Theodor Eschenburg

Letzten Endes meine ich doch

Erinnerungen 1933-1999
Cover: Letzten Endes meine ich doch
Siedler Verlag, Berlin 1999
ISBN 9783886807017
Gebunden, 286 Seiten, 20,35 EUR

Klappentext

Theodor Eschenburg erzählt die Geschichte Deutschlands in diesem Jahrhundert in Porträts und Erinnerungen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 20.06.2000

Das ist schon ein außergewöhnlicher Rezensent, der auf sehr lebendige Weise schreibt: Ernst Benda, CDU-Mitglied, einstiger Innenminister und Vorsitzender des Bundesverfassungsgericht, bespricht die Memoiren des 1999 verstorbenen Historikers Theodor Eschenburg, der - von Adenauer bis Kohl - die Bundeskanzler alle persönlich gekannt hat. Die Schilderung der Aufbaujahre der BRD findet Benda anschaulich geschrieben, wie er es von Eschenburg kennt. Aber dann wird die Geschichte immer dünner, und Benda fühlt sich "an der Nase herumgeführt", als er im Nachwort lesen musste, dass das eigentliche Manuskript Eschenburgs nur die Jahre bis 1952 erfasst. Der Rest des Buches basiert auf Gesprächen, die Wolf Jobst Siedler und Joachim Fest in den Jahren 1984/85 mit dem Historiker geführt haben sowie auf Zeitungsartikeln aus der Zeit danach. Kein Wunder, so Benda, dass der Rest des Buches schlicht langweilig ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.06.2000

Der zweite Band einer Autobiografie wird notwendigerweise mit dem ersten Band verglichen, und da ist der Rezensent Wulf Reimer, wie er gesteht, in "Verlegenheit" geraten. Denn so hoch er den ersten Band ("Also hören Sie mal zu") einschätzt, so ärgerlich hat ihn der zweite gemacht. Zwar konnte die "Prägnanz des Ausdrucks, sprachlicher Duktus und Dichte der erzählerischen Komposition" des ersten Bandes nicht erwartet werden, da der Autor vor Fertigstellung des Manuskripts 94-jährig 1999 starb. Aber dass seine Aufzeichnungen samt einiger Gespräche, die er mit Jobst Siedler und Joachim Fest führte, "schludrig lektoriert" zu diesem Buch zusammengestellt wurden, findet er als "editorisches Verfahren" zumindest "fragwürdig". Dennoch hat er seine Enttäuschung überwunden und ein paar Geschichten erzählt, die ihm dennoch wichtig waren und gefallen haben: die Deutlichkeit, mit der einer seine windelweiche Haltung in der Nazi-Zeit nicht zum Widerstand umschminkt zum Beispiel, und ein skurilles Treffen mit dem späteren Wirtschaftsminister Ludwig Erhard im zerbombten Berlin kurz vor der Kapitulation. Den "zentralen Abschnitt" dieses Bandes, der sich mit dem Verdienst des aus Hamburg stammenden Tübinger Politikwissenschaftlers um die Zusammenführung der Länder Würtemberg-Hohenzollern und Würtemberg-Baden befasst, kann wohl nur spannend finden, wer sich für die Neustrukturierung der politischen Verwaltung in der Bundesrepublik nach 1945 leidenschaftlich interessiert.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.04.2000

Rainer Hoffmann macht in seiner Rezension zunächst seinem Unmut Luft, dass erstens: Eschenburgs Erinnerungen bestenfalls bis zur Ära Helmut Schmidt reichen, und zweitens: der Herausgeber Hermann Rudolph auf dem Rezensenten nicht geheure Weise die fragmentarischen Hinterlassenschaften und Gespräche mit Eschenburg - der Autor ist vor Vollendung seines Buches gestorben - zu einem "mehr oder weniger einheitlichen Text zusammengefügt" hat. Inhaltlich kann Hoffmann dem Buch dennoch Einiges abgewinnen. Als Beispiel führt er Eschenburgs erzwungene Mitgliedschaft in der SS an, denn hier zeigen sich Hoffmanns Ansicht nach die "erpresserischen Strukturen eines totalitären Regimes". Zum anderen hebt der Rezensent die Passagen hervor, in denen es um Eschenburgs Haltung zu Staat und Grundgesetz geht. Der "`eigentliche Vater`" (Eschenburg) Baden-Württembergs sah - wie der Leser erfährt - bereits in Willy Brandts Aufforderung "mehr Demokratie zu wagen" eine Gefahr für den auf dem Grundgesetz aufgebauten Staat.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.03.2000

Die Rezension des zweiten Bandes der Lebenserinnerungen von Theodor Eschenburg gerät zum Nachruf des im letzten Jahr Verstorbenen. Ergriffen preist Theo Sommer die große Persönlichkeit Eschenburgs und ist auch vom zweiten Band seiner Memoiren restlos begeistert. Auch wenn Eschenburg seine Lebenserinnerungen nicht mehr habe vollenden können, demonstrierten sie dessen "Geistesschärfe und Urteilskraft". Nüchtern und ohne Rücksicht auf sich selbst schildere das Buch auch weniger rühmliche Passagen aus Eschenburgs Leben, wie seinen Beitritt in die Motor-SS. In der Schilderung der Kriegsjahre in Berlin sieht Sommer die gelungensten Passagen des Textes, begeistert ist er auch von den scharfsinnigen Porträts berühmter Zeitgenossen. Dieses Buch zeige Eschenburg noch einmal als "den großen Lehrer, den herben Pragmatiker, den illusionslosen Realisten", den Theo Sommer offenbar sehr verehrt hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.03.2000

Norbert Seitz hat den 2. Band der Lebenserinnerungen des Politologen und Publizisten mit Gewinn gelesen und sich mit viel Elan durch seinen Anekdotenschatz gearbeitet. Manchmal spürt man eine gewisse Reserviertheit des Rezensenten angesichts des allzu ungetrübten Selbstbewußtseins Eschenburgs, für den selbst Figuren wie Kennedy bloß Fußnoten zur eigenen Biographie wurden. Doch man liest auch, daß Helmut Kohl als Student bei Eschenburg ein Seminar über Parteienfinanzierung belegte. Da kommt beim Rezensenten klammheimliche Freude auf.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.02.2000

Sehr zwiespältig beurteilt Kurt Oesterle den zweiten Band der Erinnerungen des Politikwissenschaftlers Theodor Eschenburg. Oesterle bewundert die Ehrlichkeit, mit der Eschenburg etwa über seine Mitgliedschaft in einer motorisierten SS-Einheit oder seine Funktion als Devisenbeschaffer berichtet: "Ungeschönt erzählt er von schleichender Anpassung durch Gewohnheit, Selbsttäuschung, Angst". Der zweite Teil der Erinnerungen gefällt Oesterle dagegen gar nicht mehr. Eschenburg war während der Arbeit mit 94 Jahren gestorben. Die Zeit ab 1952 lag dem Verlag daher nur als Fragment und Tonbandmitschnitt vor, berichtet Oesterle. Wer immer da versucht habe, "Eschenburg-like" weiterzuschreiben, sei gescheitert: Anders als der ghostwriter habe Eschenburg keine vorschnellen Urteile gefällt. Dann wird Oesterle richtig böse: Der Band sei schlecht lektoriert, verballhorne Namen und biografischen Fußnoten fehlten.
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