Peter Böthig

Sprachzeiten

Der Literarische Salon von Ekke Maaß. Eine Dokumentation von 1978 bis 2016
Cover: Sprachzeiten
Lukas Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783867322416
Gebunden, 304 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Ekkehard Maaß, der im Zusammenhang mit der Biermann-Ausbürgerung von der Universität relegiert worden war, etablierte ab 1978 in seiner Wohnung in Berlin-Prenzlauer Berg einen Literarischen Salon. Dieser entwickelte sich zu einem der wichtigsten Treffpunkte von Künstlern, die sich schon zehn Jahre vor dem Mauerfall von der kommunistischen Ideologie und den staatlichen Strukturen der DDR lossagten. Hier lasen junge Autoren wie Uwe Kolbe, Katja Lange, Bert Papenfuß, Peter Brasch, Jan Faktor, Detlef Opitz und viele andere im Beisein von Elke Erb, Christa und Gerhard Wolf, Franz Fühmann oder Heiner Müller, die als Mentoren eine wichtige Schutzfunktion ausübten.
Hier wirkte auch der Dichter und Stasimitarbeiter Sascha Anderson als wichtiger Initiator künstlerischer Projekte, gleichzeitig lieferte er seine Freunde der Stasi aus. In Zusammenarbeit mit jungen Künstlern entstanden Einladungsgrafiken für die Lesungen sowie Künstlerbücher, die die Zensur unterliefen. An den Wänden des Salons hängen bis heute Bilder von Penck, Conny Schleime oder Ralf Kerbach neben Arbeiten von Künstlern aus Litauen, Tatarstan, Georgien und Usbekistan. Im Hinterhaus gab es die Keramikwerkstatt von Wilfriede Maaß, die viele Künstler aus der Szene unterstützte, indem sie sie ihre Keramik bemalen und verkaufen ließ. Seit den Achtzigerjahren öffnete sich der Salon auch Autoren und Künstlern aus Osteuropa: Es kamen Bulat Okudshawa, Andrej Bitow, Tschingis Aitmatow, Jewgeni Jewtuschenko, Wiktor Jerofejew, Wladimir Sorokin, Nino Haratischwili, der deutschsprachige georgische Schriftsteller Giwi Margwelaschwili und Apti Bisultanow. Aber auch Allen Ginsberg und Ernst Jandl besuchten die Schönfließer Straße 21.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.09.2017

Rezensent Kurt Drawert erinnert sich mit Wehmut an den literarischen Salon von Ekke Maaß. Peter Böthigs Dokumentation besticht für ihn durch die editorische Leistung, das schier unüberschaubare Material zum Thema Subversion und Verrat in der künstlerischen Szene Ostberlins der 80er geordnet und daraus eine kohärente Geschichte gemacht zu haben. Der sezierende Blick des Herausgebers imponiert ihm und zeigt ihm die Abgründe und Spaltungen, sodass die Dokumente über sich hinausweisen. Dass Böthig kein Ideologe oder Immer-schon-Bescheidwisser ist, sondern dem Material folgt, findet Drawert angenehm. So kann er ungestört den Stimmen aus der Vergangenheit lauschen und mitunter ihre Paranoia erkennen.
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