Peter Schneider

Vivaldi und seine Töchter

Roman
Cover: Vivaldi und seine Töchter
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2019
ISBN 9783462052299
Gebunden, 288 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Zu Lebzeiten war er eine Berühmtheit, heute zählen seine Kompositionen zu den meistgespielten weltweit. In der Zwischenzeit aber war Antonio Vivaldis Werk bis zu seiner Wiederentdeckung vor 100 Jahren komplett vergessen. In diesem virtuosen Roman erzählt Peter Schneider die Geschichte des musikalischen Visionärs und begnadeten Lehrers.Peter Schneider begibt sich auf die Spur des geweihten Priesters und Musikers im barocken Venedig. Und was er dabei entdeckt, ist ein nahezu unbekanntes Werk des Maestros: Sein ganzes Leben lang hat der "prete rosso" an einem Waisenhaus gearbeitet und mit den musikalisch begabten Mädchen das erste Frauenorchester Europas gegründet. Für sie schrieb er einen großen Teil seiner Konzerte, mit ihnen brachte er sie zur Aufführung. Peter Schneider zeigt sich als umsichtiger Erzähler, der der Versuchung der Fiktion nie ganz erliegt, sondern immer wieder fragend bleibt und seine Recherche miterzählt. "Vivaldi und seine Töchter" porträtiert den Komponisten als Mann seiner Zeit, der sich gegen die Verdächtigungen der Kirche, aber auch gegen seine eigenen Versuchungen zu behaupten hat. Seine "amicizia" mit der jungen Sängerin Anna Girò wird zum Stein des Anstoßes und zur Quelle seiner Inspiration.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.01.2020

Rezensentin Kristina Maidt-Zinke schätzt Peter Schneider als politischen Schriftsteller. Aber auch das Fach der historischen Musiker-Biografie scheint der Autor zu beherrschen, wie die Kritikerin nahelegt. Erfreulich zurückhaltend und plastisch erscheint ihr das Buch, eine Mischung aus "Forschungsbericht, Essay und szenischer Erzählung", in dem Schneider über Vivaldis Zeit als Konzertmeister des Chores und Orchester eines Mädchenwaisenhauses wirkte, schreibt. Faktenreich erzählt ihr Schneider nicht nur von Vivaldis Karriere in Venedig, seinen Reisen nach Rom oder Mantua und dem Musikerleben des 18. Jahrhunderts, sondern er beleuchtet ganz vorsichtig auch Vivaldis Beziehung zu seiner Schülerin, der Sängerin Anna Girò, stellt die Kritikerin fest. Dass der Autor literarische Einschübe kenntlich macht, rechnet ihm die Rezensentin hoch an. Und für Hollywood taugt der Stoff auch, findet sie.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.01.2020

Rezensentin Judith von Sternburg ist von Peter Schneiders Roman "Vivaldi und seine Töchter" hellauf begeistert und beeindruckt von der "visuellen Umsetzung", die dem kundigen Schrifsteller in vielen Szenen geglückt sei. Nicht nur die Bildhaftigkeit lobt sie, sondern auch die Nähe zum Zeitgeschehen, mit der Schneider die "lebenslangen Konfliktthemen" des großen Vivaldi schildert: Der Zwang, sich dem Priesteramt zu verpflichten, seine Erfolge als Komponist und die Angst vor der Inquisition werden der Rezensentin zufolge "kenntnisreich" geschildert. Mit besonderem Schwerpunkt werde vom Autor ein biografisches Kapitel des Komponisten erhellt, das dem Roman seinen Titel verleiht: Die "innige Zusammenarbeit" mit einem venezianischen Waisenhaus für Mädchen, wodurch das erste weibliche Orchester Europas hervorgebracht wurde, wie Sternburg wiedergibt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 11.01.2020

In diesem Roman kann man von Vivaldis Aufstieg vom Priester zum berühmten venezianischen Waisenhausdirigenten und Komponisten lesen, aber auch sein mit dem Alter durch seine Reisen mit zwei jungen Sängerinnen sinkendes Ansehen wird nicht verschwiegen, fasst Rezensent Johannes Kaiser zusammen. Obwohl er einige Anekdoten, die der Autor Peter Schneider in Vivaldi-Biografien und Archiven ausgegraben hat, schon kannte, hat die Lektüre dieses Romans den Kritiker beglückt. Indem er Vivaldis Gedanken und Gefühle heraufbeschwört und seine Fantasie gekonnt in den gut recherchierten zeitgeschichtlichen Rahmen gießt, ist es Schneider nämlich gelungen, den Rezensenten gefühlt ins Venedig des frühen 18. Jahrhunderts zu versetzen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.12.2019

Endlich ist Peter Schneider, Autor von "Lenz" oder "Der Mauerspringer" zurück, freut sich Rezensent Alexander Kosenina. Als Roman möchte der Kritiker Schneiders neues Buch zwar nicht bezeichnen: Vielmehr erzähle Schneider in einer gelungenen Mischung aus gründlicher Recherche, überzeugender literarischer Ausschmückung, Reflexion über seinen Erkenntnisgewinn und Literaturhinweisen vom Leben Antonio Vivaldis, klärt der Kritiker auf. Das gefällt Kosenina ausgesprochen gut, denn so erfährt er von Vivaldis Priester- und Musikertätigkeit, aber auch vom Leben in der Musikakademie, wo Vivaldi Meisterschülerinnen unterrichtete ohne Kitsch und Empfindsamkeiten. Großartig gelungen erscheint dem Rezensenten auch das Kapitel über Vivaldis Vertreibung aus Venedig. Und wie der Autor den lombardischen Rhythmus in 52 pointierten Kapiteln einfängt, ringt dem Kritiker große Anerkennung ab.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 07.12.2019

Rezensent Dirk Schümer bekommt mit Peter Schneiders Buch zwar keinen historischen Roman, aber eine Vivaldi-Monografie, die zugleich als eine von großer Kenntnis und Liebe zu ihrem Gegenstand geprägte Literatur-, Musik- und Venedighistorie durchgeht, wie der Rezensent versichert. Allein wie sich der Autor in die Niederungen der "musikalischen Affektproduktion" zu Zeiten Vivaldis einfühlt, scheint Schümer genial und zeigt Schneider laut Rezensent als großen Barockmusikkenner und begnadeten "Musikerzähler". Kaum je hat Schümer über die "Vier Jahreszeiten" Erhellenderes gelesen, kaum Dezenteres über Vivaldis Amouren und kaum Informativeres über das Schicksal seines Werkes.