Paul Bourget

Ein Frauenherz

Roman
Cover: Ein Frauenherz
Manesse Verlag, München und Zürich 2006
ISBN 9783717520825
Gebunden, 506 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Caroline Vollmann. Mit einem Nachwort von Hermann Lindner. Die junge, attraktive Witwe Juliette de Tillieres gehört den vornehmsten Pariser Kreisen an. Wie viele ihrer Bekannten unterhält sie eine heimliche Affäre, während sie zugleich großes öffentliches Ansehen genießt. Als ihr bei einer Abendgesellschaft Raymond Casal vorgestellt wird, verläuft die Begegnung für beide schicksalhaft: Juliette fühlt sich zu dem Lebemann hingezogen, dem der Ruf eines Frauenhelden vorauseilt. Casal ist gleichfalls tief beeindruckt, macht ihr bereits am folgenden Tag seine Aufwartung und stellt in Aussicht, sein Leben ihr zuliebe grundlegend zu ändern. Noch bevor er den Beweis antreten kann, kehrt Juliettes Liebhaber von einer Reise zurück, was sie in tiefe Gewissenskonflikte stürzt. Statt sich zu einem der beiden Männer zu bekennen, zögert sie und beschwört damit eine Katastrophe herauf.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.08.2006

Mit leichtem Schmunzeln über Nervenschocks und andere Details aus dem Innenleben der Dame um 1900 hat Rezensent Burkhard Müller diese Neuauflage von Paul Bourgets Roman zur Kenntnis genommen. Er hat ihn, das spürt man in jeder Zeile seiner Besprechung, recht gern gelesen und lobt "Anmut und Takt", mit der dieser Autor den Frauen "unter die Röcke" guckt. Trotzdem möchte er die Geschichte der Gräfin Juliette und ihrer gefühligen Verwirrungen nicht unter dem Label "Weltliteratur" segeln lassen, das ihm der edierende Manesse-Verlag verpasst hat, da dies eher den Blick auf die Schwächen des Buches lenken würde. Aus Müllers Sicht gehört der Roman eindeutig in die Kategorie "Damenliteratur", wodurch man sich dann entspannt auf die Stärken des Buchs und seines Autors konzentrieren könne, dessen Qualitäten als Frauenversteher immerhin schon der Frauenanalphabet Nietzsche zu schätzen gewusst habe.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.06.2006

Sehr genossen hat es Peter Demetz, von Paul Bourget in eine völlig andere Welt entführt worden zu sein, sprich: in die glamouröse Pariser Gesellschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts, die Fontanes Berliner Damen, so der Rezensent, wie "Landpomeranzen" aussehen lässt. Auch in Bourgets Romanwerk nimmt "Ein Frauenherz" insofern einen besonderen Platz ein, als Bourget, indem er mit der Wahl seines Sujets dem wachsenden Überdruss der gebildeten Leserschaft an den von Naturalismus und Positivismus besungenen glanzlosen Existenzen und deren vererbter Trunksucht Rechnung trägt, sich auch gegen seine eigene Vergangenheit als Autor wendet. Auf amüsante Weise unzeitgemäß (schließlich wurden zu dieser Zeit gerade Charcots Vorlesungen bejubelt) findet der Rezensent Bourgets Vorhaben, die "dunklen Falten des Bewusstseins" seiner Figuren zu respektieren. Seine starke und verwirrte Heldin Juliette, eine verwitwete und zwischen zwei Männern hin- und hergerissene Gräfin, macht es Bourget nicht gerade leicht, sich an diese Vorgabe zu halten, doch insgesamt, so das Fazit des Rezensenten, gelingt ihm ein "geistreiches Kabinettstück", das eklektisch und gewandt mit der Tradition des französischen Gesellschaftsromans spielt.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de
Stichwörter