Hannah Arendt

Vor Antisemitismus ist man nur noch auf dem Monde sicher

Beiträge für die deutsch-jüdische Emigrantenzeitung `Aufbau` 1941-45
Cover: Vor Antisemitismus ist man nur noch auf dem Monde sicher
Piper Verlag, München 2000
ISBN 9783492040945
Gebunden, 245 Seiten, 20,35 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Marie Luise Knott. "Wir können den Antisemitismus nur bekämpfen, wenn wir mit der Waffen in der Hand gegen Hitler kämpfen." In den Jahren 1941 bis 1945 schreibt die Philosophin Hannah Arendt regelmäßig für den "Aufbau", das Blatt des German Jewish Club für deutsch-jüdische Emigranten. Die Texte, die hier zum erstenmal in Buchform und in einer von Herausgeberin Marie Luise Knott kommentierten Ausgabe erscheinen, sind der eigentliche Beginn des Arendtschen Werkes, zugleich das erste Ergebnis ihres politischen Handelns. Wie Klemperers Tagebücher sind diese Texte ein erregendes und erhellendes Zeitzeugnis, ein Dokument couragierten Denkens und Schreibens, ob es um jüdischen Widerstand, eine jüdische Arme, Arendts Kritik am Zionismus und an der Propaganda für einen jüdischen Staat geht. Die frühe Arendt erweist sich als politische Denkerin von internationaler Bedeutung.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.01.2001

Auf einzelne Beiträge des Bandes geht die Rezensentin nicht ein. Was sie stattdessen tut, ist aber instruktiv genug. Mit deutlicher Sympathie für die Autorin schildert Katarina Holländer deren "jüdische Erfahrung" als einen Weg zu einem "offensiven" Selbstverständnis, das von der Aufgabe bestimmt war, "den Wahn von überlegenen Völkern auszurotten und die Humanität, die Solidarität des Menschengeschlechts wiederherzustellen". Dieser Wahn, so Holländer, sei rund um den Erdball noch nicht erloschen. Mit dieser traurigen Wahrheit ist denn auch auf die andauernde Relevanz der zwischen 1941und 1945 in der New Yorker Emigrantenzeitung "Aufbau" erschienenen Texte hingewiesen. Die historische Chance, dem jüdischen Volk die nötige Anerkennung zu verschaffen, die Hannah Arendt ausgerechnet in jenen unheilvollen Jahren zu erkennen glaubte und auf die ihre Beiträge laut Holländer abheben, harrt noch immer ihrer Wahrnehmung.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.10.2000

Politik wollte sie, die jüdische Philosophin Hannah Arendt, mit "von der Philosophie ungetrübten Augen" sehen. Und tatsächlich sind ihre tagespolitischen Analysen und Prognosen, die sie zwischen 1941 und 1945 in der New Yorker Wochenzeitung "Aufbau" schrieb und die nun erstmals vollständig veröffentlicht vorliegen, so Rezensent Albert von Schirnding, sehr konkret auf die damalige Situation bezogen. In der Judenverfolgung des Dritten Reichs, so schreibt er, sah Arendt die fatale Konsequenz der beiden "falschen (jüdischen) Verhaltensweisen" der Vergangenheit: der Hoffnungen der Assimilation einerseits und dem Glauben an eine jüdische Auserwähltheit andererseits. Arendt habe in dieser Zeit im wesentlichen zwei Fragen verfolgt, referiert Schirnding: zum einen führte sie einen "verzweifelten Kampf um die politische Selbständigkeit des jüdischen Volkes", deren erster Schritt ihrer Meinung nach im Aufbau einer jüdischen Armee gegen Hitler bestand. Zum anderen und eng damit verbunden wendete sie sich gegen den "Palästinozentrismus" der Zionisten und verfolgte ein föderatives Konzept für die Zukunft Palästinas nach dem Modell der Vereinigten Staaten. In den tagespolitischen Äußerungen Hannah Arendts machten, so Schirnding, Leidenschaft und Verstandesschärfe gemeinsame Sache. Erstaunlich nur, dass Schirnding die Arbeit der Herausgeberin völlig unerwähnt lässt, obwohl er sich von Vorwort und Nachwort durchaus inspirieren ließ.
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