Shelagh Delaney

A Taste of Honey

Erzählungen und Stücke
Cover: A Taste of Honey
Aviva Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783932338779
Kartoniert, 400 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Tobias Schwartz und André Schwarck. Aus dem Englischen übersetzt von Tobias Schwartz. Die blutjunge Jo ist schwanger von einem Matrosen, der wieder in See sticht. Sie plant, das Kind gemeinsam mit ihrem homosexuellen Freund Geof aufzuziehen - wären da nicht ihre Mutter, eine launische Alkoholikerin und Gelegenheitsprostituierte, und die schwarze Hautfarbe des Kindsvaters. Figuren wie der Außenseiter Tom Riley treten auf, der sein Anderssein mit dem Leben bezahlt, ein junger Minenarbeiter, der ein kurzes Glück als Tänzer findet, sadistische Lehrer, Spione und nicht zuletzt Delaney selbst, die gegen die Vorurteile und Widersprüche ihrer Zeit ankämpft - einer Zeit, die der unseren verblüffend nah ist.
Shelagh Delaneys Erzählungen und Stücke erscheinen gesammelt in der vollständigen Neu- bzw. Erstübersetzungdes Schriftstellers und Übersetzers Tobias Schwartz, der diese kleine kommentierte Werkausgabe gemeinsam mit dem Anglisten André Schwarck herausgibt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 03.12.2019

Mithu Sanyal wird melancholisch zumute beim Lesen der Stücke und Erzählungen von Shelagh Delaney. Was aus der Autorin hätte werden können, wenn die Gesellschaft vor sechzig Jahren für sie bereit gewesen wäre, kann sie sich nur vorstellen. Delaneys Skandalstück "A Taste of Honey" von 1958 jedenfalls springt ihr noch heute ins Gesicht mit einem sozialen Realismus, der den Namen verdient, mit Mutterschaft verweigernden Frauen, Homosexuellen, Schwarzen und Prostituierten. Dass Delaney alle diese Figuren komplex und empathisch darstellt und auf einen Plot pfeift, hält Sanyal für erstaunlich aktuell. Was hätte diese Autorin für einen Roman schreiben können!, denkt die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 23.11.2019

Matthias Heine sieht die feministische Gegenverschwörung am Werk bei der Veröffentlichung der Erzählungen und Stücke von Shelagh Delaney. Dass die "Angry Young Woman", die anders als ihre männlichen Kollegen in Vergessenheit geraten war, nun wiederentdeckt wird, erfüllt Heine mit Genugtuung. Der Band, so Heine, bietet Gelegenheit, Delaneys Werk zu entdecken - Geschichten gegen das Establishment, die die Beatles oder Morrissey inspirierten, und Stücke von "postdramatischem" Spott.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 21.11.2019

Shelagh Delaney kennt man als "Ikone des Feminismus", als junge Schriftstellerin und prägende Dramatikerin ihrer Zeit, die von der Kritik erst in den Himmel gelobt und dann in Grund und Boden geschmäht wurde, erklärt Rezensentin Manuela Reichart, der die nun vorliegende Werkausgabe Gelegenheit bietet, gelobte und verrissene Stücke zu vergleichen. Die komplette Kehrtwende des Feuilletons nach dem Erscheinen von Delaneys zweitem Stück kann sich Reichart nicht erklären, zumal sich Handlung und Charaktere der beiden Dramen wenig unterscheiden: In beiden Stücken spielen junge Frauen aus prekären Verhältnissen die Hauptrolle, erklärt sie, es geht um die Beziehung zur Mutter, um unmögliche Liebe und verlorene Illusionen. Genauso wie übrigens auch in ihren Erzählungen, die den Dramen in dieser Ausgabe zur Seite gestellt werden. Auch hier wird von ungerechten Verhältnissen, von Hoffnungslosigkeit und von benachteiligten jungen Menschen aus dem Arbeiter-Millieu erzählt, so Reichart, die den Band offenbar mit Interesse gelesen hat.