Verena Stefan (Hg.), Chaim Vogt-Moykopf (Hg.)

Als sei ich von einem anderen Stern

Jüdisches Leben in Montreal
Cover: Als sei ich von einem anderen Stern
Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2011
ISBN 9783884233566
Gebunden, 264 Seiten, 25,80 EUR

Klappentext

Jüdische Überlebende deutscher Sprache in Montreal. Dieses Buch dokumentiert die Lebenswege einiger der letzten deutschsprachigen Überlebenden des Holocaust, die sich in Montreal/Kanada niedergelassen haben. Im Mittelpunkt steht das Verhältnis der jüdischen Überlebenden zur deutschen Muttersprache als eine Thematik, in der sich Opfergeschichte und Tätergesellschaft treffen. Kein Kapitel der deutschen Geschichte ist so vom Missbrauch der Sprache geprägt worden wie das Dritte Reich.
Die befragten Emigranten haben mit der erzwungenen Trennung von Deutschland und Österreich auch einen linguistischen Schnitt vollzogen und die deutsche Sprache aus ihrem Leben verbannt. Dreißig, vierzig Jahre später jedoch haben sie aus verschiedenen Gründen ihre Herkunftsländer besucht und, nach anfänglichen schmerzhaften Widerständen, wieder Deutsch gesprochen. Heute ist es ihre Lieblingssprache, und das Verhältnis zur deutschsprachigen Kultur ist von Nostalgie geprägt.
In den Gesprächen mit den Überlebenden kommt das alte Mitteleuropa auf der geistigen Landkarte zum Vorschein. In ihren Erinnerungen sind Reiserouten und Fortbewegungsmuster zwischen Berlin, Prag, Wien und Amsterdam eingezeichnet, die mit dem Zweiten Weltkrieg und der Ära des Eisernen Vorhang verloren gegangen sind. Sie bekommen mit der jetztigen Erweiterung der Europäischen Union eine aktuelle Brisanz. Es sind meist Porträts von Überlebenden, die vor 1939 emigrieren konnten und von Überlebenden, die sich noch während des Krieges in Deutschland oder Österreich befanden. An Exilstationen werden England, Belgien, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Kuba, Shanghai und Palästina vorkommen.
Die Gespräche wurden geführt mit: Judy Rosenberg; Ellen Joachim; Leo Rosshaendler; Ursula Feist; Sessi Jakobovits; Ruth Perlstein; Jack und Elke Perlstein.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.10.2011

Rezensentin Susanne Gmür hat sich mit der doppelten Stigmatisierung deutscher Juden im Exil im kanadischen Montreal befasst und stellt fest: Das Ganze ist nur in Form zerstückelter Erzählungen zu bekommen. Was die beiden Herausgeber Verena Stefan und Chaim Vogt-Moykopf in überwiegend auf Deutsch geführten Gesprächen mit Betroffenen herausgefunden haben, überrascht die Rezensentin durch die durch Flucht und Exil sich ergebende Vielfalt jüdischen Selbstverständnisses. Von dem Gefühl des rein zufälligen Jüdischseins bis zur orthodoxen Thoratreue reicht das Spektrum. Den Wechsel zwischen historischen Fakten und subjektivem Bericht findet Gmür reizvoll, trotz aller Kürze erhält sie ein Bild vom Leben und Leiden der Menschen.
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