Mirko Heinemann

Die letzten Byzantiner

Die Vertreibung der Griechen vom Schwarzen Meer. Eine Spurensuche
Cover: Die letzten Byzantiner
Ch. Links Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783962890339
Gebunden, 264 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Mit 27 S/W-Abbildungen und 2 Karten. Das Osmanische Reich im Ersten Weltkrieg: Am Abend des 9. August 1917 schießen Kriegsschiffe des verfeindeten Russlands die Kleinstadt Ordu an der Schwarzmeerküste in Brand. Da die christlichen Minderheiten des Reichs verdächtigt werden, den Kriegsgegner insgeheim zu unterstützen, fürchten die ortsansässigen Griechen die Rache ihrer türkischen Nachbarn. Panisch versuchen sie, an Bord der Schiffe zu gelangen. Eine, die es schafft, ist die 15-jährige Alexandra. Doch ihre Heimat sieht sie niemals wieder. Nach dem Krieg werden aus dem Gebiet der heutigen Türkei etwa 1,2 Millionen Griechen zwangsausgesiedelt.100 Jahre später reist Alexandras Enkel Mirko Heinemann auf den Spuren seiner Familie und der sogenannten Pontos-Griechen durch den Norden der Türkei. Er erzählt, wie Griechen seit der Antike an den kleinasiatischen Küsten lebten, mit Byzanz das Erbe Roms antraten, bis sie in den letzten Jahren des Osmanischen Reichs erst dem aufgeschaukelten Nationalismus und schließlich den Interessen der Großmächte zum Opfer fielen. Eine hierzulande fast vergessene Geschichte, die bis heute das Verhältnis zwischen der Türkei und Europa prägt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.08.2019

Es war die Auflösung des Osmanischen Reichs nach dem Ersten Weltkrieg, die zu einer Nationalisierung auf dem Balkan und in der Türkei führte, schreibt Stephan Wackwitz. Der familiengeschichtliche Blick auf die daraus resultierenden Zwangsumsiedlungen, den Mirko Heinemann als Enkel einer der Vertriebenen hier vorgelegt hat, überzeugt ihn. Sowohl die Reisen des Autors in die großmütterliche Heimat als auch der Vortrag aus seinen Lesefrüchten, mit der er uns die Zeit der genozidalen Prozesse nahebringt, nötigen ihm großen Respekt ab. Der angetane Rezensent hebt zudem hervor, wie merkwürdig unbekannt diese Geschichte in Deutschland ist, obwohl doch ein großer Teil der Einwanderer aus jenen verfolgten Minoritäten stammt und das Deutsche Reich an den imperialen Umgruppierungen auf dem Balkan und in der Türkei durchaus schuldhaften Anteil hatte.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.08.2019

Andreas Kilb ist Mirko Heinemann dankbar für seinen persönlichen Blick auf die Folgen der Versailler Nachkriegsordnung in Kleinasien. Vom Völkerdrama am Pontosgebirge erzählt ihm der Autor anhand seiner Familiengeschichte. Wie Heinemann das Panorama der Untergangszeit des griechisch-türkischen Miteinanders am Schwarzen Meer entfaltet, findet Kilb zwar nicht durchweg historisch überzeugend, doch die Erinnerung an diese dunkle Episode scheint Kilb wichtig und lesenswert genug, zumal der Autor sich als reifer Erzähler erweist, wenn er Zeitzeugenberichte für sich sprechen lässt und keine Bewertung der gewaltsamen Geschehnisse vornimmt.
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