Helene Hanff

84, Charing Cross Road

Eine Freundschaft in Briefen
Cover: 84, Charing Cross Road
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2002
ISBN 9783455026504
Gebunden, 159 Seiten, 12,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Rainer Moritz. Durch Zufall stößt die amerikanische Bühnenschriftstellerin Helene Hanff Ende der 40er Jahre auf die Adresse eines kleinen Antiquariats in London. Eine neue Quelle für schwer aufzutreibende Bücher? Die Autorin greift zur Feder, ohne zu ahnen, dass diese ersten Zeilen den Beginn einer jahrzehntelangen Brieffreundschaft markieren. Zunächst ist die Korrespondenz zwischen ihr und dem Londoner Buchhändler Frank Doel noch allein von der gemeinsamen Leidenschaft für Bücher geprägt. Frank treibt für Helene rare Buchausgaben auf, man spricht über Autoren, Werke und Buchausstattungen. Doch mit der Zeit werden die Briefe persönlicher. Helene erzählt von ihrem Alltag in New York, ihrer Arbeit und aktuellen Ereignissen. Aus London wiederum erfährt die Amerikanerin, wie knapp die Lebensmittel zu jener Zeit sind, und schickt Care-Pakete an ihre Lieben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.07.2002

Michael Schwidtal empfiehlt dieses Buch wärmstens allen "leidenschaftlichen Lesern". Der Briefwechsel der passionierten New Yorker Leserin Helene Hanff mit ihrem Londoner Antiquar sei eine "anregende Einführung in den geheimen Kanon der englischen Literatur und als Dokument für die beispielhafte Herzensbildung einer Lohnarbeiterin für Presse und TV", meint der Rezesent. Hanff möge keine Geschichten, "die Leuten, die nie gelebt haben, nicht zugestoßen sind", schreibt Schwidtal und findet dies offensichtlich sehr sympathisch. Und so schreibe sie denn selbst so persönlich, dass es ihr allmählich gelinge, die britischen Buchhändler aus der Reserve zu locken. Eine erstaunliche Karriere für das Genre "Geschäftsbriefe", meint der Rezensent, die sich nahezu konsequent darin fortgesetzt habe, dass der bereits 1970 erschienene Briefwechsel auf die Bühne gebracht und schließlich sogar verfilmt wurde. Leider verliert der Rezensent kein Wort über die Neuedition, so dass man nicht erfährt, worin sie sich von der vorherigen unterscheidet.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.04.2002

Paul Ingendaay ist einfach hingerissen von diesem Briefwechsel zwischen einem britischen Antiquar und einer amerikanischen Vielleserin, der genau zwanzig Jahre zwischen 1949 und 1969 umfasst. Den britischen Buchhändler Frank Doel beschreibt er als die "Verkörperung aller Antiquariatstugenden", ganz verzaubert ist unser Rezensent aber vor allem von dem "Konversationsgenie" Helene Hanff, die den Buchhändler mit "gezielten Frechheiten und liebevollen Provokationen" aus seiner anfänglichen Reserve locke. Hanff sei es zu verdanken, dass aus der Geschäftskorrespondenz über Bücher ein persönliches Gespräch wurde, an dem sich bald sämtliche Mitarbeiter des Antiquariats beteiligten. Ingendaay zitiert eine Passage aus einem Brief der Hanff, die ihren Witz und ihr Temperament zeigt: "Das nennen Sie Pepys' Tagebuch!? Das ist nicht Pepys' Tagebuch, das ist die elende Zusammenstellung von Exzerpten aus Pepys' Tagebuch, herausgegeben von irgendeinem übereifrigen Kerl, der in der Hölle verfaulen möge! Ich könnte ausspucken davor! Wo ist der 12. Januar 1668, als ihn seine Frau aus dem Bett jagt und mit einem glühend heißen Feuerhaken quer durchs Schlafzimmer verfolgt?" Danach fragt sie, ob sie frische Eier oder Eipulver zu Weihnachten schicken soll. Für Ingendaay ist das Buch eine "Zeitmaschine": Obwohl es von einer vergangenen Epoche erzählt, die Autoren inzwischen tot sind und die Buchhandlung Marks und Co längst nicht mehr existiert, ändere das Gespräch über Bücher "unser Zeitempfinden radikal". Rainer Moritz habe die Briefe "tongenau übersetzt".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.04.2002

Für Joachim Kersten präsentiert dieser Band einen "entzückenden" Briefwechsel von "veröffentlichungsreifem Seltenheitswert" zwischen der New Yorker Drehbuchautorin Helene Hanff und den Mitarbeitern eines Londoner Antiquariats aus den Jahren 1949 bis 1969. Nicht nur, dass Hanff darin eine ganze Reihe von Wünschen äußere, die von großer "Direktheit" und "Spontaneität" der New Yorker Autorin zeugten, hat den Rezensenten beeindruckt. Schön findet er auch, dass die außergewöhnlichen bibliophilen Begehrlichkeiten den Leser dieses Buchs dazu verleiten, selbst wissen zu wollen, um welche Bücher es sich da gehandelt haben muss. Das Buch war in den USA und Großbritannien ein großer Erfolg. Zu Recht, denkt Kersten, denn was gebe es Schöneres, als die besondere Beziehung zwischen Antiquaren und Buchbegeisterten zu dokumentieren?

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