Stephan Thome

Gott der Barbaren

Roman
Cover: Gott der Barbaren
Suhrkamp Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783518428252
Gebunden, 719 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

China, Mitte des 19. Jahrhunderts. Eine christliche Aufstandsbewegung überzieht das Kaiserreich mit Terror und Zerstörung. Ein junger deutscher Missionar, der bei der Modernisierung des riesigen Reiches helfen will, reist voller Idealismus nach Nanking, um sich ein Bild von der Rebellion zu machen. Dabei gerät er zwischen die Fronten eines Krieges, in dem er am Ende alles zu verlieren droht, was ihm wichtig ist. An den Brennpunkten des Konflikts - in Hongkong, Shanghai, Peking - begegnen wir einem Ensemble so zerrissener wie faszinierender Persönlichkeiten: darunter der britische Sonderbotschafter, der seine inneren Abgründe erst erkennt, als er ihnen nicht mehr entgehen kann, und ein zum Kriegsherrn berufener chinesischer Gelehrter, der so mächtig wird, dass selbst der Kaiser ihn fürchten muss...

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.10.2018

Eva Behrendt liest Stephan Thomes Darstellung der Taiping-Rebellion und ihrer Folgen mit gespannter Aufmerksamkeit. Behrendt trotz Figuren-, Perspektiven- und Handlungsfülle bei der Stange zu halten, gelingt dem Sinologen Thome mittels Einfühlung in sein Personal und einer lebendigen Sprache, die in der Gegenwart wurzelt und sämtliche Blickachsen miteinander verknüpft. Dass der Autor dabei nicht die postkoloniale Brille aufhat, gefällt Behrendt. So entsteht ein genau recherchiertes Panorama eines west-östlichen Kulturkampfes, erklärt die Rezensentin, das heutige Konflikte spiegelt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.09.2018

Rezensent Rainer Moritz hat großen Respekt vor Stephan Thomes Versuch, in guter aufklärerischer Erzähltradition, wenngleich hier und da ausufernd, eine uns fremde Epoche als mächtiges Panorama zu zeichnen. Taiping-Aufstand und Opiumkrieg in China zwischen 1851 und 1864 nimmt der Sinologe Thome laut Moritz in den Blick und konstruiert zu diesem Zweck eine Menge Akteure, Intentionen und Perpektiven. Das Aufeinanderprallen der Kulturen Chinas und Europas, wie der Autor es schildert, bewegt Moritz dazu, Parallelen zur Gegenwart zu ziehen. Ein hochzuschätzender historischer Roman, findet er.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.09.2018

Judith von Sternburg lernt mit Stephan Thomes historischem Roman Barbarentum und Zivilisation kennen. Thomes historischer Blick auf das China des 19. Jahrhunderts erscheint Sternburg vielfältig betreffend Figuren, Perspektiven, Handlungsstränge und Erzählformen. Der nicht chronologische Aufbau macht ihr die Lektüre nicht eben leicht, und manche Figur im Text kommt ihr allzu blass vor. Dass die Geschichte selbst im Buch aber farbig und funkelnd wirkt und zum Nachdenken anregt, liegt laut Rezensentin an ihrer Aktualität und daran, dass der Autor sie ernst nimmt und nicht als Mittel zum Zweck.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.09.2018

Rezensent Mark Siemons liest Stephan Thomes Roman über die chinesische Taiping-Revolution vor dem Hintergrund machtpolitischer und ideologischer Konflikte der Gegenwart. Geschickt zwischen den Perspektiven der hier auftretenden historischen Akteure springend kann ihm der Sinologe, Autor und Philosoph die Logik der einander gegenüberstehenden Kulturen vermitteln. Darüber hinaus erkennt der Kritiker nicht zuletzt dank Thomes Vermögen, historische und fiktive Szenen zu verknüpfen, wie fließend der Übergang vom universalen Zivilisationsstaat zum chinesischen Nationalstaat ablief. Angesichts des Humors, der "Souveränität", des dramatischen Gespür und der stupenden Gelehrtheit des Autors verzeiht Siemons gern kleinere Schwächen, etwa die gelegentliche Verwendung etwas unpassender Gegenwartsformeln.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.09.2018

Burkhard Müller scheint es dem Autor Stephan Thome zu verzeihen, dass sein historischer, für den Deutschen Buchpreis nominierter Roman letztlich am gewaltigen historischen Stoff scheitert. Für Müller kann es gar nicht anders sein, denn der Roman, meint er, befindet sich hier im Hintertreffen gegenüber der historischen Monografie. Dass der Sinologe Thome mehr über den Taiping-Aufstand weiß als die meisten Deutschen, wie Müller feststellt, ändert für ihn nichts daran, dass die "westlich-realistische" Figurenrede unglaubwürdig rüberkommt und der Text seinen Gegenstand nicht durchdringen kann. Aufklärung über die Tatsachen aber bietet der Roman laut Müller sehr wohl, nur dürfe man nicht allzu eindringlich nach dem Gelingen des Textes fragen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.09.2018

Als tiefgründig und facettenreich erlebt Rezensent Helmut Böttiger Stephan Thomes Roman, der ihm mit dem China des 19. Jahrhunderts einen wenig bekannten Erzählraum eröffnet und zugleich Parallelen zur Gegenwart aufruft. Vom Ende des chinesisches Kaiserreichs berichtet Thome in politisch-religiös aktueller Weise, findet der Rezensent. Wie Thome erzählt, reflektiert, zugleich traditionell im Stil psychologischer Romane des 19. Jahrhunderts bleibt, scheint Böttiger zu gefallen und ihm auf angenehme Weise Orient und Okzident zu verbinden. Über chinesische Ästhetik und chinesisches Geschichtsverständnis erfährt er hier eine Menge. Zugleich vermag er das Buch als Abenteuerroman a la Karl May und Hemingway zu lesen.