Russell Shorto

New York - Insel in der Mitte der Welt

Wie die Stadt der Städte entstand
Cover: New York - Insel in der Mitte der Welt
Rowohlt Verlag, Reinbek 2004
ISBN 9783498063603
Gebunden, 444 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Monika Niehaus-Osterloh. Der American way of life - er kommt nicht von den "Pilgrim Fathers" aus England, sondern zu einem Gutteil aus Holland. Jahrhundertelang waren weite Teile der Frühgeschichte New Yorks und damit Amerikas im Strom der Zeit verschollen. Erst jetzt enthüllt sich das pralle Leben und die wichtige Rolle einer bunten und wilden Schar von Kolonisten, die Anfang des 17. Jahrhunderts zusammen mit den einheimischen Indianern zu Vorreitern einer neuen Zeit wurden: Holländer, Deutsche, Böhmen, Norweger, Italiener, Afrikaner. Auf der Insel "Mannahata" gründeten sie eine Kolonie, die rasch weltweite Bedeutung und Aufmerksamkeit erlangte: von den mächtigen Königen und Kaufleuten ebenso wie von Piraten und windigen Geschäftemachern. Russell Shorto erzählt zum ersten Mal ihre ganze Geschichte: Es ist die Saga der ersten Amerikaner, die früh begannen, ihren Traum zu träumen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.12.2004

New York ist anders als der Rest des Landes, sagen die meisten, die es kennen. New York war schon immer anders, schreibt Russell Shorto in seinem Buch, das sich vor allem den vergessenen vierzig Jahren widmet, in denen die Stadt Neu-Amsterdam hieß und nicht nur von einem Menschenmix bewohnt war, der dem heutigen bereits sehr ähnelte, sondern auch noch von Bibern und Rotbrust-Schnepfen. Damit aber, schreibt die begeisterte Rezensentin Mirja Rosenau, füllt Shorto nicht bloß eine Lücke in der amerikanischen Gründungsgeschichte, sondern liefert eine neue Herleitung des American Way of Life und - in einer Zeit, da "liberal" in den USA ein Schimpfwort geworden ist - ein Plädoyer für Pluralismus und Toleranz. Denn die niederländischen Gründungsväter hätten im Gegensatz zu den angelsächsischen Puritanern geistige Offenheit auf dem amerikanischen Festland angesiedelt. "Sie vermischten sich", fasst Rosenau zusammen, "in Neu-Amsterdam mit Auswanderern, Verschleppten und Gestrandeten aus aller Welt" und "arrangierten sich beispielhaft mit den einheimischen Munsee-, Montauk- und Mohawk-Indianern". Shortos Buch sei, informiert sie, ist die "mit viel Enthusiasmus und erzählerischem Geschick" verfasste populäre Version der Forschungsergebnisse des Niederlandisten Charles Gehring, der seit Jahrzehnten Dokumente aus jener Zeit in der Mitte des 17. Jahrhunderts auswertet.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.05.2004

Dass New York zunächst Neu-Amsterdam hieß und eine Niederlassung der Holländer war, bevor es ihnen die Engländer abtrotzten, gerät schnell in Vergessenheit. Noch weniger aber steht zu vermuten, verkündet Susanne Ostwald überrascht, dass es die Holländer waren, die dem späteren New York jene Atmosphäre von Toleranz und Offenheit verliehen, welche die Stadt bis heute prägt. Von diesen Anfängen berichtet Russell Shorto, ein amerikanischer Autor, der sich vorwiegend auf die Arbeit von Charles Gehring stützt, einem Spezialisten für das Alt-Niederländische, dem vor 30 Jahren ein Konvolut von etwa 12.000 Schriftstücken aus dem 17. Jahrhundert anvertraut worden war und deren mühselige Entzifferung und Übersetzung nun einen neuen Blick auf die Geburtsstunde New Yorks erlaubt. Shorto erzählt farbenprächtig und unterhaltsam, meint die Rezensentin, er füttert seinen politisch-historischen Abriss mit viel Alltagsgeschichte und bunten Details, die das wüste Treiben der Siedler- und Händlergesellschaft veranschaulichen. Da ruderten die Indianer im Kanu vorbei, während sich im Wind die Mühlen drehten, erzählt sie. Und es war der holländische Gouverneur Peter Stuyvesant, der bereits eine öffentliche Körperschaft ins Leben gerufen hat, die demokratische Züge trug. Ostwald hat sich von Shorto überzeugen lassen, dass die Holländer nicht nur den Grundstein für Toleranz, sondern auch für die Demokratie in der Neuen Welt legten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.04.2004

Diese Studie über die Ursprünge und die Geschichte von New York, hat Verena Lueken gefallen. Darin unternimmt es der amerikanische Autor Russel Shorto, die Entstehung der Stadt aus einer vierzehnten niederländischen Kolonie heraus nachzuweisen, womit er an den "geläufigsten Gründungsmythen" der Vereinigten Staaten rüttelt, die sich auf dreizehn englische Kolonien berufen, erklärt die Rezensentin. Allerdings, betont sie, geht es dem Autor weniger um eine Neuschreibung der Geschichte, als um eine Ergänzung um die niederländischen Wurzeln, die sich damit von den puritanischen Ursprüngen durch "Vererbungslinien des Libertären und der Toleranz" absetzen. Passagenweise handelt es sich bei dem Buch um "lustvoll saftige Geschichtserzählung", freut sich die Rezensentin. Allerdings verrennt sich Shorto bei seinem auf "hohe Unterhaltsamkeit bedachten Stil" mitunter in "irgendwelche Seitengassen" der Historie und macht manchmal auch ein bisschen "ungeduldig", wie die Rezensentin zugibt. Der Autor hat bisher unzugängliche niederländische Quellen ausgewertet und einen ganz neuen "Schwerpunkt" in seiner Geschichte von New York gesetzt, indem er die beiden Niederländer Adriaen von der Donck und Peter Stuyvesant in den Mittelpunkt stellt. Das ist "spannend" und erhellend, lobt die Rezensentin, die allerdings angesichts der Studie noch Wünsche offen hat: ein Sach- und Namensregister zum Beispiel oder eine Zeittafel, die die Orientierung erleichtern. Das aber, so die Rezensentin alles in allem sehr zufrieden, lässt sich bei einer weiteren Auflage leicht nachholen.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de