Roberto Calasso

Das Rosa Tiepolos

Cover: Das Rosa Tiepolos
Carl Hanser Verlag, München 2010
ISBN 9783446235762
Gebunden, 320 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Reimar Klein. Die Kunst Giambattista Tiepolos ist zur Signatur einer ganzen Epoche geworden. In Kirchen, Palazzi und Villen schuf der große Maler Gemälde, die von Leichtigkeit und Grazie gekennzeichnet sind. Doch obwohl Zeitgenossen die Ästhetik seiner Malerei schätzten, ergründete keiner das Geheimnis hinter Tiepolos 33 Scherzi und Capricci.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.12.2010

Franziska Meier stellt den Essay von Roberto Calasso über "Das Rosa Tiepolos" als Teil seines schon länger verfolgten Großprojekts vor, in dem er gegen die Französische Revolution und ihre Folgen angeht. Mit der Malerei Giambattista Tiepolos schlägt der italienische Schriftsteller ein Kapitel der Vorgeschichte der Französischen Revolution auf, das für ihn das Ende "reiner Kunst" zugunsten eines von ihm vehement abgelehnten Realismus in der Kunst markiert, erklärt die Rezensentin. Insbesondere Calassos detaillierten Bildbeschreibungen findet die Rezensentin ausgesprochen brillant, wenn sie auch bedauert, dass die entsprechenden Abbildungen mitunter nicht an gleicher Stelle zu finden sind und so "lästiges Blättern" nötig machen. Seine Interpretation von Tiepolos bis heute rätselhaften "Scherzi" und "Caprici" als Studien menschlichen Sehens und der Selbstbeobachtung, die den Maler vom Epigonen venezianischer zum Vorreiter moderner Malerei machen, wird sich kunsthistorisch vielleicht nicht durchsetzten, so Meier. Dennoch zeigt sie sich höchst angetan von Calassos enthusiastischer Argumentation und sieht sich mit diesem Essay in einen inspirierenden und klugen Dialog verwickelt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.09.2010

In den Augen des Mailänder Erzählers, Essayisten und Verlegers Roberto Calasso wird der Maler Giambattista Tiepolo nicht genügend gewürdigt, auch wenn er gemeinhin als größter italienischer Maler des 18. Jahrhunderts anerkannt wird, teilt Friedmar Apel mit. Deshalb macht sich der Autor sehr enthusiastisch und mit viel Einfühlungsvermögen daran, die verborgenen Qualitäten Tiepolos ans Licht zu holen, die vor allem in den Scherzi und kleinen Gemälden der Spätzeit zu entdecken sind, erklärt der Rezensent, der sich von der Leidenschaft des Autors durchaus gerne anstecken lässt. Laut Calasso ging es dem Maler in seiner Kunst um eine "malerische Reflexion auf das Sehen selbst", und hier entdeckt er auch die eigentliche Modernität des Malers. Von der vom Autor so gepriesenen Tugend der "Sprezzatura", die darin besteht, die eigene "Gelehrsamkeit und Kunstfertigkeit" nicht extra zur Schau zu stellen, kann Apel allerdings bei Calasso mitunter nicht viel entdecken, denn er zeige gern, was er drauf habe, stellt der Rezensent fest. Mehr abgewinnen kann der Kritiker aber den leisen Tönen dieses Buches und die findet er auch zur Genüge in den Interpretationen der Radierungen, der kleinen Bilder oder in Einzelfiguren.
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