Monika Helfer

Die Jungfrau

Roman
Cover: Die Jungfrau
Carl Hanser Verlag, München 2023
ISBN 9783446277892
Gebunden, 152 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Zwei Jugendfreundinnen - die eine reich, die andere arm. Nach einem halben Jahrhundert begegnen sie sich wieder. Gloria und Moni sind beste Jugendfreundinnen - die eine reich, die andere arm. Ein halbes Jahrhundert später begegnen sich die beiden Frauen wieder und Gloria beichtet ihr Lebensgeheimnis: Nie hat sie mit jemandem geschlafen. Früher kam Gloria immer gut an, war exzentrisch und schön, wollte Schauspielerin werden, war viel unter Menschen. Gloria und Moni wachsen auf im Mief der sechziger Jahre, sind konfrontiert mit Ehe, Enge und Gewalt. Wie wurden die beiden zu denen, die sie sind?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.11.2023

Wie vorige Bücher der Autorin, so Rezensentin Anna-Louisa Schönfeld, hat auch der neue Roman Monika Helfers einen autobiografischen Kern, wobei die Hauptfigur Gloria laut Autorin aus mehreren realen Vorbildern synthetisiert wurde. In charakteristischer Kürze und Eindrücklichkeit entwirft die Autorin, zeichnet Schönfeld nach, die Geschichte zweier Freundinnen - Gloria und die Erzählerin, Monika -, die sich im Alter wiederbegegnen und auf ihre Lebensläufe zurückblicken. Die Verbindung der beiden war eng, aber nicht konfliktfrei, es gab, lernen wir, immer wieder Episoden der Eifersucht. Die Jungfrau des Titels, erläutert die Rezensentin, ist Gloria, allerdings lediglich in technischer Hinsicht, denn nur weil sie nie mit einem Mann geschlafen hat, war sie keineswegs enthaltsam.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.11.2023

In ihrem neuen Buch erzählt Monika Helfer eine "weibliche Version des Doppelgängermotivs", erkennt Rezensentin Marie Schmidt, und das, wie immer, mit hoher biografischer Authentizität. Mit der Geschichte über ihre (allerdings fiktive) Freundin Gloria hat die Autorin eine Gegenversion ihrer selbst erschaffen, verrät Schmidt. Gloria ist fantasievoll, eine femme fatal, während die Ich-Erzählerin, die, genau, Monika heißt, bescheiden und zurückhaltend lebt. Doch Gloria verliert sich im Laufe ihres Lebens in ihren Illusionen, heißt es. Als sich die Frauen im Alter wiedersehen, ist keiner von Glorias Träumen in Erfüllung gegangen, Monika dagegen lebt in einer glücklichen Künstlerehe, hat vier Kinder. Die beiden Frauen konkurrieren in ihrer Gegensätzlichkeit heftig, so die Kritikerin, die eine ist Spiegelbild der anderen. Gleichzeitig wirft Helfer grundlegende Fragen der modernen Kunst und Literatur auf: Ist ein erträumtes Leben nicht auch ein Leben?
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.08.2023

Rezensentin Elke Schmitter freut sich über das neue Buch Monika Helfers, das ein weiteres Mal in klug reduzierter Form eine Lebenserzählung ausbreitet. Diesmal geht es um die zwei Freundinnen, die deutlich in Anlehnung an die Autorin entworfene Monika und Gloria. Die beiden entsammen, wie Schmitter ausführt, unterschiedlichen sozialen Klassen, aber in ihrer Jugend blicken sie gemeinsam in Richtung Zukunft. Helfer reflektiert dabei auch darüber, führt Schmitter aus, was es heißt, in der Literatur "Ich" zu schreiben. Die Erzählung, die der Ich-Setzung der Autorin entspringt, dreht sich um klassische Lebensthemen wie Familie und Finanzielles, auch um die zahlreichen Erwartungen, die an Frauen herangetragen werden, bezüglich Jungfernschaft und anderem. Über sechzig Jahre umspannt diese Erzählung, weiß Schmitter, die erzählten Ereignisse sind teils lustig, teils dramatisch, es geht um Hochzeiten und Liebhaber und immer wieder über Gewalt gegen Frauen. Ein tolles Buch darüber, was das Miteinander zweier Menschen möglich macht, so das Fazit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.08.2023

Wieder hat Monika Helfer ein kurzes, dichtes Buch über einen Menschen aus ihrer Vergangenheit geschrieben, weiß Rezensentin Judith von Sternburg zu berichten. Diesmal geht es, lernen wir, in gewohnt präziser, ungeschönter Sprache um Gloria, eine Freundin, die der Icherzählerin - Monika - oft eine Last ist. Und die außerdem ein Geheimnis umflort, das von Sternburg an Charles Dickens erinnert. Gloria ist, wie der Titel verrät, Jungfrau geblieben, wobei, wie die Rezensentin anmerkt, der Ausdruck Jungfernschaft möglicherweise besser passt; dass sie keinen Sex habe sei vor allem ein Zeichen dafür, dass sie bei dem, was für andere das Leben ist, selten mitmache. Zwischendrin, fährt von Sternburg fort, erzählt Monika die Handlung von Filmen nach, die sie nicht gesehen hat oder spricht ihrem Mann Michael, der im echten Leben Michael Köhlmeier heißt und ebenfalls Schriftsteller ist. Gern mehr davon, schließt eine äußerst angetane Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 21.08.2023

"Die Jungfrau" ist eine autobiografisch grundierte Novelle, verrät Rezensentin Meike Feßmann. Über eine Freundin Monika Helfers, die vor ihrem Tod darum bittet, dass Helfer über sie schreiben möge. Und das tut die Autorin zur Begeisterung der Kritikerin "mit traumwandlerischer Sicherheit". Es geht um zwei Freundinnen, die immer auch Konkurrentinnen waren. Wohlhabend, mit eigenem Haus die eine. Stärker kämpfend, aber wohl auch mit mehr Talent gesegnet, die andere. Und alles miteinander verknüpft in "wilden Episoden", so die hingerissene Rezensentin. Unbedingt eine Leseempfehlung.