Jeanette Kohl

Fama und Virtus

Bartolomeo Colleonis Grabkapelle. Dissertation
Cover: Fama und Virtus
Akademie Verlag, Berlin 2004
ISBN 9783050037189
Gebunden, 379 Seiten, 79,80 EUR

Klappentext

Die in den Jahren nach 1470 entstandene Grabkapelle des venezianischen Condottiere Bartolomeo Colleoni ist eines der aufsehenerregendsten Bauwerke der Renaissance in Oberitalien. Ihre innovative Form und Bildersprache ließen die Kapelle zu einem Schlüsselbauwerk für diese Region werden. Die kulturgeschichtlich ausgerichtete Untersuchung von Jeanette Kohl bedient sich eines methodisch mehrgleisigen Ansatzes zur Erfassung und Interpretation des ungewöhnlichen Monumentes und seiner opulenten Ausstattung. In einer baumonografischen Analyse erschließen sich zunächst die Entstehungsbedingungen und die Chronologie der Bauarbeiten vom 15. Jahrhundert bis heute. Auf dieser Grundlage werden Typologie und Aufbau von Fassade und Reiter-Grabmal untersucht sowie das umfassende Bildprogramm aufgeschlüsselt. Städtebauliche Vorgaben und motivationsgeschichtliche Hintergründe des Bauprojektes werden dargelegt und Architekturtrakte des 15. Jahrhunderts zum Verständnis der Gesamtkonzeption herangezogen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.02.2005

Kriegführen ist ein schmutziges Geschäft und hat nach heutigem Empfinden mit der Bildenden Kunst wenig gemein, meint Rezensent Michael Thimann, dem dazu die Szene einfällt, wie der amerikanische Ex-Außenminister Colin Powell im UN-Sitzungssaal das "Guernica"-Gemälde von Picasso verhängen ließ, als er dort über den amerikanischen Angriff auf den Irak berichtete. Die Heer- und Kriegsführers des späten Mittelalters und der Frührenaissance hatten sowohl zu ihrem Heldentum wie auch den Heldendarstellungen in Bildern oder Skulpturen ein wesentlich unverkrampfteres Verhältnis, stellt Thimann fest. Einer der großen Kriegsherren der italienischen Frührenaissance war der Condottiere Bartolomeo Colleoni, dessen Reiterdenkmal von Donatelli heute noch in Venedig steht und der sich in Bergamo eine prächtige Grabkapelle errichten ließ, die den ausschließlichen Untersuchungsgegenstand von Jeanette Kohls "wunderbar kluger" (schwärmt Essig) Studie darstellt. Kohl gelänge es, dieses herausragende Bauwerk des Quattrocento in seiner Mischung aus Bauplastik und Architektur zu würdigen und zugleich die humanistisch inspirierte Bildmetaphorik zu analysieren: Ruhm sei durch Tugend erreichbar und im Bilde für die Nachwelt festschreibbar. Das Denken jener Zeit wird durch Kohls Analyse der Bildsprache plastisch und nachvollziehbar. Gibt es ein größeres Kompliment an eine Kunsthistorikerin?
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