Carlos Busqued

Unter dieser furchterregenden Sonne

Roman
Cover: Unter dieser furchterregenden Sonne
Antje Kunstmann Verlag, München 2010
ISBN 9783888976780
Gebunden, 190 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Dagmar Ploetz. Cetarti versinkt im Nichts. Ohne Arbeit und Plan verbringt er seine Tage kiffend vor dem Fernseher und schaut mit Vorliebe Tierfilme über kannibalische Riesenkraken und militärhistorische Dokumentationen im Discovery Channel. Der Anruf eines Unbekannten reißt ihn jäh aus seiner Lethargie. Seine Mutter und sein Bruder seien erschossen worden, er solle sich um die Leichen kümmern. Eher unwillig und mit genügend Dope in der Tasche macht er sich in das abgelegene Provinzdorf im Chaco auf. Lapachito ist ein finsterer Ort, wo die Häuser immer tiefer im Schlamm versinken und eine grelle, furchterregende Sonne die Menschen in den Wahnsinn treibt. Für Cetarti und den Leser beginnt ein halluzinogener Horrortrip in eine surreale Welt, in der es von giftigen Insekten wimmelt und die Menschen sich wie Raubtiere verhalten.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.09.2010

Fasziniert zeigt sich Andreas Fanizadeh von diesem so "unglaublich spannenden" wie düsteren Roman des Argentiniers Carlos Busqued, den er als sensibel und mehrdeutigen Autor schätzt. Busqueds erzählt darin aus der Parallelwelt lohnarbeitsferner Existenzen, sein lakonisch-subtiler Stil mische argentinische Erzähltradition und popkulturelle Ästhetik, schreibt der Kritiker und fühlt sich gelegentlich an die surrealen Einsprengsel in Filmen der Coen-Brothers oder Quentin Tarantinos erinnert. Es geht in diesem Thriller um das lethargische und ereignislose Außenseiterleben eines Vorstadtbewohners, lesen wir, der eines Tages durch den gewaltsamen Tod seines Onkels aufgescheucht wird. So kommt der Plot in Gang, der sich, wie uns der Kritiker versichert, mit grotesker Beiläufigkeit bald in gewaltsame Regionen aufschwingt, eine Welt aus Drogen, Hardcore-Pornos und Todeskämpfen. Insgesamt sei dieser Roman ein komplexer, kultureller Hybrid, und mithin eine Antithese zu allen Sarrazins und anderen Vereinfachern dieser Welt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.09.2010

"Der Axolotl ist wieder da", ruft Merten Worthmann, und zwar in einer Nebenrolle im Debüt des Argentiniers Carlos Busqued. Der Roman erzählt unter anderem von Cetarti, einem kiffenden Arbeitslosen, der in sein Heimatdorf fährt, um seine erschossene Familie zu identifizieren; wo er sich prompt von einem Kumpan in zwielichtige Machenschaften ziehen lässt. Seine Protagonisten entwerfe Busqued als amoralische, emotional abgestumpfte und lethargische Wesen, so Worthmann, Cetartis' Schwanzlurch indes blickt der herannahenden Apokalypse, die sich in unheimlichen Begegnungen der Menschen mit allerlei Ungetier abzeichne, mit Gleichmut entgegen. Diese kreatürlichen Phänomene gäben der "sorgsam entseelten Roman-Oberfläche" eine "sehr spezifische" Würze; ob dies dem Rezensenten schmeckt, bleibt jedoch offen.
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