François Jullien

Die Kunst, Listen zu erstellen

Cover: Die Kunst, Listen zu erstellen
Merve Verlag, Berlin 2004
ISBN 9783883962016
Kartoniert, 121 Seiten, 9,80 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Ronald Voullie. Drei Texte von Francois Jullien, Karine Chemla und Jacqueline Pigeot zu einer sehr alten chinesischen und japanischen Praktik: Vom alten Sumer bis zu Rabelais, von der Bibel bis Jules Vernes wimmelt es nur so von Aufzählungen und Listen. Eine Liste der Listen zu erstellen wäre eine riesige Aufgabe. So gibt es auch in der chinesischen und japanischen Kunst und Literatur zahllose Listen. Listen zum Erlernen einzelner Künste , wie etwa der Malerei, des Zitherspieles, des chinesischen Boxens oder der Liebeskunst. Anhand der Listen zur Dichtung wird deutlich, dass es sich nicht nur um technische Gebrauchsanweisungen handelt. Der Aufbau der Liste zeigt sich als eine eigenständige Kunst, die auf ihre Weise Anteil am großen Tao hat. Sogar mathematische Listen sind mehrdeutig und verweisen auf kulturelle Praktiken. Die japanischen Listen, wie sie im Kopfkissenbuch und in den Aufzeichnungen in Mußestunden vorkommen, erscheinen auf den ersten Blick völlig willkürlich und bunt zusammengewürfelt. Aber gerade dieser scheinbare Mangel an Logik ermöglicht es, die Kräfteverhältnisse darzustellen, die in einer Gesellschaft wirksam sind. Was allerdings den Spaß an der spielerischen Zusammenstellung widersprüchlicher Dinge nicht ausschließt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.08.2004

Mark Siemons ist ein bisschen misstrauisch. Nur ein bisschen, aber doch. Was ihn misstrauisch macht, ist, dass das westliche Denken sich immer dann, wenn es eng wird, dem fernen, weiten, weisheitsgetränkten China zuwendet, um Rat zu suchen, unter halbverdauten Schlüsselbegriffen wie "Zen" oder "Tao". Da hilft es wenig, dass auch die europäische Kunstavantgarde - von Kafka bis Kerouac - immer wieder von den chinesischen Dichtern und Denkern stark inspiriert war. Jetzt also wendet sich der Pariser Sinologe Francois Jullien, bewährt als Vermittler chinesischer Gedanken, der "Kunst, Listen zu erstellen", zu. Einen Anschluss an den von ihm zusammengestellten Band sieht Siemons in der Gewohnheit hiesiger Magazine, mit Listen zu hantieren, mit denen sie Objektivität suggerieren wollen. Unter anderem geht es in dem Aufsatzband um das vor etwa tausend Jahren von der japanischen Hofdame Sei Shonagon geschriebene "Kopfkissenbuch" und um "höchst praktische Anweisungen der chinesischen Tradition für Kalligraphie und Schattenboxen, Zitherspielen und Poesie". Diese Listen, so Jullien, seien "komplexe Magnetfelder, deren innere Spannung die Spannung spiegele, die gemäß chinesischem Denken in der Struktur der Wirklichkeit selbst zu finden ist".
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