Benjamin Moser

Clarice Lispector

Eine Biografie
Cover: Clarice Lispector
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt/Main 2013
ISBN 9783895616228
Gebunden, 564 Seiten, 36,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Bernd Rullkötter. Sie ist eine Ikone der brasilianischen Literatur. Mit ihrer Schönheit, ihrem Geist und ihrer einzigartigen Stimme faszinierte Clarice Lispector die literarische Intelligenz ihres Landes ebenso wie das breite Publikum. Ihr Werk umfasst eigenwillige, moderne Romane und Erzählungen, mit denen sie bisweilen an die Grenzen des Sagbaren ging. Der amerikanische Literaturwissenschaftler Benjamin Moser hat sich von Podolien bis Pernambuco, von New York bis Buenos Aires und Rio de Janeiro auf ihre Spuren begeben und einzigartige Dokumente ihrer Herkunft gefunden. Daraus hat er ein Porträt einer widersprüchlichen, von ihren jüdischen Wurzeln stark geprägten Persönlichkeit geschaffen und sie in der intellektuellen Tradition, die von Spinoza über Kafka zu Joyce und Virginia Woolf reicht, verortet.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.12.2013

Felix Philipp Ingold freut sich sehr, dass der Brasilienschwerpunkt der Frankfurter Buchmesse dazu geführt hat, dass Clarice Lispector die ihr gebührende Wiederentdeckung erfährt: eine Biografie ist erschienen und die ersten beiden Romane Lispectors, die eine Werkedition einleiten. Benjamin Moser gesteht gleich zu Beginn seiner Biografie seine große Verehrung für Lispector, lässt sich davon in seiner Darstellung aber nicht über Gebühr beeinflussen, berichtet der Rezensent. Dass der Autor sich immer wieder auf fiktionale Texte Lispectors beruft, um Lücken ihres Lebenslaufs zu füllen, erscheint Ingold problematisch, aber angesichts der Quellenlage nachvollziehbar - nur die literarischen Vergleiche, die Moser anstellt, seien verquer: mit Woolf, Joyce und Hesse hat Lispector ebenso wenig gemein wie mit ihren lateinamerikanischen Zeitgenossen, meint der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.11.2013

Nach dem Brasilien-Schwerpunkt der diesjährigen Buchmesse gibt nun der Schöffling Verlag die Romane der brasilianischen Kultautorin Clarice Lispector neu heraus, berichtet Wiebke Porombka. Begleitet werden die ersten beiden Bücher von einer äußerst gelungenen Biografie von Benjamin Moser, der nicht nur reichlich Material vorlegt, sondern auch das richtige Maß von Distanz und Emphase findet, lobt die Rezensentin. Lispector wurde eigentlich unter dem Namen Chaja Pinchassowna im ukrainischen Tschetschelnik geboren, mitten in den Bürgerkrieg hinein, vor dem sie mit ihren Eltern nach Brasilien floh, erfährt Porombka von Moser, dort starb ihre Mutter dann wenige Jahre später an den Folgen der Vergewaltigungen im Krieg. Der Tod der Mutter und die Schuld, die Lispector ihretwegen empfand, haben sich in allen ihren Büchern niedergeschlagen, besonders aber in ihrem Debütroman, berichtet die Rezensentin. Vorsichtig führt Moser Biografie und Werk immer wieder parallel, erklärt Porombka.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.10.2013

Der Verlag Schöffling & Co hat Clarice Lispector wiederentdeckt und widmet ihr eine Werkausgabe, deren Anfang eine Biografie macht, die der amerikanische Literaturwissenschaftler Benjamin Moser über die Literatin geschrieben hat, berichtet Christian Thomas. Lispector ist berühmt geworden mit ihren Figuren, die sich dem Zugriff einer sinnlosen, aber feindseligen Realität entziehen und sich in ihr Inneres flüchten, in ihre Fantasie, erklärt der Rezensent, besonders der frühe Feminismus habe sich mit ihren Heldinnen identifizieren können. Diese "lebhafte Innenlebewesen", ersonnen in einer "unendlich desillusionierte Mädcheneuphorie" spiegelten auch das Schicksal Clarice Lispectors, für die ihre Romane eben jene Fantasieräume des Inneren gewesen sein mögen, die sie vor einer feindseligen Welt schützen konnten, mutmaßt der Rezensent. In Brasilien müsste heute niemand Lispector wiederentdecken, weiß Thomas, die Autorin gilt dort als eine der Heldinnen der brasilianischen Literatur, ihre Bücher gibt es in U-Bahn-Automaten und ihr Gesicht ziert eine Briefmarke.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.10.2013

Rezensent Burkhard Müller ist glücklich: Nicht nur sind endlich zwei Romane der wohl größten Schriftstellerin der portugiesischen Sprache in deutscher Sprache erschienen, sondern auch eine von Benjamin Moser "hingebungsvoll" recherchierte Biografie über Clarice Lispector. Der Kritiker kann gar nicht fassen, dass die in ihrem Heimatland Brasilien "religiös" verehrte Autorin hierzulande noch völlig unbekannt ist. Dabei ist allein ihre Lebensgeschichte ausgesprochen faszinierend: 1920 in der Westukraine im Bürgerkrieg zwischen Plünderungen, Hungersnot und Kannibalismus geboren und schon bald verwaist, gelingt Lispector als Studentin in Rio de Janeiro nicht nur der soziale Aufstieg, sondern bereits mit ihrem ersten Roman im Alter von nur 23 Jahren der Durchbruch, informiert Müller. Auch von ihrer Rolle als eine der wichtigsten Symbolfiguren im Widerstand gegen die Militärdiktatur und von ihrem tragischen Tod im Alter von nur 57 Jahren erfährt der Kritiker in dieser lesenswerten Biografie.
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