Jean-Luc Nancy

Noli me tangere

Cover: Noli me tangere
Diaphanes Verlag, Berlin Zürich 2009
ISBN 9783037340462
Broschiert, 80 Seiten, 12,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Christoph Dittrich. Me mou haptou - Noli me tangere - Rühr mich nicht an: Berühre mich nicht. In der Szene aus dem Johannesevangelium ist dies der Satz, den der auferstandene Christus an Maria Magdalena richtet, um gleich darauf wieder zu verschwinden. In dieser Dramaturgie des Augenblicks zwischen Tod und Wiederauferstehung, Präsenz und Absenz, Glaube und Unglaube erkennt Jean-Luc Nancy ein Schlüsselmoment der biblischen Erzählung, aber auch des Berührens schlechthin. Entlang der bildlichen Darstellungen der Szene von Rembrandt, Dürer, Tizian und Pontormo analysiert Nancy das Spiel der Hände, die Arabesken der Finger und die damit verbundenen Paradoxien des Bedeutens und des Sinns und reflektiert zugleich über das Wesen des Bildes selbst, denn auch das Gemälde verlangt Distanz, untersagt jedes Berühren. Der titelgebende Essay ist ein weiterer Beitrag zu Nancys großem Projekt einer "Dekonstruktion des Christentums" und kann als eine Fortschreibung der in "Corpus" begonnenen Bewegung eines "Entschreibens des Körpers" gelesen werden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.10.2009

Eine geduldige und zu allen Subtilitäten und Paradoxien bereite Untersuchung der "Noli me tangere"-Szene der Bibel erkennt die Rezensentin Christine Tauber im jüngsten Buch von Jean-Luc Nancy, den sie respektvoll als "einen der letzten Maître-Penseurs der Postmoderne" tituliert. Um das Berührungsverbot, das Christus gegenüber Maria Magdalena ausspricht geht es, dieses deutet Nancy in seiner ganzen Widersprüchlichkeit aus in seiner "Übersetzung" von Christi Wort: "Liebe, was dir entkommt, liebe den, der fortgeht. Liebe, dass er fortgeht." Beeindruckt zeigt sich die Rezensentin auch von Nancys Lektüren der Darstellungen der "Noli me tangere"-Szene in Meisterwerken der Malerei. Er öffne einem die Augen dafür, wie Künstler wie Rembrandt, Pontormo und Bronzino das Zugleich von Anwesenheit und Abwesenheit raffiniert ins Bild zu setzen verstanden. Kurzum: Dieser Band bietet dem Aufgeschlossenen eine "geistvolle Offenbarung über Kunst und Glauben".
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