Rebecca Solnit

Unziemliches Verhalten

Wie ich Feministin wurde
Cover: Unziemliches Verhalten
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2020
ISBN 9783455009538
Gebunden, 272 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Kathrin Razum. Wie sich die eigene Stimme finden lässt, wenn die Gesellschaft Schweigen befiehlt: Rebecca Solnits Geschichte ist die Geschichte einer jungen Frau, die ihre Stimme fand, während sie schweigen sollte. Im San Francisco der achtziger Jahre herrscht eine harsche Atmosphäre der Misogynie, Gewalt gegen Frauen ist an der Tagesordnung, wird hingenommen, nicht hinterfragt. Hier zieht eine junge Frau in ihre erste eigene Wohnung, schafft sich einen Freiraum zum Denken, Schreiben, Formulieren. Hier wird Rebecca Solnit eine andere, überwindet ihr Schweigen, die eigene Unsichtbarkeit. Vor dem Hintergrund von Punk, Gay Pride und der zweiten Welle des Feminismus wagt sie, ihre Stimme zu erheben gegen Unterdrückung und Unrecht. Sie wird zur Aktivistin, zur öffentlichen Person und zur Intellektuellen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 27.12.2020

Rezensentin Susanne Romanowski warnt vor starkem Tobak in Rebecca Solnit scheinbar beiläufigen Anekdoten und Erfahrungsberichten. Dahinter verbirgt sich eine durchaus glasklare feministische Sicht auf männlich dominierte Machtstrukturen und Gewalt gegen Frauen, handfeste wie medial reproduzierte. Dass Solnit sich für die Opfer interessiert und für die strukturelle Ebene, findet Romanowski sinnvoll. Für die Rezensentin ein "kluger und zugänglicher" Aufruf zum Protest.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.10.2020

Rezensentin Marlen Hobrack sieht in diesem Sammelband den Beweis, dass Rebecca Solnit eine "große Essayistin" ist. Ihr zufolge versucht die Autorin hier mit einer Rückschau auf die eigenen Texte zu ergründen, wie sie zur Feministin wurde, schreitet dabei etliche Sexismus-Erfahrungen ab und kreiert einen "Locus communis, auf den sich jede beziehen kann" - etwa wenn sie den Drang, Frauen die Welt erklären zu wollen, als Bestandteil einer toxischen männlichen Geschlechtsrolle ausstelle.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 05.09.2020

Rezensent Peter Praschl bewundert an Rebecca Solnits Bericht über ihren Ausgang aus der nicht selbst verschuldeten Unmündigkeit, dass die Autorin ohne jeglichen Stolz auf ihre Emanzipationsgeschichte auskommt. Stattdessen spürt Praschl bei Solnit das Bewusstsein des eigenen Privilegs (und der damit verbundenen Verpflichtung), davon erzählen zu können. Wie Solnit zur "feministischen Freiheit" gelangte, erzählt die Autorin laut Praschl nicht anekdotisch, klatschselig, sondern eher indirekt, fast lyrisch, aber immer sehr persönlich.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 04.09.2020

Rezensentin Eva Hepper hält Rebecca Solnits autobiografische Texte für die Lektüre der Stunde, auch wenn die Aktivistin darin Verhältnisse im San Francisco der achtziger Jahre beschreibt und wie sie damals als junge Frau in einer männerdominierten Welt gegen frauenfeindliche Strukturen kämpfte. Die Erhebung des eigenen Selbstfindungsprozesses auf eine gesamtgesellschaftliche Ebene scheint Hepper dabei so wichtig wie brillant umgesetzt. Stark die Passagen, in denen die Autorin die eigene Sprachlosigkeit angesichts männlicher Dominanz beschreibt, und ebenso stark die Themenvielfalt im Buch, findet die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.09.2020

Rezensentin Elena Witzeck widersteht der Versuchung, Rebecca Solnits essayistischen "Augenzeugenbericht" einer Frau im San Francisco der 80er Jahre als literarisch-zeitgeschichtliches Dokument zu lesen. Stattdessen erkennt sie, dass die geschilderten Machtverhältnisse zwischen Mann und Frau nach wie vor ein Problem sind. Solnits Texte erscheinen so als pars pro toto, nicht als Anklage nach #MeToo. Die "erleuchtende Gelassenheit", mit der Solnit Probleme benennt und Frauen ermutigt, und die Systematik, mit der sie berühmte Frauen und Männer als inspirierende Quellen auftreten lässt, scheinen Witzeck bewundernswert.
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