Roland Paris

Wenn die Waffen schweigen

Friedenskonsolidierung nach innerstaatlichen Konflikten
Cover: Wenn die Waffen schweigen
Hamburger Edition, Hamburg 2007
ISBN 9783936096798
Gebunden, 483 Seiten, 33,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Doris Gerstner. Zwischen 1989 und 1999 waren in 14 Ländern Lateinamerikas, Asiens, Afrikas und Europas internationale Friedenstruppen im Einsatz, die nach dem Ende eines Bürgerkriegs den Aufbau einer Zivilgesellschaft gewährleisten sollten. Ungeachtet aller bestehenden Unterschiede verfolgten diese Interventionen eine ähnliche Strategie: Eine sofortige Demokratisierung und die umgehende Einführung der Marktwirtschaft sollten den Frieden langfristig sichern.
Der kanadische Politologe Roland Paris unterzieht diese Missionen einer eingehenden Evaluation und kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: Wird die politische und ökonomische Liberalisierung zu rasch vorangetrieben, verschärft sie bestehende soziale Spannungen und erzeugt neue, destabilisierende Effekte, die Gewalt allzu oft fördert, statt sie zu verhindern. Roland Paris' Fallstudien - Angola, Bosnien, El Salvador, Guatemala, Kambodscha, Kosovo, Kroatien, Liberia, Mosambik, Namibia, Nicaragua, Osttimor, Ruanda, Sierra Leone - belegen seine zentrale Schlussfolgerung, dass nämlich sofortige Demokratisierung und Einführung der Marktwirtschaft unvermeidbar unruhestiftende und konfliktfördernde Prozesse darstellen, auf deren Herausforderungen die meisten vom Bürgerkrieg gezeichneten Staaten denkbar schlecht vorbereitet sind.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.11.2008

Ein schlechtes Zeugnis stellt der in Ottawa lehrende Politikwissenschaftler Roland Paris den UN-Missionen der neunziger Jahren aus und macht dafür vor allem eine zu schnelle und radikale Liberalisierung staatlicher und wirtschaftlicher Strukturen verantwortlich. Denn diese würde in erheblichem Maße auch eine destabilisierende Wirkung entfalten, wenn nicht gegengesteuert werde. Deswegen empfiehlt Paris "Institutionalisierung vor Liberalisierung". Rezensent Thomas Speckmann staunt nicht schlecht über diese Vorschläge, hält sie für richtig, aber wahrscheinlich nicht leicht durchzusetzen. Denn noch gelte schließlich die Demokratisierung als das vorrangige legitimationsstiftende Element jeder Besatzung.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.11.2007

Herfried Müller preist Roland Paris' Studie über die UN-Friedensmissionen als gelungene Kombination von empirischer Forschung und fundierter Analyse der den Friedenseinsätzen zugrunde liegenden politischen Theorien, weshalb er es nicht nur als klugen Forschungsbeitrag würdigt, sondern ihm auch ganz praktischen Nutzen in der künftigen Friedenssicherung zuschreibt. Der kanadische Politikwissenschaftler untersuche in seinem Buch zum einen verschiedene Einsätze der UN-Friedensmission und ihre langfristige Wirkung, zum anderen hinterfrage er kritisch die politischen Theorien, die hinter der Einsatzplanung liegen, erklärt der Rezensent. Die Grundannahme, dass vom Bürgerkrieg geschüttelte Länder allein durch eine Demokratisierung und Liberalisierung zu befrieden seien, widerlegt der Autor eindrucksvoll und plädiert dafür, als erstes die Institutionen des betreffenden Landes aufzubauen und zu stärken, referiert der Rezensent zustimmend. Er betont, dass aus diesem Buch viel für künftige UN-Missionen zu lernen ist und lobt es als "Gewinn", dass Paris darin mit allzu naiven Vorstellungen der Friedenssicherung aufräumt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.09.2007

Ein Buch zur rechten Zeit, meint Rezensent Kurt R. Spillmann. Roland Paris' Analysen der "philosophischen Grundlagen" internationaler Friedenseinsätze ist er nur zu gern gefolgt. Von "fasziniert" bis "schockiert" reicht die Skala der beim Rezensenten ausgelösten Empfindungen, als er über die verheerenden Folgen von Uno-Einsätzen von Bosnien bis Sierra Leone erfährt. Die von Paris empfohlene IBL-Strategie ("institutionalization" before "liberalization"), die den Aufbau von Justiz, Gesundheits- und Bildungswesen etc. vor die Demokratisierung stellt, findet der Rezensent einleuchtend.