Peter Springer

Stalins Stiefel

Politische Ikonografie und künstlerische Aneignung
Cover: Stalins Stiefel
Dietrich Reimer Verlag, Berlin 2013
ISBN 9783496014720
Gebunden, 183 Seiten, 35,00 EUR

Klappentext

Der Sturz des riesigen Stalin-Monuments in Budapest war der Auftakt zur Ungarischen Revolution von 1956. Nur Stalins Stiefel verblieben damals auf dem Sockel. Anfangs noch ein Triumphdenkmal besonderer Art verselbständigte sich das Motiv politischer Hybris schon bald zur Metapher gescheiterter Macht. Das Motiv der zurückgebliebenen Stiefel reicht bis in die Antike und erfuhr im Medium der Karikatur zahlreiche Aktualisierungen. Der historische Ort des Stalin-Monuments wurde nach dem Zusammenbruch des Ostblocks mit einem neuen Denkmal "überschrieben". Stalins Stiefel hingegen erlebten in einem Skulpturenpark eine denkwürdige Wiederauferstehung. Zwischen politischer Bildrhetorik und Denkmalpflege vermittelnd bilden sie als Touristenattraktion einen originellen Beitrag zur aktuellen Diskussion um die "Geschichte der Rekonstruktion Rekonstruktion der Geschichte".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.04.2013

Wäre der Historiker Peter Springer doch bloß bei seinem Vorhaben, einen Aufsatz über "Stalins Stiefel", geblieben, stöhnt Rezensent Jörg Baberowski. Denn die wesentlichen Punkte dieses Buches hat er durchaus mit Interesse gelesen: Erst einige Zeit nach dem Sturz des Stalin-Denkmals in Budapest wurden auch die übrig gebliebenen steinernen Stiefel entfernt. Die leeren Stiefel des Mannes, der sich auf allen visuellen Repräsentationen mit Stiefeln zur Demonstration seiner Macht inszenieren ließ, wurden bald nicht mehr als Symbole der Unterdrückung, sondern als "Lächerlichkeit" wahrgenommen, berichtet der Kritiker. Leider muss Baberowski aber feststellen, dass der Autor bald sein eigentliches Thema aus den Augen verliert: Von den Variationen des Schuhmotivs in der europäischen Malerei ist hier ebenso die Rede wie von Chruschtschows Schuhen oder vom Abbild des Fußes von Uwe Seeler vor dem Volksparkstadion in Hamburg. Während der Rezensent auf diese Informationen durchaus hätte verzichten können, hätte er gern erfahren, wie die Abwesenheit Stalins im Zentrum Budapests empfunden wurde.
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