Kurt Ruh

Die niederländische Mystik des sechzehnten Jahrhunderts

Geschichte der abendländischen Mystik, Band IV
Cover: Die niederländische Mystik des sechzehnten Jahrhunderts
C.H. Beck Verlag, München 1999
ISBN 9783406345012
Gebunden, 340 Seiten, 49,90 EUR

Klappentext

Im vierten Band seines Lebenswerks "Geschichte der abendländischen Mystik" widmet sich Kurt Ruh der niederländischen Mystik des 14. bis 16. Jahrhunderts. Die niederländische Mystik, die hier zum ersten Mal in deutscher Darstellung vorliegt, ist einzigartig in ihrer Vielfalt und Hochgestimmtheit, in ihrem Traditionsbewusstsein wie in ihren Innovationen. Der Band ist in vier Teile gegliedert. Der erste, umfangreichste, stellt die Mystik der Augustinerprobstei Groenendaal im Sonienwald bei Brüssel vor. Groenendaal war ungefähr 80 Jahre lang der bedeutendste Ort mystischer Spiritualität in den alten Niederlanden. Der zweite Teil, der "Devotio Moderna" gewidmet, beschränkt sich auf die Hauptgestalten, den Begründer Geert Grote, sodann Zerbolt van Zutphen, Hendrik Mande, Thomas a Kempis, dem die berühmte "Imitatio Christi" wohl zu Recht zugeschrieben wird. Auch die Franziskanermystik, die im dritten Teil dargestellt wird, erhält im späten 15. und in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts einen neuen Aufschwung mit Jan Brugman, dem bedeutendsten Kopf der Gruppe. Besonders interessant ist die späte Frauenmystik, die im vierten Teil gewürdigt wird. Sie knüpft keineswegs an die alte Frauenmystik mit Hadewijch und Beatrijs van Nazareth an, sondern an die Groenendaaler und deutsche Mystik und ist alles andere als "Herbst des Mittelalters".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.10.2000

Nach Angelika Dörfler-Dierken darf der Leser "dankbar sein" für diesen Band, der ihrer Ansicht nach alle Qualitäten eines Standardwerks besitzt. Sie lobt nicht nur die umfassende Fachkenntnis des Autors, sondern auch die Quellenarbeit und die Einblicke in den derzeitigen Forschungsstand. Auch die "Überlieferungs- und Rezeptionsgeschichte sowie die Textkritik" kommen nach ihren Worten nicht zu kurz. Darüber hinaus erläutere der Autor die "wichtigsten Begriffe jeweils in Altniederländisch" und zeige auch literarische Einflüsse auf. Besonderes Interesse wecken bei der Rezensentin die Schriften der Mystikerinnen wie Alijt Bake, Suster Bertken und Maria van Hout van Osterwijk, in deren Zusammenhang Ruh besonders "die Spannung zwischen Selbstbewusstsein und Selbsterniedrigung der Frauen" hervor hebt. Hier könne der Leser einiges über die Möglichkeiten und Grenzen (und auch Grenzüberschreitungen) gelehrter Frauen der Zeit erfahren. Insgesamt legt Dörfler-Dierken diese "umfassende und anregende Untersuchung" allen "am Thema interessierten Germanisten, Historikern und Theologen" nachdrücklich ans Herz.