Karl Heinz Bohrer

Was alles so vorkommt

Dreizehn alltägliche Phantasiestücke
Cover: Was alles so vorkommt
Suhrkamp Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783518472132
Gebunden, 184 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Die "Dreizehn alltäglichen Phantasiestücke", mit denen Karl Heinz Bohrer nach seiner wissenschaftlichen Studie über den "Hass" zu kleineren, handlichen Formen übergeht, sind so alltäglich nicht: Sie zeigen die Handschrift eines ruhelosen Intellektuellen, der in der konzentrierten Form kurzer Prosa über ausgewählte Befindlichkeiten, Vorlieben, Emphatisierungen, Verstörungen, auch Antipathien eines langen Lebens Auskunft gibt. Mit einem suggestiven Erlebnisbericht über eine Bahnfahrt nach Brüssel - auf dem Höhepunkt der Hitzeperiode des Jahres 2018 -, die in einer apokalyptischen Erfahrung buchstäblich zu entgleisen droht, setzt Bohrer den Ton, bevor es weitergeht zu den Fundamenten unseres Gefühlslebens: zu Herkunft und Wesensart des Ressentiments etwa, zu den Wurzeln von Freundschaft und Entfremdung, zu Reflexionen über Isolation, Einsamkeit und Alleinsein und zu narzisstisch gespiegelter Selbstwahrnehmung. So entfaltet sich ein Panorama ganz unterschiedlich gestimmter Gedanken und Erinnerungen, in denen der Autor, wie von ihm gewohnt, kein Blatt vor den Mund nimmt und den Leser das Alltägliche denn doch als die aufregende Begegnung mit dem schlechthin Fremden erfahren lässt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.11.2021

Rezensent Fridtjof Küchemann ist lange beschäftigt mit diesen Fantasiestücken des Publizisten Karl Heinz Bohrer. Wenn der Autor vom Persönlichen (Erfahrungen als Messdiener, im Fußballstadion und unter Kreuzrittern) zum Allgemeinen gelangt, manchmal in einem Stück Pirouetten drehend, Sprünge vollführend, von der Kinderwelt zur geisteswissenschaftlichen Analyse gleitet, fallen für den Rezensenten Erkenntnisse ab, aber auch anmutige Bilder von "literarischer Intensität". Dass Bohrer die Anekdote wie die Kulturgeschichte gleich gut beherrscht, dafür ist der Band ein schöner Beweis, findet Küchemann.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 13.09.2021

Rezensent Eike Gebhardt preist das Abenteuer der Karl-Heinz-Bohrer-Lektüre. Bohrers nachgelassene Essays über Fußball, Freundschaft, Literatur, den lonesome Cowboy oder die Erotik des Schönen lassen Gebhardt einen enzyklopädisch gebildeten Erben der radikalen Aufklärung, gesegnet mit jeder Menge Widerspruchsgeist erkennen, der Alltagsphänomene beherzt mit einem "anthropologischen Kulturbegriff" anpackt. Bohrers Text über die Wandelbarkeit der Freundschaft oder sein Lob des Alleinseins lassen Gebhardt nicht kalt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.09.2021

Rezensent Gustav Seibt empfiehlt diese 13 Essays von Karl Heinz Bohrer als Schlüssel zum Werk des Autors. Bohrers subjektiver Zugriff auf Kunst und Wirklichkeit wird für den Leser noch einmal deutlich, wenn der Autor im "Modus der Erinnerung" seine ureigenen Motive abschreitet, erklärt Seibt. Ob Bohrer sich an einen Hitzesommer erinnert, an seine Flucht vor Corona ins ländliche England oder an Lieblingsfilme und -lektüren - für Seibt hat das Buch mitunter den propädeutischen Charakter einer Werkeinführung. Laut Seibt lernt der Leser Bohrers "Sehweisen" kennen, seinen Hass, seinen Fußballfuror und sein Verständnis des Alleinseins. Das Buch ist auch eine Einführung in "Grundformen des Lebens", findet der Rezensent.
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