André Gunthert

Das geteilte Bild

Essays zur digitalen Fotografie
Cover: Das geteilte Bild
Konstanz University Press, Göttingen 2019
ISBN 9783835391109
Kartoniert, 172 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Stefanie Diekmann. "Das geteilte Bild": Unter diesem Stichwort untersucht André Gunthert die Umbrüche, von denen die Ästhetik sowie der Gebrauch und die Konzeption der Fotografie im Zeitalter der Digitalisierung bestimmt sind. Im Fokus stehen dabei sowohl die netzbasierten Formen fotografischer Praxis als auch die damit verbundenen Formate (Selfie), Praktiken (Sharing) und Phänomene (Netzjournalismus). Das "geteilte Bild", zentrales Konzept in den Schriften des Bild- und Fototheoretikers Gunthert, ist das distribuierte, verlinkte Bild, aber auch das Bild, das nicht eins ist, weil es aus ganz unterschiedlichen Daten besteht. Es ist außerdem das Bild, das als Dokument einer de-professionalisierten Fotografie die traditionellen Konzeptionen fotografischer Autorschaft herausfordert, zumal netzbasierte Kommentare und Kontexte sowie die Einbettung in wechselnde digitale Umgebungen wesentlich Einfluss auf seine Wahrnehmung haben. Die Fotografie unter den Bedingungen der Digitalisierung begreifen, ist ein Projekt, dem Gunthert in seinen Essays eine doppelte Bedeutung gegeben hat. Zum einen: eine Theorie der Fotografie aus der Perspektive des Beobachters zu (re)formulieren, der Verschiebungen innerhalb der fotografischen Praxis nicht retrospektiv evaluiert, sondern sie kommentiert, noch während sie sich ereignen. Zum anderen: das Schreiben über die digitalen Erscheinungs- und Gebrauchsweisen der Fotografie den Bedingungen des Digitalen anzupassen, in der "kleinen Form" der Kolumne oder des Blogs zu publizieren, sich als Chronist von laufenden Umbrüchen und Zäsuren zu begreifen, der in steter Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen Medienkultur agiert. Das Buch macht die wichtigsten Essays Guntherts zum ersten Mal in deutscher Übersetzung zugänglich und dokumentiert die entscheidenden Entwicklungen, die das Nachdenken über Fotografie seit den 1990er Jahren bestimmt haben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.09.2019

Der hier rezensierende Kunsthistoriker Peter Geimer vermisst reflexive Distanz zum Thema in diesem Buch des französischen Kulturhistorikers Andre Gunthert. Guntherts Gedanken zur medialen Entwicklung des fotografischen Bildes findet Geimer zwar kenntnisreich, in der Feststellung, dass das Ende der Fotografie noch auf sich warten lässt, richtig, und durch Guntherts Vorschlag, die Amateurfotografie in den sozialen Netzwerken als Chance zu sehen, auch angenehm uneitel. Der Umstand aber, dass die Texte im Band aus den Jahren 2004 bis 2015 stammen, macht die Lektüre für Geimer problematisch. Der technische Gegenstand bringt es mit sich, dass die Aufsätze zum Teil hoffnungslos veraltet erscheinen, meint er. Zum Thema Überwachung etwa findet er im Buch nichts.
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