Vorworte

Leseporbe zu Julia Stracheys Roman Heiteres Wetter zur Hochzeit

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In der Zwischenzeit war die künftige Braut damit beschäftigt, sich für die Hochzeitszeremonie anzukleiden.

Dollys weiß gestrichenes edwardianisches Schlafzimmer ragte über den Küchengarten hinaus wie ein kleiner Eckturm. Es befand sich ganz oben im Haus und war über eine steile, schmale Treppe zu erreichen. Trat man zur Schlafzimmertür hinein, konnte man sich leicht vorstellen, sich in einem Heißluftballon oder in einem Leuchtturm zu befinden. Man sah nichts als das blendend weiße Licht, das auf allen Seiten durch die großen Fenster strömte, und durch das Bogenfenster, der Tür direkt gegenüber, schimmerte hellblau die Meeresbucht von Malton.

An diesem Vormittag lag die Landschaft hinter jedem einzelnen der großen Fenster goldglänzend im Sonnenlicht. An den Hängen eines nahe gelegenen kleinen Hügels, jenseits der Eisenbahnschienen, wuchsen dichte Haselnusssträucher. Heute, da die Sonne durch die nackten Äste strahlte, schienen es gar keine Bäume zu sein, sondern Schichten von etwas Durchscheinendem, das über die Hügel schwebte - braune Atemwolken, hier dunkel, dort hell -, von der Sonne beleuchtet.

Und überall auf dem Land sahen die kahlen Sträucher an diesem Morgen aus wie hauchdünne braune Tücher; sie waberten über die Hügel, hier schillernd, dort düster - je nach Sonnenlicht und Schatten in ihren bronzefarbenen und gazeartigen Faltungen.
Drinnen stand Dolly über den hölzernen Waschtisch gebeugt und weißte ihre schwarzen Augenbrauen mit Schaum, die Nase leuchtend rosa und tropfend vor Seifenwasser. Die Seite ihres Gesichts, die vom Schwamm gerade nicht verdeckt war, zeigte einen vorwurfsvollen, bestürzten Ausdruck.

Überall in dem luftigen Schlafzimmer bückten sich verschiedenste Bedienstete in schwarzen Röcken und weißen Blusen nach Strümpfen und Strumpfbändern oder wärmten Satinschuhe und Unterkleider am Kohlenfeuer.

Auf einem Tisch im Erkerfenster stand eine Glasvase mit einem Strauß langstieliger Narzissen. Die Blütenköpfe an den dünnen, gewaltigen Stängeln waren nicht größer als Sixpenny-Stücke, jedes mit gerüschter orangefarbener Mitte. Zwischen den Narzissen steckten ein oder zwei rote Zwergtulpen.

Kalte Windstöße drangen durch das leicht geöffnete Fenster und versetzten die Blütenköpfe in Unruhe, begleitet von einem beständigen Quietsch, Quietsch, während der lose Riegel des Fensters hart gegen den Rahmen schlug. Das war für alle, die sich im Zimmer aufhielten, zweifellos unerfreulich; köstlich dagegen musste der frische, süße, frühlingshafte Duft der Narzissen sein, der mit jeder neuen Brise vom Fenster herüberwehte.

Als Dolly sich fertig gewaschen hatte, ordnete sie ihr schwarzes Haar mit den rostroten Strähnen. Sie tauchte etwas, das aussah wie ein weicher orangefarbener "Captain"-Keks, in eine rosa Schale auf dem Frisiertisch und wischte und tupfte anschließend damit über ihr vorwurfsvolles Gesicht, woraufhin ihre Haut gleichmäßig mit hellem, weizenfarbenem Puder bedeckt war.

Die ganze Toilette wurde so durchgeführt, wie ein abgerichteter, aufrecht sitzender Elefant im Zirkusring Toilette machen würde - lustlos, unbeholfen, als wären ihre Arme bleischwer.

Mit Jessop, der älteren Zofe ihrer Mutter, und mit ihrer lieben Freundin Rose, der jungen Näherin, plauderte Dolly ein wenig, aber ihre Stimme war wie ein Klavier, das die ganze Zeit mit Dämpfer gespielt wird, sodass es kaum zu hören ist.

