Albert Londres

Afrika, in Ketten

Reportagen aus den Kolonien
Cover: Afrika, in Ketten
Die Andere Bibliothek, Berlin 2020
ISBN 9783847704249
Gebunden, 300 Seiten, 44,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Petra Ball und Yvan Goll. Mit einem Nachwort von Nachwort von Irene Albert und Wolfgang Struck. Die Geschichte des Kolonialismus in Afrika holt uns immer wieder ein: in Gestalt von Flucht und Migration oder im Streit um die Rückgabe von Kulturgütern. Mit dem großen Reporter Albert Londres schauen wir auf das französische West- und Nordafrika in den 1920er-Jahren."Afrika, in Ketten" versammelt zwei Berichte aus dem französischen Kolonialreich: In "Schwarz und Weiß" bereist Londres Französisch-West- und Äquatorialafrika, sein Weg führt ihn von Dakar über Bamako und Timbuktu im Westen nach Niger und weiter in den Sudan, bis er im Kongo den Äquator überquert. Sein Gegenstand ist das Leben der weißen "Staatsbürger Frankreichs" und der schwarzen "Untertanen" in den sogenannten Überseegebieten, die willkürliche Rechtsprechung der Kolonialverwalter und die Geschicke der zahllosen Glücksritter, die fern von Europa zu schnellem Reichtum zu gelangen versuchen. 1928, genau achtzig Jahre nach der Ächtung der Sklaverei in Frankreich 1848, zeigt Londres: Das Herrschaftsverhältnis von Herr und Knecht ist intakter denn je.Sein literarischer Journalismus ist für die französische Öffentlichkeit skandalös. Während die Pariser Boulevards sich an exotischen Kolonialwaren und Kakao- Reklametafeln erfreuen, sich an der Idee der Zivilisierung der Einheimischen und an der eigenen Wohltäterschaft erheben, präsentiert Londres die echte, die zynische Perspektive der Kolonisatoren.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.07.2020

Rezensent Wolfgang Bauer ärgert sich über die Lieblosigkeit des Kommentars und fehlende Fußnoten in dieser Ausgabe zweier Afrika-Reportagen des französischen Journalisten Albert Londres aus den 20er Jahren. Zu erfahren wäre laut Bauer gewesen, was Londres' Texte bewirkten, die Schließung der beschriebenen Straflager in den französischen Kolonien Afrikas etwa. Die Texte selbst aber berühren Bauer nachhaltig durch die genauen Beobachtungen auf den Eisenbahnbaustellen Zentralafrikas und in den Lagern des Maghreb. Wie Londres den gewaltsamen Kolonialismus schildert, mitfühlend, kritisch, analytisch, aber zugleich selbst gefangen in den bestehenden Macht- und Denkstrukturen, findet Bauer mitunter schwer erträglich, doch meist beeindruckend. Ein Zeitdokument im doppelten Sinn, so Bauer.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.05.2020

Dass Frankreich Kolonien hatte und damit die dortigen Rohstoffe und Menschen in Besitz nahm, so Rezensent Hubert Spiegel, hat der Reporter Albert Londres durchaus nicht in Frage gestellt. Aber er stellte mit seinen Reportagen die Art und Weise an den Pranger, wie die Kolonien verwaltet und betrieben wurden, nämlich "unmenschlich" und "uneffektiv" gleichzeitig. Spiegel beeindruckt das Nebeneinander von Ich-Erzählungen der dargestellten Menschen und kühler Analyse des Ausbeutungssystems. Die Vorstellung der Franzosen, so der Kritiker, dass Frankreich eine besserer Kolonialmacht sei als England und Belgien, wurde in diesen Reportagen von 1928 - insbesondere vom Schauplatz der im Bau befindlichen Kongo-Bahn -schonungslos als Illusion aufgezeigt. Dennoch, so rät der Kritiker, kann man Londres nicht einfach als Kolonialismuskritiker in Anspruch nehmen, war ihm doch immerhin vorstellbar, dass durch Reformen das System verbessert werden könnte.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 14.04.2020

Eva Hepper führen Albert Londres' Afrika-Reportagen von 1928 zurück in die dunkle Zeit des Kolonialismus. Das Bild, das Londres zeichnet, hat laut Rezensentin nichts gemein mit Exotik, sondern legt den Finger in die Wunde. Sachlich und mit drastischen Worten schildert der Autor laut Hepper das von Europäern errichtete Zwangssystem im Sudan und im Kongo. Über die zeitgenössische Rezeption der Texte klärt Hepper das "kenntnisreiche" Nachwort von Irene Albers und Wolfgang Struck auf. Die Bedeutung der Reportagen für die Aufarbeitung des Kolonialismus kann laut Hepper kaum hoch genug eingeschätzt werden.