Anthony McCarten

Ganz normale Helden

Roman
Cover: Ganz normale Helden
Diogenes Verlag, Zürich 2012
ISBN 9783257067941
Gebunden, 453 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Gabriele Kempf-Allié und Manfred Allié. Ein Jahr lang hat Jeff Delpe, 18, versucht, seinen Eltern über den Tod seines jüngeren Bruders Donald hinwegzuhelfen. Jetzt hat er die Schnauze voll. Denn sein Vater Jim sieht die Rettung nur in einem Umzug aufs Land, und Mutter Renata chattet - mit einem Unbekannten namens Gott. Da taucht Jeff unter. Spurlos. Seine neue Adresse lautet: www.lifeoflore.com, wo er der große Star eines Onlinespiels ist und damit viel Geld verdient. Um nicht auch noch seinen zweiten Sohn zu verlieren, sucht der verzweifelte Vater ihn schließlich an dem Ort, der ihm fremder ist als jeder andere. Er schleicht sich in Jeffs neue Welt ein ... und stiftet Chaos, am allermeisten in sich selbst. Denn während er sich online Level für Level in die Sphären seines Sohnes hochkämpft, fällt er offline immer tiefer, droht seinen Job und seine Frau zu verlieren. Ist dies das Ende von Familie Delpe? Ganz im Gegenteil.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.11.2012

Meike Fessmann findet Anthony McCartens "Ganz normale Helden" nicht nur spannend, der Roman hat ihr zufolge sogar Sachbuchqualitäten: Er führt Netz-Neulinge ein in die Welt von Onlinespielen mit Suchtpotential und zeigt einige Risiken der digitalen Welt auf. Der Roman setzt die Geschichte der Delpes aus McCartens "Superhero" fort. Der Sohn Donald ist an Krebs gestorben und die Familie steckt noch mitten in der Verarbeitung, berichtet Fessmann. Als Jeff, Donalds Bruder, eines Tages verschwindet, macht sich sein Vater auf die Suche nach ihm. Sein einziger Anhaltspunkt ist der Name von dessen Charakter bei dem Onlinespiel "Life of Lore", und so setzt er sich in den Weiten der Netzwelt auf dessen Fährte, fasst die Rezensentin zusammen. Aber der Autor kann auch anders, weiß Fessmann: "Ganz normale Helden" halte auch "wahrhaft erbarmungslose Ehe-Szenen" bereit.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.09.2012

Anja Hirsch wird kurzzeitig süchtig nach "Life of Lore", dem Online-Rollenspiel in Anthony McCartens neuem Roman "Ganz normale Helden". In diesem erzähle der Autor die Geschichte der aus "Superhero" bekannten Familie Delpe weiter, nachdem einer der Söhne, Donald, an Krebs gestorben sei. Die Trauer um Donald bestimme noch immer den Alltag der Familie: Die Beziehung der Eltern habe sich distanziert. Der zweite Sohn Jeffrey verbringe seine Tage nur noch online, wo er in "Life of Lore" mit einem Avatar durch Wüsten, Gebirge und Städte reise und gegen düstere Krieger kämpfen müsse - bis er von Zuhause abhaut. Während die Mutter durch die Stadt ziehe und sogar Graffiti an Autobahnbrücken sprühe, um ihn zu finden, begebe sich der Vater in der "Pixel-Welt" auf die Such nach seinem Sohn. Die Rezensentin ist sehr beeindruckt davon, wie McCarten die beiden Erzählebenen - Alltag und Spielwelt - nutze, sie sich gegen- und ineinander verschieben lasse und die Verlockungen einer Parallelwelt aufzeige, wenn das "richtige" Leben nur schwer zu ertragen sei. Als Alternative zum Leben eigne sie sich aber nicht, auch das zeige der Autor. Für Hirsch ist das Buch Satire und Tragödie zugleich.
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