Jessop, schwarz gekleidet, ihre Nase so lang wie die eines Ameisenbärs, ihr Gesicht so gelb und faltig wie eine Aprikose im Laden, kreiselte wie üblich auf Zehenspitzen durch den Raum, als befände sie sich im abgedunkelten Zimmer einer Kranken; und wie immer trug ihr gelbes Gesicht eine schmerzliche Miene zur Schau, als wisse sie, dass irgendwo im Haushalt etwas sehr Beschämendes vor sich gehe, das sie jedoch nichts anging. Sie bewegte sich mit einer Art bescheidener Erhabenheit, wie es Könige wohl gerne tun, den Blick auf den Teppich gerichtet.

"Ich habe meine weißen Satin-Hochzeitsschuhe gestern zum Dinner getragen, Jessop", flüsterte Dolly. "Und jetzt sind sie an der Spitze grau und schmutzig; es ist fürchterlich."

"Tsstss! Das hätten Sie nicht tun sollen Miss", hauchte Jessop. Sie wirkte etwas beleidigt. Mit gesenkter Stimme wisperte sie vertraulich: "Macht nichts, Miss! Geben Sie sie mir, dann sehen wir, was wir tun können. Wissen Sie, Miss, wir haben viele, viele Jahre mit solchen kleinen Problemen verbracht, da haben wir mit der Zeit ein, zwei kleine Kniffe gelernt, Sie werden sehen ..."
Dolly hielt ihr die weißen Satinschuhe hin.

"Danke, Miss", hauchte Jessop mit gepresster Stimme, den Blick auf den Teppich gerichtet.

Sie nahm die weißen Schuhe in ihre faltigen Klauen und glitt majestätisch mit ihnen zum Erkerfenster.

Rose, ein sehr hübsches, blasses Mädchen mit dichten schwarzen Wimpern, das immer bestens gelaunt war - ein Mädchen, das ständig Dinge auf den Boden des Nähzimmers fallen ließ und ausrief: "Paff! Fort mit meinen falschen Zähnen!", um dann in dröhnendes Gelächter auszubrechen -, wirkte heute sehr feierlich, als sie die Häkchen an Dollys Brautkleid schloss.

"Prinzessin Teresa", sagte Rose mit ihrer hohen silbrigen Stimme, als sänge ein kleiner Vogel (sie meinte das Mitglied eines ausländischen Königshauses, das jüngst einen Engländer geheiratet hatte und in allen Zeitungen zu sehen gewesen war), "Prinzessin Teresa hatte eine wunderschöne Hochzeit, nicht?"

Rose schloss nachdrücklich das letzte Häkchen. "Als der Geistliche sie gefragt hat, 'Wer nimmt diesen Mann zu seinem rechtlich angetrauten Ehemann', soll die Prinzessin mit so klarer Stimme 'Das bin ich' geantwortet haben, dass es noch ganz hinten deutlich zu hören war."

Dolly sah Rose an. Sie fand, dass sie emotional wirkte, und ernster, als sie sie je erlebt hatte.

Die Frau begann, den langen Brautschleier an dem Perlendiadem zu befestigen, das wie ein Seestern über Dollys Stirn aufragte. Der Schleier, der Dollys reicher portugiesischer Großmutter gehört hatte, wirkte in dem kleinen Schlafzimmer unendlich lang und bauschig. Riesige Wogen, bestehend aus Falten über Falten voll filigraner Vögel und Blumen, ergossen sich über das Bett, den Schaukelstuhl, den Tisch und alles andere.

Als Dolly den langen Brautschleier betrachtete, der immer weiter und weiter ging, und die Frauen um sie herum, die so geschäftig waren, wusste sie, dass in ihrem Leben etwas Bemerkenswertes und Erschütterndes zuverlässig seinen Lauf nahm.
Es war ihr bewusst; aber es war, als läse sie in einem Buch aus der Leihbücherei davon, nicht, als erlebte sie es selbst.