen, ideologischen Familienfeiern, dem heimlich-peinlichen Wirken des Zensors - in immer neuen Bildern gräbt Goytisolo sich in jenes Dunkelgebiet von gesellschaftlicher Unterdrückung und radikalindividuellem Ausbruch. Indem der vielgestaltige Erzähler des Romans sich dem geistigen Abenteuer des Sufismus und der Mystik hingibt, gelangt er - jenseits der "dunklen Nacht der Seele" - vom verlorenen Paradies bis hin zum wiedergefundenen Garten Eden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.09.2012

Zunächst versteht Uwe Stolzmann kein Wort von dem, was er da liest. Erst als er sich dem kurzen, dichten Text über die Hintertür nähert, über Nachwort, Sekundärliteratur und die vom Autor im Text gegebenen Lesehilfen, funktionierts und der Rezensent erlebt Juan Goytisolo in diesem bereits 1988 im Original erschienenen Roman als großen experimentellen Subversiven und Jongleur seiner Lebensthemen: Sexus, Politik, Gewalt, Mystik, das Buch als Schlüsselroman eines Lebenswerks. So leuchtet das Unsichere des Textes, seine Handlungslosigkeit dem Rezensenten schließlich als Gestaltungsprinzip ein, und er kann das Buch als opulenten Reigen genießen, als Gleichnis über Totalitarismus und Kontamination, als Zumutung immer noch, doch als großartige.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.08.2012

Reinhard Brembeck verneigt sich vor Juan Goytisolos im Original bereits 1988 erschienenen, nun auf deutsch vorliegenden Roman "Reise zum Vogel Simurgh". Er würdigt den Autor als "Großmeister der spanischen Literatur", der sich in diesem Werk des Mystikers und Lyrikers San Juan de la Cruz (1542-1591) annimmt. Der Roman ist in seinen Augen so etwas wie ein Versuch, eine Abhandlung San Juans zu rekonstruieren, die dieser zerrissen und verschluckt haben soll, als er 1577 entführt und eingekerkert wurde. Das Ergebnis scheint ihm überaus kraftvoll, dramatisch, voll von starken Bildern des Untergangs, aber auch der Wärme. Beeindruckend findet er, wie Goytisolo Zitate San Juans in seinen Text einwebt und mit seiner Prosa dem Rhythmus von dessen Lyrik folgt. Ausdrückliches Lob gibt es für Thomas Brovot Übersetzung in "ein kraftvoll poetisches Deutsch".
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