Gerhard Henschel

Abenteuerroman

Cover: Abenteuerroman
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2012
ISBN 9783455403619
Gebunden, 572 Seiten, 24,99 EUR

Klappentext

Endlich hat Martin Schlosser eine Freundin gefunden, und schon beginnen die zermürbenden Beziehungsdiskussionen. Es sind die frühen achtziger Jahre und Martin möchte nichts dringender, als der emsländischen Kleinstadt Meppen entfliehen. Dafür muss er aber erst einmal sein Abitur bestehen. Wird ihm das gelingen? Wird er sich danach wie geplant als Spülkraft in einem Hotel auf Norderney bewähren? Wird er Soldat oder doch Zivildienstleistender? Wie bekommen ihm seine Drogenexperimente? Wie wird ihm das Wohngemeinschaftsleben schmecken? Und kann er seine Beziehung durch die Zeiten retten? Martins Lebensweg führt ihn diesmal nach Brokdorf, Hamburg, Amsterdam, Osnabrück, Bielefeld, München, Venedig, Wien und Göttingen - und immer wieder zurück ins verhasste Meppen. Nach dem "Kindheitsroman", dem "Jugendroman" und "Liebesroman" folgt jetzt Henschels nächster Streich: Martin Schlosser bricht in die weite Welt zu großen Abenteuern auf.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.01.2013

Einerseits ist Christoph Bartmann entzückt über Gerhard Henschels "Abenteuerroman", den neuesten Teil seiner Saga über Martin Schlossers Aufwachsen im Emsland. Der Rezensent bewundert das Durchhaltevermögen und die "bis zur Pedanterie gehende Präzision" des Autors, ist beeindruckt von der Genauigkeit und dem schieren Ausmaß des Projekts, und sieht Henschel "in der Nachfolge Kempowskis und der dokumentarischen Methode". Einerseits. Andererseits ist für Bartmann gerade der Vergleich mit Kempowski erhellend: während dieser mit seinen Alltagsschilderungen eine von den meisten Lesern nicht mehr erlebte Zeit wiederauferstehen lasse, beschreibe Henschel mit den frühen 1980er Jahren eine Epoche, die der Mehrzahl seiner Leser noch in nur allzu guter Erinnerung sein dürfte. Nicht historische Rekonstruktion ist hier also das Ziel, sondern die Beschreibung des Vertrauten aus ironischer Distanz, so der Rezensent, der den dafür betriebenen Aufwand doch etwas unverhältnismäßig findet und leicht genervt resümiert, nichts sei "ätzender als Dauerironie".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.01.2013

Rainer Moritz hat ein etwas zwiespältiges Verhältnis zum "monumentalen, lebensgeschichtlichen" Martin-Schlosser-Zyklus von Gerhard Henschel. Einerseits fragt er sich, ob es zur Ausleuchtung einer deutschen Kindheit und Jugend wirklich einen derart obsessiven Detailreichtum braucht, wie ihn Henschel an den Tag legt: schon in den ersten drei Bänden der Reihe hatte er sich gerade so bis zu Martin Schlossers achtzehntem Geburtstag vorgekämpft, und auch der neue "Abenteuerroman" umfasst nur drei Jahre, verrät der Rezensent. Andererseits bekennt Rainer Moritz, einmal mehr großen Spaß gehabt zu haben. Es entwickelt sich langsam ein tatsächliches Sexleben, es wird viel gereist, gegen die Nachrüstung gekämpft, in die SPD ein- und wieder ausgetreten, fasst Moritz zusammen. Allzu große Abenteuer sollte man trotz des Titels allerdings nicht erwarten - stattdessen verspricht der Rezensent viel Komisches. Zum Beispiel über die Gemeinde Meppen im Emsland. Die kommt in Henschels Buch derart schlecht weg, dass "die Stadtväter Meppens" wohl noch eine Weile daran zu knabbern haben werden, meint Moritz, der im Nachhinein froh ist, nicht dort aufgewachsen zu sein. Für die Fortsetzung der Reihe wünscht sich der Rezensent von Henschel innigst einen "Studienroman" - Schlossers Alternative wäre nämlich ein Programmkino in Bochum, erklärt Moritz.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.11.2012

Zunächst klingt es ja noch ganz heiter und rezeptionsbereit, was Kristina Maidt-Zinke zu diesem "Abenteuerroman" zu schreiben hat, am Ende aber geht ihr der Ärger über den privaten Erinnerungswust, den der Autor dem Lesepublikum ausbreitet, doch durch. Es ist ja schon der vierte Band eines nach später offenen Projekts, wo klein um klein die Liebesgeschichte der Eltern, dann Kindheit und Jugend des Autors ausgebreitet werden. Nun also  das Beste aus den Achtzigern, und aus Meppen, dann Bielefeld, wo der unglückliche Autor seine ereignislose, aber detailreiche Abiturzeit verbrachte. Henschel, so merkt Maidt-Zinke an, hat seine Karriere ja bei Titanic begonnen. Der Humor fehlt ihr zwar in seinem Roman - aber dafür hat er selbst eine ausnahmsweise humorvolle Formulierung gefunden: "Wie bei Loriot, nur nicht so lustig."