Jörg Herrmann, Klaus Stern

Andreas Baader

Das Leben eines Staatsfeindes
Cover: Andreas Baader
dtv, München 2007
ISBN 9783423245845
Gebunden, 360 Seiten, 15,00 EUR

Klappentext

Andreas Baader wurde 1977 wegen vierfachen Mordes und mehrerer Mordversuche zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach der gescheiterten Entführung der "Landshut" auf dem Flughafen in Mogadischu, mit der die Freilassung von 11 RAF-Häftlingen erpresst werden sollte, beging er am 18. Oktober 1977 in Stammheim Selbstmord. Erstmals äußern sich hier Zeitzeugen, Menschen aus dem privaten Umfeld Baaders und aus seiner Familie, etwa die Tochter von Andreas Baader und Ello Michel. Die Liebesbriefe zwischen Andreas Baader und Ello Michel wurden den Autoren zugänglich gemacht. Hinzu kommen zahlreiche bisher unveröffentlichte Fotos aus den Kinder- und Jugendtagen wie aus Untergrund und Gefängnis. Auch die tragische Familiengeschichte der Baaders, vor allem die des Baader sehr nahe stehenden Onkels, eines Solotänzers und Schauspielers, wird zum ersten Mal erzählt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.08.2007

Positiv beurteilt Rezensent Jochen Staadt diese biografische Studie über Andreas Baader, die Klaus Stern und Jörg Herrmann vorgelegt haben. Besonders den ersten Teil des Buchs, in dem die Jugend- und Entwicklungsjahre des späteren Terroristen geschildert werden, schätzt er als überaus aufschlussreich. Aber auch der zweite Teil, der die Jahre Baaders nach Abtauchen in den Untergrund und seine Zeit als Terrorist beschreibt, hat ihn überzeugt, auch wenn die Autoren hier in erster Linie bereits Bekanntes wiederholt haben. Er bescheinigt Stern und Herrmann, hier auf den Punkt zu bringen, was man wissen sollte, "wenn es um Baader als Antreiber des RAF-Terrors, Frauenfeind und nihilistischen Verächter der demokratischen Gesellschaft geht". Dabei unterstreicht Staadt insbesondere die Ausführungen über die Rolle der RAF-Anwälte beim Stammheimer Prozess Mitte der siebziger Jahre.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.03.2007

Die beiden Autoren haben sich das Leben des Terroristen Baader aufgeteilt - die Scheidelinie liegt bei der Verhaftung im Jahr 1972. Gelungen findet der Rezensent Eckhard Jesse beide Teile. Man erfährt Neues über Baader aus seiner Jugend, mancher Mythos - etwa, er habe im Gefängnis mit einer Anwältin ein Kind gezeugt - wird ausgeräumt. Sympathisch freilich werde einem Andreas Baader, ein ewiger "Tunichtgut", auch in diesem durchaus mit dem Bemühen um "Empathie" verfassten Porträt nicht. Er war ein Aufschneider, offenbar ohne sehr tief gehende oder weit reichende politische Kenntnisse oder Überzeugungen. Was den Autoren gelingt, sei vor allem, den Charakter Baaders "genauer zu erfassen", nebenbei auch ein interessantes Licht auf die "Sympathisantenszene" zu werfen. Was - bei allem Charisma - eine "Intellektuelle wie Ulrike Meinhof" an der Persönlichkeit Baaders faszinierte, das kann, so Jesse, auch diese Biografie nicht abschließend beantworten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.02.2007

Gelungen findet Peter Henkel diese umfangreiche Biografie Andreas Baaders, die Klaus Stern und Jörg Herrmann vorgelegt haben. Das Bild, das die Autoren vom Anführer der ersten RAF-Generation zeichnen, scheint ihm "durchaus komplex", vor allem aber "überaus kritisch". Was er nur begrüßen kann, schließlich war die Geschichte der RAF und ihrer Protagonisten lange genug von Missverständnissen und Legenden geprägt. Stern und Herrmann schilderten Baader als narzisstischen, rücksichtslosen, gewalttätigen und egoistischen Fiesling. Allerdings als einen mit Charisma. Die Lektüre des Bands verleitet Henkel zur Spekulationen darüber, ob es ohne Baader die RAF überhaupt je gegeben hätte. Das Buch lobt er insgesamt als "materialreich", "gut lesbar" und "flüssig geschrieben", auch wenn es seines Erachtens nicht viel Neues bietet und mit zahlreichen Wiederholungen aufwartet. Sein Fazit: Leser, die sich dafür interessieren, "wie Lebensläufe und Umstände zusammenkommen, um dramatische Geschichte(n) zu gebären", werden in dem Buch auf ihre Kosten kommen.