Francine Prose

Das Leben der Musen

Von Lou Andreas-Salome bis Yoko Ono
Cover: Das Leben der Musen
Nagel und Kimche Verlag, Wien 2004
ISBN 9783312003365
Gebunden, 460 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Bei ihrer ersten Begegnung drückte die Fluxus-Künstlerin Yoko Ono John Lennon eine Karte in die Hand, auf der stand: "Atme"; von diesem Augenblick an war er ihr verfallen. Keine Anekdote könnte besser die Macht ins Bild setzen, mit der die moderne Muse über ihr männliches Genie gebietet: Yoko Ono gilt noch heute als die Frau, die nicht nur Lennon beherrschte, sondern die Beatles zerstörte. Tatsächlich schrieb sie indirekt einen wichtigen Teil moderner Musikgeschichte. Die Musen und ihre Genies: Haster Thrale/Samuel Johnson, Alice Liddell/Lewis Carroll, Elizabeth Siddall/Dante Gabriel Rossetti, Lou Andreas Salome/Nietzsche, Rilke, Freud, Gala Eluard/Salvador Dali, Lee Miller/Man Ray, Charis Weston/Edward Weston, Suzanne Farrell/George Balanchine und Yoko Ono/John Lennon. Aber auch Lou-Andreas Salome, Gala Dali oder Lee Miller waren keine Objekte der Anschauung, die den Männern zur Initiation ihrer Kunst dienten, sondern selbstbewusste Agentinnen des Erfolgs - nicht zuletzt ihres eigenen. Francine Prose bietet eine Sammlung von Porträts, intellektuell engagiert, aber ohne Scheu vor dem Vergnügen, in die Intimität der Schlafzimmer hineinzuleuchten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.08.2004

Trotz einiger kleinerer Kritikpunkte ist Franziska Sperr beeindruckt von diesem Buch. In neun Lebensgeschichten zeichne Francine Prose die heute fast altmodisch anmutenden Leben der Künstler und ihrer sich häufig später emanzipierenden Musen nach, wobei die einzige wirkliche Parallele zwischen den Frauen und ihren unterschiedlichen Beziehungen das Verständnis einer jeden für das Genie an ihrer Seite zu sein scheint. Prose beschränke sich dabei nicht auf die Rolle einer neutralen Beobachterin, sondern schreibe, wenn auch in Teilen zu ausführlich, voller Leidenschaft und ergreife deutlich Partei. "Sympathisch respektlos" sei ihr Umgang mit ihren Quellen, was das Lesevergnügen durchaus steigere, so die Rezensentin. Als Wermutstropfen vermerkt sie jedoch das Fehlen der Fotos, die im Text ausführlich beschrieben würden, leider aber nicht abgedruckt sind.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.05.2004

Was ist eine Muse, was haben die Musen verschiedener Künstler gemeinsam, lautet die Frage, der die amerikanische Autorin Francine Prose "mit lustvoller Respektlosigkeit", so Susanne Mayer, nachgeht. So ganz kommt Prose auch nicht hinter die Frage, gesteht Meyer, ohne daran Anstoß zu nehmen. Denn die Autorin schafft es ihrer Meinung nach, endlich mal mit dem feministischen Vorurteil aufzuräumen, weibliche Musen seien das Opfer ihrer berühmten und bedeutenden Männer. Das Musendasein bedeutete vielmehr eine Möglichkeit, aus tradierten Mustern auszubrechen, hat Mayer gelernt. Musen waren Geliebte, aber auch Mutterersatz, Pflegerin, Managerin, und sie waren einflussreicher, als man glauben sollte. Nicht nur Musen haben Opfer gebracht, sondern mancher Künstler musste seiner Muse opfern. Ärgerlich findet Mayer in diesem ansonsten so hochgeschätzten Buch nur das Kapitel über "Alice in Wonderland", das sie am liebsten ersatzlos gestrichen sähe, da die Autorin darin ihrer Meinung nach Floskeln zum Thema Pädophilie ausbreitet, die sie wohl von anderen bedenkenlos hat, vermutet Mayer. Das Buch weise noch ein weiteres Manko auf, das jedoch nicht die Autorin verschuldet hat: Mayer wünscht sich sehnlichst mehr Bildmaterial zu Proses waghalsigen und atemberaubenden Analysen.