Marie Theres Fögen

Römische Rechtsgeschichten

Über Ursprung und Evolution eines sozialen Systems
Cover: Römische Rechtsgeschichten
Vandenhoeck und Ruprecht Verlag, Göttingen 2002
ISBN 9783525353882
Gebunden, 240 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Seit Jahrhunderten greift die Rechtsgeschichte für die Anfänge des institutionalisierten Rechtswesens auf selbstgeschaffene Mythen zurück. Der Entschlüsselung dieser Ursprungsmythen ist Marie Theres Fögens Buch gewidmet. Ihr geht es darum, aus den Erzählungen des Livius, Dionysios von Halikarnass, Diodor, Cicero und anderer zu rekonstruieren, welches Bild die Römer sich von der Entstehung und Evolution ihres Rechts gemacht haben. Die einschlägigen Erzählungen, von der modernen Historiografie weitgehend verworfen, haben enorme literatur- und kunstgeschichtliche Wirkungen entfaltet.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.06.2002

Die Geschichtsschreibung des 19. und 20. Jahrhundert hat die Geschichte des Römischen Rechts als eine des geordneten Fortgangs der Vernunft gezeichnet. Marie Theres Fögen belegt mit ihrem, wie Uwe Justus Wenzel meint: "wunderbaren", Buch, dass das nicht ohne beträchtliche Schönheitsoperationen abging. Die Berichte früher römischer Historiker zum Beispiel musste man ignorieren oder für Humbug erklären - und gerade dafür interessiert sich Fögen, die herausfinden möchte, wie die Römer sich ihr Recht und seinen Ursprung selbst erklärten. Der heute vielfach nicht mehr aufzuklärende Unterschied von Fakt und Fiktion ist, wie Fögen am Beispiel zeigt, oftmals uneingestandenes Konstrukt der Historikerzunft. Den eigenen erzählerischen Bogen leiht sich die Autorin von der Systemtheorie, die stets betont, dass alles immer auch hätte anders kommen können: eine Geschichte, die die "Geschichten Fögens" zusammenhält, ergibt sich am Ende doch. Dagegen hat der Rezensent, wie gegen das ganze Buch, nicht das mindeste einzuwenden. Hier verbinden sich, schwärmt er, "Anschaulichkeit und Knappheit, Eleganz und wissenschaftliche Akkuratesse".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.03.2002

Rezensent Wilfried Nippel ist restlos begeistert von diesem Buch. Die "systemtheoretisch inspirierte" Autorin Marie Theres Fögen zeige, 'wie die Römer sich erklärten', wie das einzigartige Römische Recht entstanden sei. Fögen glaubt nicht, dass es sinnvoll und möglich ist, Quellentexte in faktische und fiktionale Elemente zu zerlegen, erläutert Nippel. Statt dessen beschreibe sie die Entstehung des Römischen Rechts am Schicksal "zweier schöner Frauen" - Lukretia und Verginia -, deren Tod zum Sturz des Königstums und des "Zehnmännerkollegiums" führte, das das Zwölftafelgesetz schuf. Dichtung und bildende Kunst haben zwar immer wieder von den beiden Frauen erzählt, die Geschichtswissenschaft habe sie jedoch bis jetzt als "historisch wertlos" verworfen. Fögen scheint nun zu beweisen, dass es nicht darauf ankommt, ob die beiden wirklich existiert haben, sondern darauf, welche Rolle die Überlieferung ihrer Geschichte gespielt hat. Wer sich für die Entstehung eines Rechtssystems interessiert, "sollte sich das hier gebotene intellektuelle Vergnügen nicht entgehen lassen", lockt abschließend der Rezensent.
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