In der
FAZ zieht Felix Ackermann den Hut vor den Holocaustforscher
Jan Grabowski und
Shira Klein, die in einer Langzeitbeobachtung
Änderungskampagnen bei Einträgen in der englischsprachigen Wikipedia zum Verhältnis von
jüdischen und nicht jüdischen Bürgern in Polen während des Zweiten Weltkriegs nachgewiesen haben. "Die beiden Forscher zeigen, wie Wikipedia-Autoren mit Pseudonymen wie Volunteer Marek, Piotrus und Poeticbent durch eine Vielzahl von kleineren Veränderungen das Bild der nicht jüdischen polnischen Gesellschaft
aufhellten, indem sie die Folgen eines weitverbreiteten Antisemitismus verringerten und die Zahl von Polen, die Juden trotz von deutscher Seite drohender Todesstrafe halfen, erhöhten. Streit entfachte sich um Formulierungen in neuralgischen Einträgen, in denen sich die Interpretationen des
polnischen Binnenverhältnisses im Angesicht der deutschen Gewaltherrschaft kristallisieren." Da man in der Wikipedia jede Änderung nachverfolgen kann, waren Klein und Grabowski erfolgreich mit ihrer Untersuchung: einige der Wikipedia-Autoren wurden für die Bearbeitung der entsprechenden Kapital gesperrt. Die Methode der beiden Forscher "sollte
in jedem Proseminar eingeübt werden", empfiehlt Ackermann.
In der
taz bekennt Mathias Geffrath, dass er wenig Ahnung von neuen Technologien wie
Chat-
GPT und ihren Auswirkungen hat - wie die meisten Menschen. "Und während Kulturkritiker und Soziologen noch versuchen zu begreifen, was da geschieht, werden die
Claims gesteckt: in der globalen Privatisierung der digitalen Infrastrukturen, im 'Chip War' zwischen den beiden Supermächten. Die KI-Revolution ist global, sie erfordert eine
globale Kontrolle - der Satz ist
wirkungsloser als die Beschlüsse der Pariser Klimakonferenz. Europa humpelt hinterher, auch das ist ein Allgemeinplatz ohne Folgen.
Belastbare Ahnungen vom Umfang kommender Arbeitslosigkeiten gibt es so wenig wie Ideen über ihre Kompensation. Politische Metaphysiker halten sich an Hölderlin: Wo aber Gefahr ist,
wächst das Rettende auch." Dazu braucht es aber mehr Diskussionen und vor allem mehr Bildung, so Greffrath. "Vor ein paar Tagen haben hundert Verbände
hundert Milliarden für Bildung gefordert. Haben Sie heute davon noch etwas gehört? Vielleicht hilft ja wirklich nur noch Festkleben."