Hyman Minsky

Instabilität und Kapitalismus

Cover: Instabilität und Kapitalismus
Diaphanes Verlag, Zürich 2011
ISBN 9783037341445
Kartoniert, 142 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben und mit einer Vorbemerkung von Joseph Vogl. Aus dem Englischen von Michaela Grabinger und Florian Oppermann. Dass die momentane Krise der Finanzmärkte auch eine Krise der Wirtschaftswissenschaften sei, liest man derzeit immer wieder. Der Marktliberalismus und seine Theorie der "effizienten Märkte" seien gescheitert, es gebe in der ökonomischen Ortho doxie kein Instrumentarium, um "wilde Märkte" zu verstehen die offenkundig Realität sind. Wie aber lassen sich Instabilitäten im Systemverhalten erklären und prognostizieren?
In jüngster Zeit wird immer wieder ein Autor zitiert, der seit Mitte der sechziger Jahre eine "Theorie der Finanzinstabilität" ent wickelt hat: Hyman P. Minsky. Der Keynesianer Minsky nimmt an, dass es im Finanzsystem auch ohne äußere Einwirkungen oder Fehlverhalten regelmäßig zum Crash kommt wofür weniger einzelne Erschütterungen verantwortlich seien als vielmehr die Logik der Finanzmärkte selbst. Gerade stabile Wirtschaftslagen setzen desaströse Finanzierungskreisläufe in Gang: Jedes ökonomische Wachstum erhöht den Bedarf an Liquidität und somit die Bereitschaft zur Kreditvergabe und Verschuldung. Die damit verbundene Risikoverlagerung führt zu Finanzierungsketten, deren Kollaps durch einen bloßen Funken ausgelöst werden kann. Auf den Finanzmärkten ist jedes Gleichgewicht nur eine Übergangsphase, und das gesamte System wird eben durch sein effizientes Funktionieren dysfunktional. Die Mechanismen und Institutionen moderner Finanzwelten sind von sich aus ruinös und produzieren ihr eigenes toxisches Arsenal.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.07.2012

Robert Misik ist dem Diaphanes Verlag für diese Aufsatzsammlung des amerikanischen Ökonomen Hyman Minsky sehr dankbar. Denn obwohl Minsky gerade hoch im Kurs steht, gibt es wenige Schriften von ihm auf Deutsch (oder umgekehrt?). Den Clou von Minskys Theorie erklärt Misik so: Die Mainstream-Ökonomie geht davon aus, dass Märkte ihr Gleichgewicht finden, wenn sie nur vom regulierenden Staat und zu hohen Lohnforderungen der Arbeiter verschont bleiben. Minsky dagegen erklärt, dass allen Märkte, besonders aber den Finanzmärkten eine krisenhafte Logik immanent ist: "Alle Kapitalismen sind instabil, aber manche sind instabiler als andere". Finanzmärkte radikalen sich sozusagen in ihrer Expansion, erst nimmt ihr Wachstum spekulative Züge an, dann die eines Pyramidenspiels und schließlich krachen sie zusammen und aus den Wertpapieren werden toxische. Misik freut sich über diese Klarstellung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.2011

Rezensent Alexander Armbruster begrüßt diesen Band mit zwei Essays des 1996 verstorbenen Wirtschaftswissenschaftlers Hyman Minsky. Er würdigt den Autor, der die Wechselwirkungen von Finanzmärkten und Gesamtwirtschaft intensiv erforscht hat, als einen der wenigen, der die unter angelsächsischen Ökonomen weit verbreiteten Ansicht, die Märkte würden schon das richtige Ergebnis liefern, wenn man sie nur ließe, schon damals nicht teilte. Minsky zeigt seines Erachtens überzeugend, dass kein Schock von außen nötig ist, um Marktwirtschaften mit weit entwickelten Finanzmärkten in die Krise zu führen. Die beiden jetzt erschienenen Aufsätze des Ökonomen bieten für ihn Diagnosen, die an "Aktualität nichts eingebüßt" haben.
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