Jacques Derrida

Das Tier, das ich also bin

Cover: Das Tier, das ich also bin
Passagen Verlag, Wien 2010
ISBN 9783851659443
Kartoniert, 280 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Markus Sedlaczek. Die in der philosophischen Tradition verankerte Dichotomie von Mensch und Tier stellt dem vernunftbegabten Subjekt ein den logos entbehrendes homogenes Tier gegenüber. Sie begründet damit eine logozentrische Herrschaftsposition des Menschen, dessen potenzielle Animalität ausgelöscht wird. Derrida unterläuft diese gewaltsamen Zugriffe von Sprache und Denken, indem er ein neues Wort einführt: animot. Es zeigt, dass die Rede von dem Tier nur ein Wort (mot) ist, und gibt homophon zu hören, dass es Tiere (animaux) nur im Plural gibt. Im Durchgang durch die Tradition von Aristoteles über Descartes, Kant, Heidegger bis Lacan und Levinas sowie unter Befragung der Erfahrungen der Nacktheit und des Leidens verweist Derrida auf die Zerbrechlichkeit der angenommenen Grenzen des Eigenen des Menschen, die den klassischen Mensch-Tier-Gegensatz begründen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 05.05.2011

Seit Aristoteles hat sich die Philosophie mit dem Tier beschäftigt, meist jedoch, um den Menschen vom ihm zu unterscheiden und zu entfernen, erklärt Michael Wetzel, Derrida ändert mit diesem Buch die Blickweise. Wie er berichtet, war es für Derrida ein einschlägiges Erlebnis, nackt im Badezimmer auf seine Katze zu treffen und Scham zu empfinden. Und so entwickelt er in "Das Tier, das ich also bin" eine Vorstellung vom Tier, die dem im Menschen ermöglicht, auf Augenhöhe mit dem Tier ein Bewusstsein seiner selbst zu entwickeln. Dabei geht er nicht nur der fundamentalen Frage, was der Mensch, sondern auch, was das Tier sei. Wie Wetzel anreißt, wendet sich Derrida auch gegen das Bild vom Tier als ewigem Opfer des Menschen. Die Auseinandersetzung mit Lacan und Heidegger sind für den Rezensenten ganz klar die Höhepunkte des Buchs, der letztendlich nicht ganz überzeugt zu sein scheint und gewisse Vorbehalte gegen Derridas Arbeit am Begriff und seiner Konzentration auf das eigene Denkgebäude anführt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.01.2011

Dies ist kein ausgearbeitetes Buch, sondern die schriftliche Fassung eines Vortrags, den Jacques Derrida im Jahr 1997 hielt. Nicht untypisch für den Philosophen sei, so Uwe Justus Wenzel, die Länge dieses Vortrags, aus dem nun ein fast dreihundertseitiges Buch werden konnte. "Monströs? sei dieses Buch, durchaus auch in einem theoretischen Sinn. Ins Zentrum seiner abschweifungsfreudigen Betrachtungen zum (Verhältnis des Menschen zum) Tier stellt Derrida den Begriff des "animot?, ein Wortspiel aus "Tier? und "Wort? - in klarer kritischen Bezugnahme auf die antike Setzung des Menschen als Tier mit Verstand. Die Grenzverläufe nicht zu leugnen, sondern ihnen in ihrer Komplexität auf der Spur zu bleiben, darum geht es Derrida. Zu apodiktischen Bestimmtheiten kommt es dabei, so Wenzel, wie üblich eher nicht. Aber ein vielgestaltiges "Vielleicht? springe allemal heraus.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.2010

Markus Wild hat sich begeistert auf das "große intellektuelle Vergnügen" eingelassen, das dieser Band mit vier späten Texten Jacques Derridas über die "anthropologische Differenz", die Unterscheidung von Mensch und Tier, bietet. Der Rezensent ist hingerissen vom Witz, vom Anspielungsreichtum und den vielen Quellen und Anregungen auch aus Derridas eigenem Werk,  und er betont, dass bei aller gedanklichen Spielfreude, die der französische Philosoph hier an den Tag legt, es den Texten keineswegs an "Ernst und Gründlichkeit" mangelt. Hier werden Gedankenlinien gezogen, die der Rezensent höchst anregend findet und deren "Spuren" er mit großem Interesse nachgeht. Lobende Worte findet Wild auch für die in seinen Augen geglückte Übersetzung und die Anmerkungen von Markus Sedlaczek.
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