Ling Xi

Die dritte Hälfte

Roman
Cover: Die dritte Hälfte
Liebeskind Verlagsbuchhandlung, München 2012
ISBN 9783935890960
Gebunden, 240 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Claudia Steinitz. Am 11. November 2001 tritt China der Welthandelsorganisation bei. Am diesem Tag berichtet der Radiosender "Voice of America" über die Öffnung des chinesischen Marktes für westliche Produkte, den Selbstmord von zwei Kühen auf einer texanischen Farm und die Hochzeit von Guo Leda, einem Fabrikarbeiter in W., der einwohnerreichsten Stadt des Planeten. Die Neuigkeit verbreitet sich wie ein Lauffeuer, scharenweise reisen Journalisten nach W., um Guo Leda zu interviewen. Nicht nur, dass dieser erstaunliche junge Mann nach Abschluss des Studiums seinen Kaderstatus gegen eine Stelle als Schweißer eingetauscht hat. Er hat sogar um die Hand von Han Saite angehalten, die weder lesen noch schreiben kann und schon 69 Jahre auf dem Buckel hat. Guo Leda wird zu einem Star, denn er symbolisiert den Triumph der wahren Liebe über die Konventionen. Sein Aufstieg ist kometenhaft, sein Fall jedoch tief.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.12.2012

Dass Chinesen ihre Geschichte wahrscheinlich nur mit einem Lachen ertragen können, ist das eine. Doch das Übergeschnappte in der chinesischen Literatur, das ständige Abdriften ins Groteske ist Katharina Borchardt doch zu viel. Wenn die in Frankreich lebende Ling Xi in ihrem Debütroman nun die ungewöhnliche Liebesgeschchte eines jungen Arbeiters und einer viel älteren Frau im frühen 21. Jahrhundert erzählt, dabei auch ein politisches Panorama Chinas der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entfaltet und den Typ des chinesischen Dauerverlierers porträtiert, findet Borchardt das zunächst luzide und scharfsinnig. Bald jedoch merkt sie, worunter der Roman leidet. Ling Xi erzählt die Geschichte aus Sicht des Kollektivs, was laut Borchardt dazu führt, dass die Figuren psychologisch nicht wirklich deutlich werden. Das Kollektiv weiß eben doch nicht alles. Der burleske Witz des Buches erscheint der Rezensentin da wieder bloß als Flucht.