John Dos Passos

Orient-Express

Cover: Orient-Express
Nagel und Kimche Verlag, Zürich 2013
ISBN 9783312005529
Gebunden, 208 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Matthias Fienbork. Mit einem Nachwort von Stefan Weidner. 1921 reiste der später weltberühmte Autor John Dos Passos durch den Orient - schon damals eine hochexplosive Gegend - und hielt seine Eindrücke in einem Tagebuch fest. Diese abenteuerliche Reise führte den damals 25-Jährigen von der Türkei über Georgien, Armenien, den Iran und den Irak bis nach Syrien. Sein packender Bericht liest sich wie eine Mischung aus Abenteuerroman und der hellsichtigen Analyse eines dramatischen Umbruchs, der bis heute fortwirkt. Geschrieben in knapper Präzision, mit ansteckender Neugier und Beobachtungsgabe, ist das Werk, mit dem Dos Passos dabei war, zu einem der wichtigsten Schriftsteller der amerikanischen Moderne zu werden, jetzt erstmals auf Deutsch zu entdecken.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.08.2013

Basarhändler, Beduine, Muezzins, die Liste der Orient-Stereotypen ließe sich beliebig fortsetzen, weiß Rezensent Christian H. Meier. Darum, meint er, dürfte heute ziemlich schwierig sein, eine Reisereportage zu schreiben, die nicht in die Klischeefalle tappt. Umso mehr begeistert ihn John Dos Passos "Orient-Express", ein Buch, das 1927 im Original veröffentlicht und, für den Rezensenten aus unerfindlichen Gründen, erst jetzt ins Deutsche übersetzt wurde. Dos Passos berichtet von einer Reise durch die Kaukasusregion, durch die Türkei, durch Persien und den Irak, auf der er sich weit abseits aller ausgetretenen Pfade bewegt hat, erklärt der Rezensent, den die Schilderungen besonders faszinieren, weil er bisher nur wenige Berichte aus erster Hand über die Zeit in dieser Region kurz nach dem Ersten Weltkrieg entdeckt hat. Dieses Buch gehört nicht ins Bücherregal, sondern als zerfledderte Taschenbuchausgabe ins Reisegepäck, findet Meier.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.06.2013

Als wahres Glück hat Ulrich Greiner dieses Buch erlebt. Dos Passos ist im Jahr 1921 durch all jene Regionen gereist, die jetzt durch ihren Aufruhr wieder von sich reden machen: Er war unterwegs in den Überresten des Osmanischen Reichs. Eindringlich beschreibt Greiner in seiner kurzen Kritik, mit welcher Empathie und Neugier und vor allem: Freiheit von Angst und Vorurteilen Dos Passos sich den Landschaften und ihren Menschen nähert. Selbst den schlecht gelaunten Kamelen kann Dos Passos nichts übelnehmen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 11.05.2013

Rezensent Jens Uthoff schätzt John Dos Passos bereits als Großstadtautor, eine neue, ziemlich aufregende Facette gewinnt er diesem erstmals in deutscher Übersetzung vorliegendem Frühwerk ab. Darin schildert Dos Passos seine Erlebnisse auf einer Reise durch den Orient in den frühen 20ern und gibt sich als jugendlicher "Sinnsucher" zu erkennen. Und dies, schwärmt Uthoff, ist nichts weniger als ein literarischer Hochgenuss. Zum Beispiel wegen der - auch in Matthias Fienborks sorgfältiger Übersetzung wohlgeratenen - zahlreichen Wortneuschöpfungen, aber auch, weil Don Passos sich zwar einerseits in die Tradition der klassischen Reiseliteratur stelle, andererseits aber den Boden bereite, den später die Beatniks bestellt hätten. Interessant in dem "bisweilen schnell und atemlos" erzählten Buch findet der Rezensent aber auch den Versuch einer Kapitalismuskritik, die Dos Passos an der orientalischen Kultur schärfe, wo die Dinge in den Dienst des Menschen gestellt werden und nicht der Mensch in den Dienst der Produktion von Dingen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.03.2013

John Dos Passos ist mit "Manhattan Transfer" bekannt geworden, das Stakkato atemloser Beschreibungen findet sich aber auch schon in seinem früheren Buch "Orient-Express", berichtet Wolfgang Schneider. Der fünfundzwanzigjährige Autor macht sich auf den Weg nach Konstantinopel, wo nach dem Ersten Weltkrieg ein Kampf um Besitzansprüche ausgebrochen ist, erklärt der Rezensent. "Revolution, Bürgerkriege, ethnische Säuberungen, Gräueltaten" bestimmen die Beschreibung seiner Reise. Auf der Weiterfahrt Richtung Tiflis und Teheran wird Dos Passos Zeuge der ersten sowjetischen Hungersnot und nur mühsam gewöhnt er sich an den "Gestank der Hungerleider", sodass er schließlich anfängt, von einem Leben bei den Beduinen zu träumen, um "immer den Wind in den Nasenlöchern" zu haben. Während der Rezensent die erste Hälfte des Buches als dichte Beschreibung der Zeitgeschichte lobt, ist ihm der zweite, "orientalische" Abschnitt etwas zu beliebig gestrickt. Nichtsdestotrotz, "Orient-Express" ist eine lange überfällige Entdeckung, findet der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.02.2013

Burkhard Müller liest das kleine Buch als Talentprobe eines großen Romanautors. Was der 25-jährige John Dos Passos 1921 als Reporter in Konstantinopel, Damaskus und in der syrischen Wüste erlebt, ist laut Rezensent allerdings auch als historisches Dokument bedeutsam. Für Müller zeigen die Reisereportagen aus Vorderasien kurz nach dem Ersten Weltkrieg eine bis dahin recht beschauliche Region in einer schicksalhaften Umbruchphase, die bis heute fortzudauern scheint.
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