Umberto Eco

Im Krebsgang voran

Heiße Kriege und medialer Populismus
Cover: Im Krebsgang voran
Carl Hanser Verlag, München 2007
ISBN 9783446208377
Gebunden, 319 Seiten, 23,50 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Burkhart Kroeber. Zerstört der mediale Populismus die Demokratie? Im dritten Jahrtausend geht es nicht voran, sondern nur noch zurück: Auf den Kalten Krieg folgten die heißen Kriege in Afghanistan und im Irak, der längst vergangen geglaubte Konflikt zwischen Christentum und Islam ist zurück und der Darwinismus wird von christlichen Fundamentalisten angezweifelt. Kann vernünftiges Argumentieren noch etwas ausrichten gegen politische Parolen, die ihre Primitivität über neue Medien in alle Welt verbreiten?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.05.2007

Umberto Eco, der für sich beanspruchen kann, das Mittelalterinteresse mit seinem historischen Roman "Im Namen der Rose" stark befördert zu haben, der sich als Linguistikprofessor seine Meriten verdient hat und der dennoch der Unterhaltungsliteratur unerschrocken gegenübertritt, hat nun eine Sammlung von Zeitungsartikeln zu wichtigen politischen Ereignissen publiziert, lässt Rezensent Martin Bauer wissen. Die zwischen 2000 und 2005 in verschiedenen italienischen Zeitungen erschienenen Texte zeigen den von Eco gewohnten Witz und die enorme Belesenheit, zugleich haben sie keine Angst davor, zu "unterhalten", stellt der Rezensent erfreut fest. Wenn die Artikel auch auf lokale Ereignisse reagieren, die zur Zeit ihrer Entstehung die italienische Öffentlichkeit bewegt haben, so drehen sie sich zugleich um "grenz- und kulturüberschreitende Themenhaushalte", meint Bauer interessiert. Manches lese sich zwar etwas überspitzt und sei von der Geschichte bereits überholt, wie etwa Ecos Reaktion auf Berlusconis Regierung, dennoch haben sie dem Rezensenten vergnüglichen Lesegenuss beschert.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.03.2007

Eigentlich versammelt dieser Band nur bereits erschienene Texte Umberto Ecos. Ja, schlimmer noch: Er wurde in Italien selbst nicht zuletzt als Kampfschrift gegen den damals noch regierenden Silvio Berlusconi und seine Fernseh-Medien-Macht publiziert. Das ändert für den Rezensenten Andreas Platthaus aber nichts daran, dass das Buch auch hier und heute noch lesenswert ist. Nicht zuletzt, weil sich darin - anlässlich einer auf den Philosophen Norbert Bobbio gehaltenen Rede -  die "Selbstbestimmung des Intellektuellen" Eco finde. Dessen Tugenden - "nüchterner Kopf, "fester Wille", "Demut" und "Hingabe" - findet Platthaus in den Philippiken Ecos gegen Populismen aller Art in beeindruckender Weise wieder. Eco, so der Rezensent, ist "der Cato unserer Epoche".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 03.03.2007

Mehr als angetan ist Rezensent Arno Widmann von diesem gelungenen Versuch eines Schriftstellers, in die Politik einzugreifen, "ohne dabei dumm zu werden". Und obwohl das Ziel, das Umberto Eco mit diesem Buch verfolgt habe, nämlich Berlusconi zu verhindern, inzwischen erreicht sei, hat das Buch für den Rezensenten an Aktualität nichts verloren. Begeistert verfolgt Widmann beim Lesen, wie Eco seine Gedanken durch seinen Kopf jagt "wie wir früher die Kugel durch den Flipperautomaten"; bewundert seinen "Mut vor dem Freund" und die Courage, genau hinzusehen. Wie sich Eco von Widerspruch zu Widerspruch fortbewegt und damit zu entlarvenden Erkenntnissen gelangt. Als Leser der Rezension hätte man sich gelegentlich über ein Beispiel Widmanns gefreut, an dem er die Methode Eco etwas erhellender schildert. So reitet man etwas ratlos auf den Wellen seiner Begeisterung.