Thomas Kaufmann

Geschichte der Reformation

Cover: Geschichte der Reformation
Verlag der Weltreligionen, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783458710240
Gebunden, 954 Seiten, 48,00 EUR

Klappentext

Die historische Bedeutung der Reformation ist umstritten. Entgegen einer traditionellen, protestantisch geprägten Geschichtsauffassung, die in der Einmaligkeit der "Tat Luthers" eine Befreiung von den in der Papstkirche gesammelten "dunklen Mächten" und ein "Ende des Mittelalters" sah, betont die neuere Forschung, dass die Reformation nur vor dem Hintergrund spezifischer Voraussetzungen zu verstehen ist. Dies gilt im Hinblick auf das kirchliche und kulturelle Leben um 1500 wie auf die politischen, ökonomischen und kulturellen Bedingungen der Zeit. Der "Erfolg" der Reformation ist nur verständlich, weil verschiedene "Akteure", die Landesfürsten etwa, städtische Magistrate, aber auch Bürger und Bauern, etwas mit ihr "anfangen" konnten. Ist es also noch gerechtfertigt, der Reformation einen epochalen Charakter zuzuschreiben?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.06.2010

Als von nicht geringem Anspruch an den Leser bezeichnet Caroline Schnyder dieses voluminöse "Handbuch" zur Geschichte der Reformation. Bemerkenswert findet sie unter anderem die Systematik und Differenziertheit, mit der sich der Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann einzelner Themen und Fragen annimmt und daraus eine große Erzählung macht, in der, wie uns die Rezensentin verrät, Luther zwar die Hauptrolle spielt, aber nicht als Held auftritt. Für Schnyder steht der Autor damit in der Tradition protestantischer Geschichtsschreibung, ohne jedoch neuere Forschungsergebnisse über die kulturelle und gesellschaftliche Verankerung der Reformation außer Acht zu lassen. Schnyder erläutert, wie der Autor über die Voraussetzungen der Reformation, ihre Entwicklung im Deutschen Reich und ihren Bestand durch die Verwicklungen und Kriege der 1530er und 1540er Jahre hindurch schließlich zur Explikation einer Vielfalt kommt, die den Erfolg der Reformation laut Kaufmann erst begründet hat. Unentbehrlich für diese Lektüre erscheint ihr der umfangreiche Apparat des Bandes samt Glossar, Zeittafel, Biogrammen, Literaturhinweisen und Register.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.12.2009

Mit viel Lob versieht der protestantische Theologe Friedrich Wilhelm Graf diese Geschichte der Reformation, deren herausragendes Qualitätsmerkmal für ihn ist, dass sie ohne die stereotypen Siegergeschichten des Protests auskommt, und nicht das überkommene Dekadenzmodell der katholischen Kirche zeichnet. Stattdessen gebe Thomas Kaufmann auf hohem argumentatorischen Niveau ein sehr differenziertes Bild der spätmittelalterlichen Gesellschaft, samt der spannungsreichen religiösen Lebenswelten, theologischen Diskurse und Frömmigkeitskulturen. Dabei nehme Kaufmann auch das "relative Eigenrecht theologischer Reflexion" sehr ernst. Zunächst werden Graf zufolge die Voraussetzungen für die Reformation im Spätmittelalter erläutert, dann die fundamentalen Differenzen zwischen dem Humanismus Erasmus von Rotterdams zu Martin Luther, der bei Kaufmann nicht zum deutschnationalen Helden stilisiert, sondern in zeitgenössische akademische Debatten eingegliedert, oder anderweitig stimmig kontextualisiert werde. Auch zeichne Kaufmann den späteren Luther als frühen Medienstar, dessen Flugschriften hohe Auflagen erreichten. Auch der 150seitige Anhang des Buches mit Zeittafel, Biogrammen der wichtigsten Akteure, Register und Glossar findet der Rezensent höchst hilfreich. Aus seiner Sicht macht nicht nur dies das Buch auch attraktiv für breitere Leserschichten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.10.2009

Innerhalb der von Rezensent Heinz Schilling konstatierten Konjunktur der Reformation scheint dieses Buch ein herausragendes Ereignis zu sein. Allein die Tatsache, dass der Autor, der Göttinger Religionshistoriker Thomas Kaufmann, die Reformation als einen zeitlich und sachlich abgrenzbaren Vorgang weniger gesellschaftlicher, als kirchlicher und religiöser Art begreift, nicht zuletzt, indem er Luther in die Mitte seiner Betrachtung stellt, hält Schilling, selbst Professor für Geschichte an der Humboldt-Universität, für bemerkenswert. Wie Thomas Kaufmann den Nachweis dafür erbringt, nämlich mittels quellennaher und auf die aktuelle Forschung bezogener Verbindung von Kirchen- und Alltagsgeschichte sowie durch die Explikation wichtiger wirtschafts- und politikhistorischer Zusammenhänge, findet Schilling gelungen. Dass die Studie bei aller Detailliertheit und Differenziertheit auch noch farbig und packend daherkommt, grenzt für den Rezensenten schon an ein Wunder. Leuten vom Fach empfiehlt Schilling den Band als klassisches Referenzwerk, dem interessierten Leser als sichere und unterhaltsame Informationsquelle zum Thema.
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