Yahya Hassan

Gedichte

Cover: Gedichte
Ullstein Verlag, Berlin 2014
ISBN 9783550080838
Gebunden, 176 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Aus dem Dänischen von Annette Hellmut und Michel Schleh. Stell dir vor, du bist 18, und alle halten dich für einen Fremden. Für einen Versager, für einen Kriminellen. Dein Vater predigt von Gott und verprügelt dich regelmäßig. Du lebst in einem Land, das Demokratie verspricht und dich von vornherein aussortiert. Das dich in ein Ghetto steckt. Das nichts mit dir zu tun haben will. Aber du bist ein Mensch. Du bist stolz. Du bist wütend.
Yahya Hassans Gedichte sind eine Abrechnung. Seine Sprache ist klar und radikal, sein Ton mal zornig und mit intensivem Beat, dann wieder weich und poetisch, seine Bilder sind eindrucksvoll. Yahya Hassan hat in Dänemark eine Debatte über Migration angestoßen, weil er die gängigen Klischees zerschlägt und uns an die Würde des Menschen erinnert.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.09.2014

Veränderung ist möglich, diese Botschaft entnimmt Kersten Knipp der Lektüre von Yahya Hassans Gedichten. Die Kontroversen, die der Band seit seinem Erscheinen auslöst, kann Knipp dennoch verstehen. Bei aller lyrischen Energie der Texte weiß der Rezensent doch um ihren unleugbaren Realitätsbezug. Die Tatsache, dass es sich um Lyrik handelt, keine Debattenbeiträge, verfängt für Knipp nicht. Als Führer durch das soziale Elend der Einwanderermilieus und einen Teil der dänischen Gesellschaftswirklichkeit taugt ihm das Buch. Und den Autor hält er für die vielleicht größte lyrische Entdeckung der letzten Jahre.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.04.2014

Jörg Lau widmet den Gedichten dieses Literaturwunders aus Dänemark eine ausführliche Besprechung, die noch einmal die dänischen Debatten zu Einwanderung, Islam, Meinungsfreiheit und blauäugiger Sozialpädagogik Revue passieren lässt, die mit den Gedichten des staatenlosen Palästinensers Yahya Hassan alle wieder aufgebrannt sind. Doch für Lau steht fest, dass man Hassan großes Unrecht täte, reduzierte man ihn zum Stichwortgeber oder Beweisführer im Politdiskurs. Seine Gedichte handeln durchaus von den dunklen Seiten der Einwanderung, von Sozialbetrug, Drogenhandel und Brutalität, aber hier spricht nicht nur ein zorniger junger Mann, betont Lau, hier spricht ein wahrhaft lyrisches Ich, das nichts mit den Machoposen des HipHops zu tun hat. In den Gedichten gehe es nicht um Zorn, sondern um innere Freiheit, meint der Rezensent und findet das umso großartiger und bewegender, als sich zu der Gewalt der Gefängnisse, der Verlogenheit der Imame und der Heuchelei der Sozialarbeiter auch wunderbare "Momente der Zartheit" gesellen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.04.2014

Über das reinigende Potenzial dieser Prosalyrik kann Heinrich Detering nur spekulieren. Aber er ist sich beinahe sicher, dass eine moralische Kraft im Spiel ist, wenn Yahya Hassan anhebt, wie einst Ginsberg, nur ohne Metaphernglitter, wie Detering erklärt, in provokanter Kunstlosigkeit die gewalthaltige Lebenswelt der Migranten in allen soziolektalen Farben darzustellen. Dass der Autor das Arabische wie das Dänische perfekt beherrscht, darüber hat Detering keine Zweifel. Allerdings trauert der Rezensent um den suggestiven Rhythmus des Textes im dänischen Original, der für ihn zustande kommt durch die "Spannung zwischen Schriftbild und Syntagmen". Die deutsche Übersetzung, so Detering, zerstört sie durch einen engen Satzspiegel und zerhackte Zeilen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.03.2014

Dass Gotteslästerung nicht nur etwas für Frömmler ist, erfährt Gustav Seibt in diesem Gedichtband von Yahya Hassan. Die Texte lassen Seibt nicht kalt. Das liegt für den Rezensenten daran, dass der junge dänische Lyriker aus palästinensischer Familie einerseits so offen wie nie über Ausgrenzung, Gewalt und die Welt eines gewaltsamen religiösen Patriarchats schreibt, seinen Wutschrei, der den Rezensenten an Ginsbergs "Howl" erinnert, andererseits jedoch imponierend lange durchhält, wie Seibt schreibt, und rhythmisch überformt: "Ich scheisse ich rülpse ich erbreche mich/ so ein fauliger Körpergeruch und dein Körpergeruch ist Moschus/ und meine Hängehoden und deine Augenlider/ sind die gleiche Haut/ ist der Name nicht aussprechbar ist er kein Name/ das ist Poesie/ man muss denken bis man den Sinn hat/ sonst ist das nicht Poesie". Hassans Einfallsreichtum, der einmal mehr, doch neu, wie Seibt anmerkt, Frömmigkeit und Leiblichkeit konfrontiert, scheint dem Rezensenten beträchtlich. Die formale Nähe zum Rap und gleichzeitig zum Gebet fällt ihm auf. Irgendwo dazwischen liegt für Seibt der Reiz dieser Gedichte verborgen.
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