Wendy Brown

Mauern

Die neue Abschottung und der Niedergang der Souveränität
Cover: Mauern
Suhrkamp Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783518587157
Gebunden, 260 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Frank Lachmann. Mit zahlreichen Abbildungen. Warum bauen immer mehr Staaten eine Mauer, wo doch zugleich im Zeichen von Globalisierung und digitaler Vernetzung seit Jahren eine Welt ohne Grenzen beschworen wird? Die amerikanische Politikwissenschaftlerin Wendy Brown geht in ihrem Buch dieser paradoxen Entwicklung auf den Grund. Ein US-Präsident, der verspricht, eine Mauer zwischen den USA und Mexiko zu bauen; rechtspopulistische Parteien, die die "Festung Europa" gegen Flüchtlinge absichern wollen; gewaltige Mauerbauprojekte zwischen Israel und Palästina, Südafrika und Zimbabwe, Indien und Pakistan oder Irak und Saudi-Arabien: Eine neue Abschottung hat weltweit Konjunktur, obwohl das Ausmaß globaler Vernetzung es illusorisch erscheinen lässt, durch den simplen Bau einer Mauer die Probleme der Gegenwart lösen zu können. Diese neuen Mauern gleichen für Brown daher eher theatralischen Inszenierungen und sind Ausdruck eines Bedürfnisses nach Übersichtlichkeit und einfachen Lösungen in einer immer komplexer werdenden Welt. Sie markieren einen schmerzhaften Niedergang nationaler Souveränität.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.08.2018

Bereits 2010 erschien Wendy Browns Studie in den USA, wurde nach der Trump-Wahl mit einem aktualisierten Vorwort der Autorin nun aber auch auf Deutsch herausgebracht, informiert Rezensent Nicolas Freund. Der These der Politikwissenschaftlerin, Mauern, wie sie zwischen den USA und Mexiko oder Israel und den Palästinensergebieten gezogen wurden, seien ein Anzeichen für die schwindende Souveränität jener Staaten kann der Kritiker gut folgen, zumal die Autorin ihre Überlegungen zu populistischen Forderungen mit der Psychoanalyse Freuds und der Staatstheorie Carl Schmitts akademisch unterfüttert. Auch Browns Vorschlag, Grenzen als "geopolitische Theaterinszenierung" zu betrachten, scheint den Kritiker zu überzeugen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.07.2018

Die Mauern sind zurück, lernt Rezensent Peer Teuwsen mit dem im amerikanischen Original bereits 2009 erschienenen Buch der Berkeley-Politikwissenschaftlerin Wendy Brown. Hervorragend recherchiert und analysiert sowie hellsichtig nennt er Browns Beweisführung von Machiavellis Diktum, Mauern würden mehr schaden als nützen. Die im Buch gebrachten Beispiele Israel/Palästina, USA/Mexiko zeigen Teuwsen, dass Mauern in ihrem Bereich Feindseligkeit, Gewalttätigkeit, Drogen und Menschenhandel befördern und nichts als politisches Theater sind. Abgesehen von einigen Redundanzen und dem Gebrauch sozialwissenschaftlichen Jargons ein lesenswertes Buch, findet der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.07.2018

Hochaktuell ist diese Studie der Politikwissenschaftlerin Wendy Brown, das gibt Rezensent Florian Meinel gern zu. Nur bleibt es in seinen Augen auch dabei. Denn zum einen merkt Meinel schon an der seiner Meinung nach ziemlich schludrigen Übersetzung, dass der Verlag das im Original bereits vor zehn Jahren erschienene Buch eilig auf den deutschsprachigen Markt bringen wollte. Und auch inhaltlich kann ihn das Werk nicht überzeugen: Wenn Brown behauptet, Staaten würde Mauern und Grenzen ziehen, um ihre politische Integrität zu schützen, dabei allerdings wenig zwischen Staaten in Europa, den USA und Wüstenstaaten unterscheidet, hätte sich der Kritiker zumindest eine Differenzierung nach politischer Ökonomie, Migration und Souveränitätsidee gewünscht, wie sie etwa Philip Manow vornimmt. Dass die Autorin zudem Locke, Machiavelli, Hobbes, Hegel, Freud und allen voran Carl Schmitt herunterbricht, darüber hinaus im Vorwort zwecks Aktualisierung auf fünfzehn Seiten Brexit, Trump, Griechenland und AfD behandelt, um all ihre Thesen zu stützen, macht es für Meinel nicht besser.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.03.2018

Rezensentin Anna-Lena Scholz hat aus Wendy Browns Essay über den aktuellen Hang zur Abschottung gelernt, dass Grenzzäune und -mauern vor allem auf die Ängste der Menschen vor einer entgrenzten Welt hinweisen. So gesehen würden sie die Instabilität scheinbarer Machtzentren mehr zur Schau stellen als die Bürger beschützen, erklärt Scholz. Brown holt sehr weit aus, erfahren wir, und denkt mit Carl Schmitt und Sigmund Freud grundsätzlich über Souveränität nach. Scholz freut sich, dass Brown meist nüchtern beobachtet und nur ab und zu "die programmatische Linke" gibt, denn auch das derzeitige Dauerpolitisieren setze Grenzen - vornehmlich intellektuelle, warnt sie. Besonders aufschlussreich fand die Rezensentin den von Brown aufgedeckten Widerspruch, dass ausgerechnet "stumme Barrieren" die Demokratie retten sollen, die doch eigentlich von Dialog und Freiheit gestützt werden sollte.

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