Helen Walsh

Millie

Roman
Cover: Millie
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2006
ISBN 9783462036756
Kartoniert, 304 Seiten, 8,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Clara Drechsler und Harald Hellmann. Millie ist gerade mal 19 und frech wie Dreck. Sie ist ein ganz hübsches Ding, auf das die Männer stehen. Was recht aussichtslos ist, mag Millie doch eher Frauen. Gelegentlich kommt aber auch mal ein Kerl dazwischen. Am meisten jedoch liebt Millie das Rotlichtviertel im Schatten der mächtigen Kathedrale, dort wo sich die einfachen Leute rumtreiben, sie Nutten und Drogen findet. Eine Gegend genau richtig für schnellen, harten Sex, der perfekte Platz für Nächte, die nicht enden sollen. Es ist Millie, die von ihren Streif- und Beutezügen erzählt, doch von Zeit zu Zeit schaltet sich ihr bester Freund Jamie ein. Er ist mehr eine Art großer Bruder, beschützt Millie, wo er nur kann. Doch jetzt denkt er, es ist an der Zeit erwachsen zu werden und ein geregeltes Leben zu führen, aber Millie will nicht wahrhaben, dass die gemeinsame Jugend, die Freundschaft und die ewige Party sich ihrem Ende zuneigen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.07.2006

Es fühlt sich mitunter an wie Trash-Literatur, ist aber doch weit mehr, beteuert Rezensent Kai Wiegandt, der sich als Anhänger von Helen Walsh entpuppt. Die habe nämlich die Fähigkeit, im richtigen Moment richtig gut zu schreiben, vorzugsweise dann, wenn es zur Sache geht. Von Anfang an "brülle" dieser Roman über die sex- und drogensüchtige Millie los und erst spät werde deutlich, woher all die Energie zur Selbstzerstörung kommt: Die Mutter hat die Familie ohne Abschied verlassen und auch der Vater zeigt kein Interesse für Millie. Seine "Wucht", so der Rezensent, generiert der Roman durch den mündlichen Tonfall der Erzählerin und durch die genauen Ortsbeschreibungen. Hier allerdings tausche die Autorin die stringente Handlung unglücklicherweise gegen "Authentizität" verbürgende Einzelheiten ein, nicht zuletzt der sexuellen Passionen Millies.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.03.2006

"Ein schönes Buch über die Schäbigkeit der Welt" sei der Britin Helen Walsh mit ihrem Debütroman "Millie" gelungen, meint Maik Söhler und erklärt, warum das so ist: Weil es der Autorin gelingt, über verschiedene Erzählperspektiven das überzeugende Psychogramm einer jungen Frau zu zeichnen, die ausgiebige Drogenexzesse dem Literaturseminar vorzieht und ansonsten ihre Tage mit der manischen Suche nach Sex mit Prostituierten verbringt. Und dennoch rutsche Millie, die zwischen Identifiaktionsfigur und Antiheldin pendelnde Hauptfigur nie ganz ab in das Milieu: "In ihr schimmert noch etwas vom Sinn für die Schönheit des Hedonismus, der manchmal aus all dem Schäbigen erwächst, das sie umgibt und anzieht" - so der Rezensent. Zuweilen drohe der Roman in "rührselig-deterministische Besinnungsprosa" abzudriften, allerdings lasse die Autorin die Hauptfigur gerade noch rechtzeitig die Flucht nach Schottland antreten. Und diese Ziel, glaubt Söhler, sei durchaus einleuchtend, erinnere Walshs erzählweise doch an die Schotten Irvine Welsh und James Kelman.
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