Giovanni Tizian

Mafia AG

Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien
Cover: Mafia AG
Rotbuch Verlag, Hamburg 2012
ISBN 9783867891660
Gebunden, 416 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Alexander Knaack. Gigantische 140 Milliarden Euro Umsatz jährlich - die "Mafia AG" ist die größte Wirtschaftskraft Italiens. Und doch hält sich hartnäckig das Vorurteil, Camorra & Co. sei allein ein Problem des strukturschwachen Südens. Im Gegenteil: Nur im reichen Norden gibt es genügend zahlungskräftige Kunden für Drogengeschäfte; und nur dort, im ökonomischen Herzen des Landes, können Gelder im großen Stil "gewaschen" werden.
Giovanni Tizian enthüllt detailliert, wie sich das Vordringen der Clans in die Boomregionen abspielt und wie heimisch die Bosse sich zwischen Mailand, Florenz und Venedig heute schon fühlen. Er deckt Strategien und Methoden auf, erläutert die lukrativsten Branchen und analysiert beispielhaft, wie die Paten agieren. Gesundheitswesen? Schutzgelderpressung? Hoch- und Tiefbau? So vielfältig der "Konzern" ist, so profitabel ist er. Und dabei stets bereit, über Leichen zu gehen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.04.2013

Christiane Liermann zeigt leichte Anzeichen von Frustration: So viele kluge Köpfe, Theorien und und Methoden wurden schon darauf verwandt, die italienische Mafia zu erklären, und doch steht man am Ende immer wieder ratlos vor diesem Phänomen aus archaischer Gewalt und hocheffizientem Finanzgebaren. Der junge Journalist Giovanni Tizian legt ihrer Ansicht nach den Finger in die richtige Wunde, wenn er Cosa Nostra, Camorra und 'Ndrangheta als Folgen der politischen Dauerkrise in Italien erklärt. Natürlich wird man auch nach diesem Buch die Mafia und und ihr Unwesen nicht begreifen, aber der Rezensentin hat die Verve imponiert, mit der sich Tizian gegen "Gemeinheit, Brutalität und Opportunismus" auflehnt.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.01.2013

Sehr beeindruckt hat Henning Klüver dieses Buch des Kriminologen und Journalisten Giovanni Tizian gelesen, auch wenn es noch einige Wünsche des Rezensenten offen gelassen hat. Gebannt liest der Kritiker zwar Tizians Recherchen zu den Machenschaften der Mafia-Organisationen, die nach dem Zusammenbrechen der sogenannten Gotenlinie inzwischen auch die legalen Strukturen in Norditalien untergraben haben. Er erfährt hier nicht nur, dass immer mehr Einheimische Geschäfte mit den Mafiosi machen, sondern auch, dass inzwischen große Teile des Baugewerbes insbesondere von der kalabresischen Mafia unter Stillschweigen der Politiker beherrscht werden. Während der Kritiker einerseits den Detailreichtum der zahlreichen teilweise romanhaft erzählten Fälle und Geschichten, in denen der Autor immer wieder auch Namen nennt, lobt, muss er gleichzeitig gestehen, dass er während der Lektüre bisweilen den Überblick verloren hat: Klüver hätte sich hier eine ordnende Struktur gewünscht, welche die vielen oft "verwirrenden Details" auch für Nichtitaliener überschaubar macht. Nichtsdestotrotz kann er dieses sehr "persönliche" Buch Tizians, dessen Vater von der kalabresischen Mafia ermordet wurde, durchaus empfehlen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 30.08.2012

Rezensent Thomas Schmid schildert einen Besuch beim italienischen Journalisten Giovanni Tizian, der nach seinem Bestseller über die Mafia versteckt und unter Polizeischutz leben muss. Tizian, erzählt der Rezensent, hat schon als Kind Erfahrungen mit den brutalen Machenschaften der Mafia gemacht, die Ndrangheta erschoss seinen Vater und zündete die Möbelfabrik des Großvaters an. In seinem Buch legt der Autor vor allem die Machenschaften der Ndrangheta, aber auch die Aktivitäten der Cosa Nostra und der Camorra dar, die längst auch im Norden Italiens Teile der legalen Wirtschaft unterwandert haben, wie Schmid erklärt. Das Buch, verrät er noch, erlebte bereits nach wenigen Monaten die vierte Auflage und bescherte dem studierten Soziologen und Kriminologen einen Festvertrag bei der einflussreichen Espresso-Gruppe, der die wichtigsten italienischen Zeitungen angehören. Gleichzeitig aber kosteten seine Recherchen ihn ein gewaltiges Stück Freiheit, so der Rezensent mitfühlend.