David Foster Wallace

Am Beispiel des Hummers

Cover: Am Beispiel des Hummers
Arche Verlag, Zürich/Hamburg 2009
ISBN 9783716026113
Gebunden, 78 Seiten, 12,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Marcus Ingendaay. Alljährlich findet im alten Fischereihafen von Rockland im amerikanischen Bundesstaat Maine das Maine Lobster Festival statt. Unter den vielen Tausend Besuchern, die sich von dem Motto "Leuchtturm, Lobster, gute Laune" anlocken lassen, befindet sich auch ein sprachmächtiger, durch nichts und niemand einzuschüchternder Diskursterrorist - der amerikanische Schriftsteller David Foster Wallace. Sein Auftrag: eine Reportage für das Gourmet-Magazin zu schreiben. Am Ende seiner Recherche steht dieses Buch, das um die Frage nach der ethischen Vertretbarkeit des Fleischkonsums kreist und sich dabei allen Kategorien entzieht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.06.2009

David Foster Wallaces Reportage über das Hummerfestival in Maine war für Angela Schader vor allem Kostprobe für die noch für diesen Sommer angekündigte deutsche Übersetzung seines Opus Magnum "Infinitiv Jest". Wallace, im vergangen Jahr mit erst 46 Jahren Selbstmord beging, war 2003 vom amerikanischen Magazin "Gourmet" zum "Maine Lobster Festival" geschickt worden, berichtet die Rezensentin. Sie ist beeindruckt von der stilistischen Vielfalt, die der Autor schon in diesem schmalen Band erkennen lässt, von einer am touristischen Jargon geprägten Vorrede, über einen zoologischen Exkurs zur Spezies Hummer bis zur fundiert nachgegangenen Frage, inwieweit es moralisch-philosophisch gerechtfertigt werden kann, ein "fühlendes Wesen" bei lebendigem Leib in kochendes Wasser zu werfen. Lob spendet sie auch der "treffsicheren" deutschen Übersetzung durch Marcus Ingendaay.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.03.2009

David Forster Wallace stellt sich der Rezensent als einen Menschen vor, der sich das Leben nicht leicht gemacht hat. Den aus einer bereits 2005 veröffentlichten Essaysammlung stammenden Aufsatz "Am Beispiel des Hummers" erkennt Jürgen Dollase trotz der darin enthaltenen Erregungen über Dixie-Klos und dergleichen rasch als "intensiven Diskurs" über die menschlich-kulinarische Frage nach der Moral im Umgang mit dem Schalentier im Besonderen, dem Tier als Nahrungsmittel im Speziellen. Für Dollase ein Unikum, weil Wallace statt zu moralisieren, nach wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Schmerzempfindung des Hummers forscht und mit Sorgfalt Eindrücke aus verschiedenen Wissensbereichen sammelt. Wenn es dem Autor um die Darstellung der Widersprüchlichkeit im menschlichen Dasein gegangen sein sollte, möchte Dollase sich bei Wallace für eine gute Arbeit bedanken. Was der Text ihm in erster Linie bedeutet, ist die Verstrickung des Autors in "zwiespältige emotionale Reaktionen", keine "überzeugende Problemlösung".
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.03.2009

Als bösartigen Essay feiert Rezensent Kolja Mensing diesen Text, der ein Hummerfest im US-Bundesstaat Maine zur Polemik gegen die barbarischen Aspekte des Hummerkonsums nutzt - die Tiere werden bei lebendigem Leib gekocht - und auch zum Exempel für die barbarische Zivilisation werden lässt. Dass dies der letzte Text ist, der (im Original) vor David Foster Wallaces Selbstmord erschien, lässt dessen Depression für Mensing ihren schweren Schatten auf diesen Text werfen, der den Leser wohl bei aller Polemik über die Schmerzgrenze hinaus führt. Interessant findet Mensing außerdem, dass sich Wallace hier auch literarisch positioniert und als einfachen Reporter inmitten eines Hexenkessels aus Lüge und Bigotterie porträtiert, der schließlich befindet, dass es Fragen gebe, die "er seinen Mitmenschen nicht mehr zumuten sollte".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.03.2009

Tief beeindruckt ist Katharina Döbler, wie David Foster Wallace als Reporter für das Magazin "Gourmet" seinen Bericht vom Hummerfestival in Maine zu einem Essay über humanistische Grundsätze ausweitet. "Am Beispiel des Hummers", der zum Hummerfest tausendfach bei lebendigem Leib in kochendes Wasser geworfen wird, bemüht sich der amerikanische Autor, der sich 2008 das Leben nahm, eine "empirisch abgesicherte Moral" zu entwickeln, erklärt die Rezensenten. Sie zeigt sich von der weitgehend ironiefreien Empathie, die der Autor dabei an den Tag legt, berührt und rühmt zudem den Übersetzer Marcus Ingendaay nicht nur wegen der "genialen" Übertragung des Titels, als preiswürdig.