Hans Joachim Schädlich

Felix und Felka

Roman
Cover: Felix und Felka
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2018
ISBN 9783498064372
Gebunden, 208 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Rom, an einem Nachmittag im Mai 1933. Ein tätlicher Angriff des Malers Hanns Hubertus Graf von Merveldt zwingt den deutsch-jüdischen Maler Felix Nussbaum, die Villa Massimo zu verlassen. Die Rückkehr nach Deutschland ist ihm und seiner Lebensgefährtin, der polnisch-jüdischen Malerin Felka Platek, angesichts der nazistischen Judenverfolgung unmöglich. Nach Aufenthalten an der italienischen Riviera, in Paris und Ostende finden sie schließlich eine Bleibe in Brüssel. Dem dringlichen Rat eines Freundes, sich nach Palästina zu retten, folgen sie nicht. Obwohl die Bedrohung durch die deutschen Besatzungsbehörden zunimmt, bleiben sie in Brüssel, verstecken sich in einer Mansarde.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.02.2018

Rezensent Ulrich Rüdenauer braucht viele Worte, um bewundernd zu beschreiben wie es dem Autor Hans-Joachim Schädlich gelingt, mit wenigen Worten die entscheidenden Leerstellen zu öffnen und zu umkreisen, durch welche sich auf ein Leben im Exil, ein Leben auf der Flucht, ein Leben als jüdischer Künstler im Europa unter Hitler blicken lässt. Eine "Ästhetik der Verknappung" nennt er Schädlichs Erzählstil in "Felix und Felka", mit dem Schädlich so vieles ausdrückt ohne es auszusprechen - die Spannungen zwischen dem Künstler und seiner Partnerin, zwischen den Ostjuden und den assimilierten deutschen Juden, die anhaltenden Hoffnungen und Ängste, kurz: die Gefühle dieser beiden Menschen, die für sich stehen, aber auch für eine Zeit, für ein Volk und für die Opfer der Schoa. Jedes Wort in diesem Buch "trifft", so der berührte Rezensent. Und wie der Autor Briefe von Felix, der stets "mit einem großen Fragezeichen im Koffer" reisen musste, einflicht, hat Rüdenauer ebenfalls beeindruckt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.02.2018

Minimalismus ist das Programm dieses Romans und es funktioniert hervorragend, meint Rezensent Tilman Spreckelsen. Die kurzen Sätze und gekonnt eingesetzten Lücken in der Erzählung regen seine Imagination an. Zwischen dem historischen Wissen des Rezipienten und dem Handeln der Figuren entsteht eine Spannung, die durch die reduzierte Handlung und dazwischen montierte Rückblicke und Briefe der Protagonisten unterstützt wird. Erzählt wird die Geschichte des jüdischen Maler-Ehepaars "Felix und Felda" Nussbaum - von ihrer Flucht aus Italien nach Frankreich, von ihrer Deportation, ihren Ausbruchversuchen und letztendlich von ihrem Tod, lesen wir. Vor allem aber ermöglicht es uns Hans Joachim Schädlich zu erleben, was diese Menschen gefühlt und gedacht haben könnten, so der berührte Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.01.2018

Hans Joachim Schädlichs knapper Roman über die letzten Tage des Malerpaares Felix Nussbaum und Felka Platek ist für Judith von Sternburg treffsicher und gut ausbalanciert zwischen Wissen und Imagination. Filmhaft findet sie, wie der Autor seine Figuren am Rand des Schweigens gehen lässt, Ratlosigkeit vermittelnd, ohne kommentierend einzugreifen. Das Verfolgtsein, das Tappen in die Falle Europa kommt Sternburg nahe und auch die Eigenwilligkeit, die sich die Figuren bewahren. Das Buch hat einen entsetzlichen Kern, meint sie.