Winston Churchill

Kreuzzug gegen das Reich des Mahdi

Cover: Kreuzzug gegen das Reich des Mahdi
Die Andere Bibliothek/Eichborn, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783821862040
Gebunden, 480 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Im Aufstand des Mahdi (1881-1885) zeigt der Islam erstmals das moderne Gesicht einer radikalen politischen Kraft: des militanten Fundamentalismus, wie wir ihn heute zu kennen glauben. Mohammed Ahmed, der Mahdi und Stellvertreter Gottes auf Erden, erobert den Sudan und errichtet ein islamisches Kalifat. Er belagert Khartum, wo sich General Charles Gordon, der Bevollmächtigte Commander der britischen Krone verschanzt hat, und stürmt die Stadt nach 352 Tagen. Gordon wird niedergemacht, Karthum Hauptstadt eines islamischen Gottesstaates - eine historische Demütigung für die Briten. Erst über zehn Jahre später können die Briten sich rächen und das Kalifat zerschlagen. Der ägyptisch-britische Feldzug unter Herbert Kitchener (1896-1898) setzt modernste Technologie gegen die Reiterarmeen der Araber ein und läutet mit einem bis dahin beispiellosen Aufwand industrieller Kriegslogistik in Nordafrika unwiderruflich unsere Gegenwart ein. Winston S. Churchill war bei diesem Feldzug dabei. Der damals 24-jährige führte eine Kavallerieschwadron - sein Buch über den Feldzug wird ein Jahr später zum Bestseller. Churchill beschreibt den Feldzug, die politischen Verhältnisse, aber auch das Land und die Mentalität der Kriegsgegner. Mit erstaunlicher Unvoreingenommenheit kritisiert er die Fehler der Engländer im Umgang mit dem unterworfenen Gegner und diskutiert die uns derzeit so brennende Frage: Woher bezieht der religiöse Fanatismus seine politischen Energien?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.09.2008

Als "zeitlos spannende Lektüre" würdigt Rezensent Jürgen Zimmerer den Bericht Winston Churchills über den ägyptisch-britischen Rachefeldzug im Sudan gegen die Truppen Muhammad Ahmads, der sich selbst zum Mahdi, zum von Allah gesandten Messias ausgerufen hatte. Er attestiert dem jungen Mann, Churchill war damals 24 Jahre alt und hatte selbst an der Bekämpfung des Aufstandes teilgenommen, ein wesentlich größeres Verständnis von transkulturellen Konflikten als Georg W. Bush. So betrachte Churchill etwa nicht die Religion als Triebfeder der Konflikte, sondern die Misswirtschaft ägyptischer Herrscher. Zimmerer schätzt Churchill als "aufmerksamen Beobachter und Chronist" der Ereignisse, der keinen seichten Feldzugsbericht liefere, sondern eine eingehende Analyse der Motive des Mahdi und seiner Anhänger. Zimmerer hebt auch die nüchterne Auseinandersetzung Churchills mit dem Verhalten der eigenen Truppen hervor, deren Kriegsverbrechen er nicht unter den Tisch fallen lasse. Andererseits bemerkt der Rezensent auch den rassistischen Einschlag des Autros, der sich bei der Beschreibung der Afrikaner bemerkbar mache. Was ihn aber nicht weiter wundert, war Churchill doch ein Kind seiner Zeit und durch und durch Imperialist.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.06.2008

Ein großes Buch, findet Cord Aschenbrenner. Die durch Georg Brunold "kenntnisreich und stilsicher" besorgte erste deutsche Ausgabe von Winston Churchills "sudanesischem Abenteuer" liest er allerdings nicht als Kreuzzugsbericht, sondern als unabhängige, faire Darstellung einer Vergeltungsaktion durch die britischen Truppen und als einen Versuch, den Islam als Antriebskraft des Mahdi-Reichs zu beschreiben. Keine Propaganda also, sondern hohe journalistische Kunst, wenn wir Aschenbrenner richtig verstehen, dem sich bei den Schilderungen der Schlachtfelder der Magen umdreht. Ein für Leute von Churchills Stand sicher seltenes Buch, schreibt er, übersieht dabei aber nicht Churchills "zeittypischen" Rassismus.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.06.2008

Andrew James Johnston begrüßt Winston Churchills Kriegsbericht "Kreuzzug gegen das Reich des Mahdi", wobei er Edition und Übersetzung von Georg Brunold durchaus kritisch betrachtet. Ein Dorn im Auge ist ihm etwa der deutsche Titel, der seines Erachtens darauf abzielt, das Buch in den Kontext der gegenwärtigen Islamismus- und Terrordebatte zu stellen. Das allerdings verfehlt in seinen Augen die Intention des im Original schlicht "The River War" betitelten Buchs, versteht sich Churchill, der als junger Leutnant am britischen Feldzug im Sudan teilnahm, doch keineswegs als Kreuzzügler gegen den Islam. Zwar konstatiert er bei Churchill eine "Liebe zum Krieg" sowie den "zeittypischen Rassismus". Aber er hebt auch hervor, dass der Autor Grausamkeiten nicht verschweigt und dem Gegner hohen Respekt zollt. Zudem offeriert das Buch für ihn einen, wenn auch gelegentlich problematischen, immer aufschlussreichen Blick auf ein Kapitel englisch-afrikanischer Kolonialgeschichte. Beeindruckt haben ihn dabei die analytischen Fähigkeiten Churchills sowie dessen glänzender Stil, der selbst durch die "mittelmäßige" und immer wieder fehlerhafte" Übersetzung von Brunold durchschimmere.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 05.06.2008

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge begrüßt Rezensent Ludger Lütkehaus , dass dieses Buch des britischen Ex-Premiers und Literaturnobelpreisträgers über den Mahdi-Aufstand und seine Niederschlagung im Sudan nun endlich auf Deutsch erschienen ist. Zwar handelt es sich aus Sicht des Rezensenten um ein "literarisch bemerkenswertes und überaus spannendes" Werk. Doch lässt die Edition wohl zu wünschen übrig. Dem Rezensenten zufolge ist der Text "aus verschiedenen Fassungen kompiliert". Auch die zugegeben "kenntnisreichen Erläuterungen" der Herausgeber stoßen auf harsche Kritik, desavouieren sie aus Sicht von Lütkehaus doch "nach Kräften die differenzierte und abwägende Sichtweise des Textes". Auch der deutsche Titel ist dem Rezensenten deutlich zu tendenziös, suggeriere er doch eine Art "Clash of Civilisations", wohingegen Winston Churchills Sicht nichts Kreuzzüglerisches habe. Im Gegegenteil: Er bemühe sich um größtmögliche Objektivität, sehe den europäisch-christlichen Herrrschaftsdrang durchaus kritisch und lasse auch den Gegnern Gerechtigkeit widerfahren: Ein freier Geist, ein großes Buch, schreibt er dann. Und bedauert, dass es so kleingeistige Editoren fand.