Shashi Tharoor

Die Erfindung Indiens

Das Leben des Pandit Nehru
Cover: Die Erfindung Indiens
Insel Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783458173038
Gebunden, 312 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Jawaharlal Nehru wurde 1889 in einer wohlhabenden und einflussreichen indischen Familie geboren. Seine Biografie schien klar vorgezeichnet: Jurastudium in England (Oxford) und dann Anwaltsberuf in Indien. Doch nach der Rückkehr aus England 1916 begegnet der bis dahin unauffällige Student dem charismatischen Mahatma Gandhi, dessen politische Einsichten und dessen Religiosität ihn faszinierten. Menschenwürde, Selbstbestimmung, Demokratie wurden die Ideale, für die Nehru, dem man den Titel'Pandit'('Gelehrter') gab, fortan einstand. Shashi Tharoor erzählt den Werdegang Nehrus, das enge Vertrauensverhältnis zum Vater, Studium, Ehe und Geburt der Tochter Indira Gandhi, die Freundschaft zu Lord und Lady Mountbatten, die politische Arbeit als Präsident des Indischen Nationalkongresses und als erster Premierminister des Landes. Er schildert die Praktiken der Kolonialmacht, die doppelte Moral, mit der sie für die Verteidigung der Demokratie in den Zweiten Weltkrieg zog. Nehru und Gandhi gelang es, Millionen von Menschen zu bewegen und die Politik des Landes für Jahrzehnte zu bestimmen. Zusammen führten sie den gewaltlosen Kampf für Indiens Unabhängigkeit, einen Kampf, der erst 1947 gewonnen wurde. Doch weder Nehru noch Gandhi konnten die Spaltung des Landes in Indien und Pakistan verhindern: auch ein Preis der Unabhängigkeit.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.09.2006

Rezensent Andreas Eckert lobt Shashi Tharoors Nehru-Biografie als "faktenreich und anschaulich". Deshalb räumt er dem Buch gute Chancen ein, das Informationsdefizit über diesen bedeutenden indischen Staatsmann hierzulande etwas aufzufüllen. Als Qualität des Buches hebt Eckert besonders die kritische Distanz des Biografen hervor, der seinen "Protagonisten" zwar bewundere, und doch auch die kritischen Aspekte heraus stellen würde. Kurz skizziert der Rezensent die von Tharoor beschriebenen politischen Stationen und demokratischen Ideale, auf denen Nehrus das moderne Indien aufbaute, um schließlich nach dem Erbe Nehrus im heutigen Indien zu fragen. Hier falle die Bilanz nicht sehr üppig aus, fasst der Rezensent die Einschätzung Tharoors zusammen, und schließt sich dem Credo seines Buches an, dass auch das heutige Indien allen Grund habe, sich an Nehrus Ideale zu erinnern.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 01.07.2006

Rezensentin Renee Zucker ist enttäuscht. "Allzu zäh zu lesen" sei dieses Buch. Dabei fange es "so poetisch und richtig indisch" an, aber dann werde es leider bald "trocken und pappig" . Die Rezensentin bescheinigt Shashi Tharoor enorme historische und biografische Sachkenntnisse , weshalb sie sein mangelndes Vermögen, diese Kenntnisse publikumsnah aufzubereiten, umso mehr bedauert. Im Würgegriff der vielen Fakten organisiere der Autor den Stoff chronologisch. Und statt der Person Nehru stünde eher die Historie im Mittelpunkt. Dabei ahnt die Rezensentin hinter mancher Andeutung Romane und bedauert umso mehr, dass in diesem Buch die "großen kolonialen und nachkolonikalen Erzählungen" Indiens unerzählt bleiben. Nur ein spezielleres Interesse an der Geschichte von Nehrus Kongresspartei scheint hier befriedigt zu werden. Am Ende des Buches, gibt Zucker zu Protokoll, erlaube Tharoor "sich ein wenig mehr Freiheit und Gefühle", womit er sie ein bisschen versöhnen kann.