Eileen Myles

Chelsea Girls

Cover: Chelsea Girls
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2020
ISBN 9783957578396
Gebunden, 252 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Dieter Fuchs. Eileen Myles erzählt ungeschönt und unverblümt davon, wie es war - damals in New York - als alles möglich schien, als Warhol jedem 15 Minuten Berühmtheit versprach, als Allen Ginsberg noch zu deiner Buchpremiere kam, wenn du ihn einludst, als noch alle mit allen im Bett gelandet sind, und es immer irgendjemanden gab, der Alkohol oder Drogen dabei hatte. Doch nicht nur um wilde Eskapaden geht es, sondern auch um die katholische Erziehung in den Sechzigern, um das Aufwachsen mit einem alkoholkranken Vater, um zerbrochene Liebesbeziehungen, um Woodstock und um das Chelsea Hotel, um enttäuschte Hoffnungen, um das Schreiben an sich.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 13.06.2020

Rezensent Yannic Han Biao Federer nimmt Eileen Myles Buch gegen eine Profanierung zu schlichtem, autobiografischem Geschreibsel in Schutz: Myles ist in seinen Augen ganz entschieden eine große Künstlerin, die sich in ihren Texten immer wieder selbst erfindet. "Chelsea Girls" bildet ihm zufolge keine Ausnahme: Es erzählt mit einer grandiosen Mischung aus "fein nuancierter Melancholie" und brutaler Offenheit vom wilden Leben einer bisexuellen Dichterin in New York. Dieter Fuchs' Übersetzung findet der Kritiker zwar oft umständlich, ja, ungelenk, aber das Buch bleibt für ihn dennoch "große Literatur".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 23.05.2020

Laut der Rezensentin Eva Tepest war es höchste Zeit, dass dieses Buch ins Deutsche übersetzt wurde, liest sie es doch als die moderne Ursprungserzählung queerer Autofiktion. Hauptsächlich in den 80er Jahren entstanden, zeugt das Buch der Kritikerin zufolge nicht nur vom Kampf um die Anerkennung der Lesben, sondern auch vom Kampf um die Anerkennung als weibliches Dichtergenie in der New Yorker Intellektuellenszene. Bei der Lektüre ist Tepest klar geworden, dass Authentizität ein Privileg ist: Wer nicht anerkannt wird, muss sich inszenieren, um Sichtbarkeit zu erlangen, hat sie gelernt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.04.2020

Rezensentin Juliane Liebert hätte zu gern erfahren, wie sich die Siebzigerjahre-Kurzgeschichtensammlung "Chelsea Girls", die bei ihrem Erscheinen als lesbisch-feministisches Buch einer schwarzen Autorin Furore machte, aus heutiger Sicht bewährt. Allerdings kann die Kritikerin das wegen der schlechten Übersetzung gar nicht richtig einschätzen, wie sie ungnädig konstatiert, denn der Text, den sie schon im englischen Original oft unklar findet, ist ihrer Meinung nach auf Deutsch kaum mehr zugänglich. So bleibt bei ihr hauptsächlich der Eindruck, dass sie froh ist, nicht im gewalt- und drogendurchzogenen New York der "Chelsea Girls" gelebt zu haben, auch wenn sie an manchen Stellen durchaus schriftstellerische Brillanz hat aufblitzen sehen.
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